2024-04-24T07:17:49.752Z

Interview
Richard Maierhoer (li.) packt an: Hankofenfs Teammanager will zusammen mit Trainer Gerry Huber den erneuten Klassenerhalt in der Bayernliga Süd schaffen. F: Hofer
Richard Maierhoer (li.) packt an: Hankofenfs Teammanager will zusammen mit Trainer Gerry Huber den erneuten Klassenerhalt in der Bayernliga Süd schaffen. F: Hofer

»Da sind wir schon mächtig stolz drauf«

Jahresinterview SpVgg Hankofen - Teil 1: Mit den Teammanagern Richard Maierhofer, Klaus Sturm und Cheftrainer Gerry Huber

Der Abgesang war bereits angestimmt, doch die SpVgg Hankofen unterstrich in der Saison 2016/17 erneut ihre Comeback-Qualitäten und hielt wacker die Fahnen Niederbayerns hoch. Und auch vor der laufenden Spielzeit wurde dem Dorfklub von vielen das Ende aller Bayernliga-Träume prophezeit. Doch trotz großem Verletzungspech haben es die Gäubodenkicker im Frühjahr selbst in der Hand, sich erneut das Ticket für die zweithöchste Amateurklasse Bayerns zu sichern. Es wäre dann die siebte Spielzeit in der Bayernliga. Wie machen die das im 300-Seelen-Örtchen? FuPa hat sich mit den Verantwortlichen ausführlich unterhalten und ist dem Erfolgsgeheimnis auf die Spur gegangen.
FuPa: Vor etwa zehn Jahren hat die SpVgg Hankofen mit Müh und Not die Bezirksoberliga gehalten. Rich, wenn dir damals jemand gesagt hätte, in der Spielzeit 2017/18 werdet ihr der einzige niederbayerische Bayernligist sein, was hättest du geantwortet?
Richard Maierhofer (46): Die Herausforderung nehmen wir an! Es ist ja mittlerweile unsere sechste Saison in der Bayernliga, natürlich sind wir stolz, dass wir das geschafft haben. Unser Ziel ist es, auch die nächsten Jahre in dieser für uns hochattraktiven Liga zu spielen. Die Spieler wollen das unbedingt und auch das Umfeld - man braucht sich ja nur die Zuschauerzahlen bei uns ansehen - nimmt das super an. Für uns ist es auch ganz wichtig, dass das Umfeld mitwächst. Das war am Anfang schwierig. Wir hatten eine gute Mannschaft, aber das Drumherum muss für die Spieler auch passen. Mit dem Tribünenbau usw. hat sich da schon einiges getan. Auch den Vereinen beispielsweise aus der Münchner Gegend gefällt das bzw. sie respektieren das, was wir hier am Dorf auf die Beine stellen.

In schöner Regelmäßigkeit wird euch prognostiziert: Dieses Jahr seid ihr aber fällig. Zieht ihr daraus eine Portion Extramotivation, es Jahr für Jahr allen zu zeigen?
Richard Maierhofer
: Definitiv. Man hört das immer wieder von verschiedenen Seiten, die mal wieder den Abgesang auf uns anstimmen. Uns ist es aber immer wieder gelungen, trotz regelmäßiger Abgänge im Sommer eine schlagkräftige Truppe auf die Beine zu stellen. Und ich wiederhole mich nochmal: Da sind wir schon alle mächtig stolz drauf.

Gerry, du hast im Sommer einen Riesensprung gemacht. Von der Kreis- in die Bayernliga. Wie anstrengend war für dich die Umstellung?
Gerry Huber (52): Ich hab`s nicht als schlimm oder besser gesagt anstrengend empfunden. Wer mich kennt, der weiß, dass ich der Erste bin, der kommt und der Letzte bin, der geht. Von daher spielt es eigentlich keine so große Rolle, in welcher Liga ich unterwegs bin. Klar, die Vor- und Nachbereitung ist in der Bayernliga schon ein ganz anderes Kaliber.

