2024-05-17T14:19:24.476Z

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"Große Nase, der Zopf, der Bart": Chris­toph Krappmann im Einsatz. F.: Zink
"Große Nase, der Zopf, der Bart": Chris­toph Krappmann im Einsatz. F.: Zink

Christoph Krappmann: Der Ibrahimovic der Nachtwelt

Nürnbergs Fußballer: Der Innenverteidiger hält, wenn er denn fit ist, die Abwehr des FC Bayern Kickers zusammen - und hat zudem Ähnlichkeit mit einem Star

Nürnbergs Fußballer, das sind viele kleine Geschichten, die der Amateur­fußball schreibt. In unserer Serie sam­meln wir sie — vom Knoblauchsland bis zum Fernsehturm. Diesmal mit Christoph Krappmann von den Bay­ern Kickers, dem besten Innenverteidi­ger der Bezirksliga. Sagen Experten.

Seit einiger Zeit ist Christoph Krappmann ein gefragter Mann in der Stadt. Nein, weder der 1. FC Nürn­berg, noch einer der Landesligisten haben bei ihm angeklopft. Der Innen­verteidiger, den manche für den bes­ten der Bezirksliga halten, ist derzeit ohnehin verletzt. In der Disco, sagt der 24-Jährige, „kommen momentan immer wieder Leute zu mir und wol­len Bilder machen“. Diese Menschen haben Christoph Krappmann aber meist noch nicht auf dem Fußball­platz gesehen, sie sehen in ihm viel mehr einen anderen Fußballer als den, den er für den FC Bayern Kickers gibt.

„Meine langen Haare sind mein Mar­kenzeichen“, sagt Krappmann. „Viele sagen, ich sehe aus wie Zlatan Ibrahi­movic.“ Die Partygänger in der Disco denken das auch, seit er die Haare nicht mehr offen, sondern zum Zopf gebunden trägt. „Große Nase, der Zopf, der Bart — der Ibrahimovic hat nur deutlich mehr Kilos drauf als ich“, sagt er, ganz nüchtern. Für seine 197 Zentimeter Größe ist Christoph Krappmann tatsächlich vergleichswei­se leicht, „früher waren es so 78, mitt­lerweile sind es knapp 82 Kilo­gramm“. Zlatan Ibrahimovic wiegt, so sagt es das Internet, 95 Kilogramm, allein das Selbstvertrauen des Schwe­den dürfte einen Zentner ausmachen.

Jedes Spiel eine Ewigkeit

An Selbstvertrauen mangelt es auch Christoph Krappmann nicht — aber der beste Innenverteidiger? „Da gibt es schon noch ein paar andere“, findet er, „den Tommy Kind von der Spiel­vereinigung Erlangen zum Beispiel“. Und außerdem: Jeder Spieler sei dann doch nur so gut wie seine Mitspieler. Viele Gegenspieler würden ihn wegen seiner doch eher schmalen Statur unterschätzen, vermutet

Krappmann, „aber ich weiß meinen Körper schon einzusetzen“. Und dann sind da noch diese langen Beine, die so mancher ebenfalls unterschätzt. „Die denken, sie sind schon vorbei – und dann angel’ ich mir noch den Ball.“ Seiner Lieblingsbeschäftigung, den Stürmern den Ball vom Fuß zu an­geln, konnte Christoph Krappmann zuletzt aber nicht mehr nachgehen. Seit der Winterpause hat er kein Spiel mehr gemacht für die Bayern Kickers, die sich im Aufstiegskampf der Be­zirksliga trotzdem wacker schlagen. Seit September vergangenen Jahres plagen ihn immer wieder Adduktoren­probleme, „manchmal denke ich mir, ich hätte mir lieber die Bänder geris­sen“. So aber weiß er nicht, wie lange es dauern wird, bis er wieder Fußball spielen kann. Der Arzt sagte zwölf Ta­ge, der Physiotherapeut vier Wochen, für Krappmann fühlt sich jedes Spiel ohne ihn an wie eine Ewigkeit.

Unsere Ultras, sagt er, „die Alteinge­sessenen, die jedes Spiel da sind, fra­gen mich ständig, wann ich wieder zurückkomme“. Ärgerlich sei die Situation freilich, vor allem, „weil ich sehe, wie das Team aufsteigen will – und ich muss zuschauen“. Mitzuhel­fen, doch noch auf Rang zwei zu sprin­gen, das wäre derzeit sein Traum. Der wird aber nicht in Erfüllung gehen. Denn Christoph Krappmann hat schon mit dieser Saison abgeschlos­sen, „ich habe ja jetzt ewig nichts mehr gemacht und müsste auch erst mal wieder fit werden“.

"Klar will man es auch mal in der Landesliga probieren"

Sollte es mit dem Aufstieg klappen, wird seine Mannschaft das Abenteuer Landesliga ohnehin ohne ihren besten Innenverteidiger angehen müssen. Ende Juli wird der mit seinen langen Beinen stundenlang im Flugzeug sit­zen – und so schnell nicht mehr wie­derkommen. San Diego, Kalifornien, USA, Auslandssemester sind die Stich­worte. „Internationale Produktions­technik“ studiert Krappmann an der Friedrich-Alexander-Universität, „das geht in Richtung Maschinen­bau“. Gerade macht er seinen Master, so ein Auslandsaufenthalt macht sich gut im Lebenslauf, findet Krapp­mann.

Erst im Januar wird er zurückkeh­ren nach Nürnberg. Die Landesliga-Saison wäre dann schon in der Winter­pause, aber eigentlich reicht ihm auch seine Bezirksliga. „Das Niveau ist gut. Klar will man es auch mal in der Lan­desliga probieren, aber da ist der Auf­wand schon wieder größer, weil man weiter fahren muss“, sagt Christoph Krappmann. Und womöglich wollen dann bald nur noch mehr Menschen Fotos mit einem machen.

Christoph Krappmann macht es wie sei­ne Vorbilder Mats Hummels und Jero­me Boateng und schlägt einen weiten Ball zu Erman Elibol vom FC Stein. „Gegen den habe ich schon so oft gespielt und es ist beeindruckend, was er drauf hat, obwohl er nicht mehr der Jüngste ist.“

Aufrufe: 06.5.2016, 12:59 Uhr
Michael Fischer (NN)Autor