Sie sind so unersetzlich wie der Ball, dennoch haben sie meistens den schwierigsten Job auf dem Platz - die Schiedsrichter. Ohne sie gäbe es vielleicht nur halb so viele Emotionen beim Fußball und ein dauerhaft fairer Sport wäre nur schwer möglich.
In unserer Interview-Rubrik "Cuxhaven - Deine Schiris" stellen sich die Unparteiischen der Region vor und beantworten unsere Fragen.
Name: Jannes Müller
Alter: 20 Jahre
Welches war die höchste Liga, in der Du gepfiffen hast und welche Klasse pfeifst Du aktuell?
Schiedsrichter: Bezirksliga
Schiedsrichter-Assistent: Oberliga
Warst Du selbst aktiver Fussballer?
Ich habe bis zu der B-Jugend in Otterndorf Fußball gespielt. Leider haben wir nur Kreisliga gespielt. Meine meiste Zeit habe ich wohl auf der Bank gesessen. Man sagt ja immer so schön: Schiedsrichter sind gescheiterte Fußballer, so war es auch bei mir…
Wie kommst du durch die coronabedingte Fußballpause? Wie sehr vermisst du dein Hobby?
Ich komme sehr gut durch die cornabedingte Fußballpause. Seit dem ersten Lockdown bin ich fleißig am Laufen. Gestartet bin ich im März mit 4km und mein Ziel habe ich am 20. September und 23. Dezember erreicht: An diesen beiden Tagen bin ich meinen ersten bzw. meinen zweiten Marathon gelaufen!
Meine Hobbys vermisse ich zurzeit sehr stark. Die Schiedsrichterei hat sich mittlerweile zu 100% in meinem Leben etabliert. Ich arbeite jeden Tag an meinem Traum. Ich freue mich schon riesig, wenn es wieder losgeht!
Was hat dich dazu bewegt Schiedsrichter zu werden?
Seit meinem achten Lebensjahr habe ich selbst aktiv Fußball gespielt und tue es auch heute noch. Zwar nicht mehr aktiv im Verein, aber mit meinen Kumpels unter der Woche. Fußball war schon früh meine große Leidenschaft. Zudem hatte ich immer einen ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit. Daher wollte ich selbst dazu beitragen, durch eine gerechte Spielführung das Spiel besser zu machen. Ich wollte Verantwortung übernehmen und mich nicht aus Verärgerung über die eigene Leistung als Spieler über den Schiedsrichter aufregen.
Als ich dann 13 Jahre alt war, habe ich mich bei einem Schiedsrichterlehrgang angemeldet und habe schnell verstanden, dass hinter dieser Materie weit mehr steckt, als nur ein Spiel zu pfeifen. Dies betrifft speziell den Bereich der Persönlichkeitsentwicklung. Heute kann ich sagen: Schiedsrichter zu werden, war das Beste, was mir hätte passieren können!
Hast du ein Schiedsrichter-Vorbild?
Mein Schiedsrichter-Vorbild ist Felix Zwayer. Felix stahlt für mich eine starke Persönlichkeit und einen großen Fair-Play-Gedanken aus. Zudem ist er ein netter Mann, den ich nach einem Bundesliga-Spiel in Wolfsburg getroffen habe.
Was waren die Highlights deiner Schiedsrichter-Karriere?
Meine größten beiden Highlights waren auf jeden Fall im Jahr 2015 und 2020. Vor ca. 6 Jahren war ich Schiedsrichter-Assistent im Endspiel des Mahrenholz-Cups in Wanna. Die Partie lautete FC Eintracht Cuxhaven vs Rot Weiss Cuxhaven. Gepfiffen hat der damalige Regionalliga-Schiedsrichter Axel Martin, der nun in der Talentsichtung mein Verbandsschiedsrichter-Lehrwart ist. Im Sommer 2020 war ich dann mit Carsten Wessel und Mika Jungclaus beim Vorbereitungsspiel zwischen SV Drochtersen/Assel und HSC Hannover (beides zwei Regionalliga-Nord Mannschaften). Dieses Spiel war für mich auch ein sehr schönes Spiel, da ich zum ersten Mal mit Headset gepfiffen habe. Das hat mich so beeindruckt, dass ich seit gut 2 Monaten auch ein Headset nutze.
