Seit einiger Zeit ist Christoph Krappmann ein gefragter Mann in der Stadt. Nein, weder der 1. FC Nürnberg, noch einer der Landesligisten haben bei ihm angeklopft. Der Innenverteidiger, den manche für den besten der Bezirksliga halten, ist derzeit ohnehin verletzt. In der Disco, sagt der 24-Jährige, „kommen momentan immer wieder Leute zu mir und wollen Bilder machen“. Diese Menschen haben Christoph Krappmann aber meist noch nicht auf dem Fußballplatz gesehen, sie sehen in ihm viel mehr einen anderen Fußballer als den, den er für den FC Bayern Kickers gibt.
„Meine langen Haare sind mein Markenzeichen“, sagt Krappmann. „Viele sagen, ich sehe aus wie Zlatan Ibrahimovic.“ Die Partygänger in der Disco denken das auch, seit er die Haare nicht mehr offen, sondern zum Zopf gebunden trägt. „Große Nase, der Zopf, der Bart — der Ibrahimovic hat nur deutlich mehr Kilos drauf als ich“, sagt er, ganz nüchtern. Für seine 197 Zentimeter Größe ist Christoph Krappmann tatsächlich vergleichsweise leicht, „früher waren es so 78, mittlerweile sind es knapp 82 Kilogramm“. Zlatan Ibrahimovic wiegt, so sagt es das Internet, 95 Kilogramm, allein das Selbstvertrauen des Schweden dürfte einen Zentner ausmachen.
An Selbstvertrauen mangelt es auch Christoph Krappmann nicht — aber der beste Innenverteidiger? „Da gibt es schon noch ein paar andere“, findet er, „den Tommy Kind von der Spielvereinigung Erlangen zum Beispiel“. Und außerdem: Jeder Spieler sei dann doch nur so gut wie seine Mitspieler. Viele Gegenspieler würden ihn wegen seiner doch eher schmalen Statur unterschätzen, vermutet
Krappmann, „aber ich weiß meinen Körper schon einzusetzen“. Und dann sind da noch diese langen Beine, die so mancher ebenfalls unterschätzt. „Die denken, sie sind schon vorbei – und dann angel’ ich mir noch den Ball.“ Seiner Lieblingsbeschäftigung, den Stürmern den Ball vom Fuß zu angeln, konnte Christoph Krappmann zuletzt aber nicht mehr nachgehen. Seit der Winterpause hat er kein Spiel mehr gemacht für die Bayern Kickers, die sich im Aufstiegskampf der Bezirksliga trotzdem wacker schlagen. Seit September vergangenen Jahres plagen ihn immer wieder Adduktorenprobleme, „manchmal denke ich mir, ich hätte mir lieber die Bänder gerissen“. So aber weiß er nicht, wie lange es dauern wird, bis er wieder Fußball spielen kann. Der Arzt sagte zwölf Tage, der Physiotherapeut vier Wochen, für Krappmann fühlt sich jedes Spiel ohne ihn an wie eine Ewigkeit.
Unsere Ultras, sagt er, „die Alteingesessenen, die jedes Spiel da sind, fragen mich ständig, wann ich wieder zurückkomme“. Ärgerlich sei die Situation freilich, vor allem, „weil ich sehe, wie das Team aufsteigen will – und ich muss zuschauen“. Mitzuhelfen, doch noch auf Rang zwei zu springen, das wäre derzeit sein Traum. Der wird aber nicht in Erfüllung gehen. Denn Christoph Krappmann hat schon mit dieser Saison abgeschlossen, „ich habe ja jetzt ewig nichts mehr gemacht und müsste auch erst mal wieder fit werden“.
Sollte es mit dem Aufstieg klappen, wird seine Mannschaft das Abenteuer Landesliga ohnehin ohne ihren besten Innenverteidiger angehen müssen. Ende Juli wird der mit seinen langen Beinen stundenlang im Flugzeug sitzen – und so schnell nicht mehr wiederkommen. San Diego, Kalifornien, USA, Auslandssemester sind die Stichworte. „Internationale Produktionstechnik“ studiert Krappmann an der Friedrich-Alexander-Universität, „das geht in Richtung Maschinenbau“. Gerade macht er seinen Master, so ein Auslandsaufenthalt macht sich gut im Lebenslauf, findet Krappmann.
Erst im Januar wird er zurückkehren nach Nürnberg. Die Landesliga-Saison wäre dann schon in der Winterpause, aber eigentlich reicht ihm auch seine Bezirksliga. „Das Niveau ist gut. Klar will man es auch mal in der Landesliga probieren, aber da ist der Aufwand schon wieder größer, weil man weiter fahren muss“, sagt Christoph Krappmann. Und womöglich wollen dann bald nur noch mehr Menschen Fotos mit einem machen.
Christoph Krappmann macht es wie seine Vorbilder Mats Hummels und Jerome Boateng und schlägt einen weiten Ball zu Erman Elibol vom FC Stein. „Gegen den habe ich schon so oft gespielt und es ist beeindruckend, was er drauf hat, obwohl er nicht mehr der Jüngste ist.“