Wo liegen für dich persönlich die gravierenden Unterschiede im Vergleich zu den unteren Amateurklassen?
Gerry Huber: Ganz erhlich, die Trainingsarbeit in der Bayernliga ist für mich persönlich viel schöner. Weil ich weiß, jede Trainingseinheit, die ich plane, kann ich auch durchziehen. Ich muss auch so ehrlich sagen: Letztes Jahr nach dem Winter hatte ich bei Post Kagers 30 Trainingseinheiten vorbereitet, konnte aber keine einzige wie geplant durchziehen, weil einfach das Spielermaterial gefehlt hat. Das ist aber in der Klasse so, das muss man halt akzeptieren. Es ist nicht so, dass immer nur der Trainer die Spieler motivieren muss, sondern es geht auch andersrum. Es macht mir in Hankofen riesigen Spaß, weil die Spieler unwahrscheinlich motiviert sind. Wir haben eine richtig geile Truppe. Ich habe zwar in der 2. und 3. Liga als Torwarttrainer gearbeitet. Aber verantwortlich zu sein als Cheftrainer, das ist schon nochmal eine andere Nummer.

Klaus Sturm: »Der Verein ist mir ans Herz gewachsen.«

Klaus, du hast im Fußball so ziemlich alles erlebt, könntest bestimmt in einer Loge beim SSV Jahn deinen fußballerischen Ruhestand genießen. Was reizt dich an der Aufgabe beim Dorfklub Hankofen?
Klaus Sturm (72): Ich bin ja nach wie vor mit so viel Freude beim Fußball dabei. Ich habe mir nach meinem Ende beim Jahn im Jahr 2013 immer abwechselnd Hankofen und Bogen angesehen, das waren nun mal die höherklassigsten Klubs bei uns. Dadurch war ich bereits im Vorfeld des Engagements bestens über die Liga im Bilde. Die SpVgg lag an vorletzter Position als ich eingestiegen bin. Der Verein ist an mich herangetreten, was man machen könnte. Ich habe dann Vitus (Anm.d.Red.: Nagorny, Trainer in Hankofen von Sommer 2015 bis Ende 2016) mein gesamtes Wissen zur Verfügung gestellt und siehe da, wir hatten dann in der Rückrunde einen Lauf. Das war einfach toll und mir ist einfach auch der Verein ans Herz gewachsen. Da ist nix anonym, das taugt mir einfach.

In der vergangenen Saison habt ihr in der Endphase noch einmal die Reißleine gezogen...
Sturm: ...sonst wären wir nicht mehr in der Bayernliga. Das sag ich so klipp und klar. Da kann jeder denken wie er will, wenn Rich und ich nicht übernommen hätten, wären wir nicht mehr in der Liga.

Dein Freund Karsten Wettberg hat mit 75 beim Landesligisten Donaustauf angeheuert. Wird man dich nochmal als Trainer erleben?
Sturm: Nein definitiv nicht, Trainer mache ich nicht mehr. Ich könnte vielleicht noch mit dem einen oder anderen Verein Meister werden, aber das mag ich nicht mehr.

"Same procedure as ervery year": Vor der Saison musstet ihr wieder einige Leistungsträger ziehen lassen. Im Aufbau neuer Mannschaften habt ihr mittlerweile Erfahrung.
Maierhofer: Das ist jedes Jahr eine Riesenherausforderung und alles andere als gut für ein Team und einen Trainer, wenn man immer wieder eine komplett neue Truppe auf die Beine stellen muss. Das ist von zwei Faktoren abhängig: Da wäre zum einen die finanzielle Komponente. Bei dem einen oder anderen Verein können die Spieler in der Hinsicht einfach besser fahren. Zudem ist der Aufwand für Bayernliga schon enorm. Wenn man noch zur Schule geht oder studiert, ist das noch relativ gut zu stemmen. Kommt dann aber im Alter von 27 oder 28 Jahren mal der Beruf oder Familie dazu, dann wird das enorm schwierig. Da gibt`s nicht mehr viele Spieler, die bereit sind, den Aufwand zu leisten.