Was waren deine schlimmsten Erlebnisse als Schiri?
Am 16.09.2017 habe ich das A-Jugendspiel zwischen JSG Sahlenburg/Altenwalde und JFV Staleke gepfiffen, wo sich ein Spieler der Heimmannschaft nach 8 Minuten das Schien- und Wadenbein gebrochen hat. Ich war von dieser Situation noch einige Wochen schockiert. Zum Glück kann der Spieler heute wieder Fußball spielen.
Mit Spielern/ Funktionären hatte ich bisher selten Probleme. Natürlich hat man manchmal zwei Meinungen zu einer Situation, was zum Fußball aber auch dazugehört.
Denkst du nach dem Spiel noch viel über heikle Situationen nach?
Ich versuche jede Situation immer perfekt sehen zu können. Leider gelingt es mir nicht in jedem Spiel. Falls die Situation dann abgeschlossen ist, konzentriere ich mich wieder auf die neue Aufgaben. Sofern das Spiel bei FuPa bzw. bei SportTotal gezeigt wird, analysiere ich jedes Spiel mit meinem Team, um am darauf folgenden Wochenende wieder bestmöglich vorbereitet zu sein. Außerdem bin ich vor der Pandemie immer gerne ins Stadion gefahren, um die Bundesliga-Schiedsrichter und deren vermittelte Autorität zu beobachten.
Fallen dir ein paar lustige Anekdoten aus deiner Schiedsrichterlaufbahn ein?
Lustige Anekdoten fallen mir direkt jetzt nicht ein. Vor dem Spiel hören wir Pietro Lombardi, um uns zu motivieren. Ganz liebe Grüße an Moritz, Moritz und Jan-Marten. Ich freue mich schon auf die dritte Halbzeit in der Kabine. Natürlich darf die Currywurst mit Pommes da nicht fehlen :-).
Welche Ratschläge würdest du Interessierten/Neulingen geben?
Wie ich bereits in Frage 2 gesagt habe, ist die Schiedsrichterei das Beste, was mir je passiert ist. Daher kann ich jedem Fußballliebhaber empfehlen, Schiedsrichter zu werden. Egal, ob 14 Jahre oder 58 Jahre, jeder kann Schiedsrichter werden. Als erstes nimmst du an einem Anwärterlehrgang teil, wo dir das Regelwerk näher gebracht wird. Anschließend bist du nach erfolgreicher Prüfung Schiedsrichter.
Wichtig war es für mich immer, ein sicheres Auftreten zu haben. Kein Mensch nimmt dir eine Entscheidung ab, wenn du nicht zu 100% dahinter stehst. Mindestens einmal im Spiel habe ich eine Situation, in der ich keinen super Blick auf diese Situation habe. Wenn ich dann ohne Assistenten pfeife, muss ich in wenigen Sekunden entscheiden. Dieses Selbstvertrauen kommt mit der Erfahrung, deshalb Tipp Nr. 2 für Neulinge: Versucht mindestens 2x die Woche zu pfeifen, um Erfahrung zu sammeln. Zudem meldet euch gerne bei eurem Ansetzer, dass er euch öfter ansetzt.
Hast du einen Ratschlag/eine Bitte an Spieler und Funktionäre?
Natürlich ist jedes Spiel für beide Mannschaften sehr wichtig und mit entsprechenden Emotionen geknüpft, dennoch würde ich mir mehr Respekt und Einsicht von Spielern und Funktionären wünschen. Eine Entscheidung ist immer mit zwei Meinungen verbunden, dies müssen wir immer in Bruchteil von Sekunden entscheiden.
Welche Regel würdest du gerne ändern?
Ich würde die Handspiel-Regel ändern, da sie in den vergangenen Jahren jährlich ein wenig geändert worden ist. Für mich persönlich, wahrscheinlich auch für viele andere Fußballliebhaber, ist die Handspiel-Regel ein sehr undurchsichtiges Thema. Ich würde mir wünschen, dass die Regel ein wenig vereinfacht wird.
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