Dann bereitet dir der kommende Sommer wohl schon wieder Kopfzerbrechen.
Maierhofer: Unser Ziel war bzw. ist es jetzt im Winter, dass wir die Mannschaft zusammenhalten können und uns im Sommer nur punktuell verstärken müssen. Wir haben schon sehr viele Gespräche geführt und zwölf Spieler haben uns für die nächste Spielzeit bereits zugesagt. Den Jungs gefällt`s bei uns einfach und in der Bayernliga stehen sie zu einem gewissen Maß schon im Rampenlicht.

Erneuter Aderlass im Sommer? Huber: »Wir müssen mit aller Macht versuchen, diese Truppe über das Saisonende hinaus zusammenzuhalten.«

Stichwort Bayernliga: Das ist schon ein Pfund, mit dem man bei Spielern wuchern kann?
Maierhofer: Klar, das ist natürlich für uns ein Vorteil gegenüber anderen Vereinen. Ehrgeizige junge Spieler kann man schon damit locken, beim klassenhöchsten Team in der Umgebung zu spielen und sich beweisen zu können. Auf der anderen Seite ist es aber genauso: Ködert ein Regionalligist einen unserer Spieler, dann haben wir nicht unbedingt die besseren Argumente. Das ist aber wiederum eine Auszeichnung für uns, dass sich die Spieler anscheinend bei uns wohl fühlen und weiterentwickeln.

Im Gegensatz zum Vorjahr ging der Start in die Hose. Die Verletztensituation hat auch nicht unbedingt Anlass zu Optimismus gegeben. Bist du schon nervös geworden Gerry?
Huber: Stimmt schon, es war nicht einfach am Anfang. Christian Spengler, Daniel Hofer und Matthias Lazar fielen wegen ihrer Blessuren aus der Vorsaison noch aus. Mateusz Krawiec verletzte sich dann gleich in der ersten Woche. Trotzdem bin ich nicht nervös geworden und ich hatte auch das Gefühl, dass im Umfeld keiner unruhig geworden ist. Es war klar, dass es alles andere als leicht wird. Darauf haben wir uns eigestellt und haben weiter hart an uns gearbeitet.

Wie kommst du mit den "Alphatieren" im Verein zurecht?
Huber: So eine gute Zusammenarbeit habe ich noch in keinem Verein erlebt. Um mich herum sind Top-Fachleute, mit denen ich mich permanent austauschen kann. Die Zusammenstellung des Kaders ist überragend, vom Charakter und auch vom Sportlichen her passt alles. Und das stimmt mich äußerst positiv hinsichtlich unseres großen Ziels, dem Klassenerhalt.

Für die nächste Spielzeit herrscht auch schon Klarheit: Du hast deinen Vertrag bereits frühzeitig verlängert.
Huber: Dass der Verein so früh auf mich zukommt, macht mich schon ein wenig stolz. Anscheinend sind sie mit meiner Arbeit zufrieden. Ich für meinen Teil kann sagen, dass die Zusammenarbeit vom ersten Tag an gepasst hat. Und uns war dann allen schnell klar: Wir müssen mit aller Macht versuchen, diese Truppe über das Saisonende hinaus zusammenzuhalten. Die Jungs verstehen sich untereinander super. Da war für mich klar, ich muss ein Zeichen setzen. Ich kann ja nicht von den Spielern verlangen, sich frühzeitig für Hankofen zu entscheiden und ich selbst zögere und zaudere. Da muss ich schon vorangehen.

Das Interview führte Mathias Willmerdinger. Im zweiten Teil werfen wir einen Blick auf die anstehende Vorbereitung und die Frühjahrsrunde, wie sich die SpVgg Hankofen zukünftig - auch finanziell - aufstellen will und warum der niederbayerische Fußball derzeit nicht unbedingt rosige Zeiten durchlebt.



Aufrufe: 024.1.2018, 11:59 Uhr
Mathias WillmerdingerAutor