Christian Preußer: "Ein Ansporn, noch besser zu werden"
BZ-Interview mit Trainer Christian Preußer über die Erfolgsserie des SC Freiburg II und den Weg zurück in die Regionalliga
Die zweite Mannschaft des SC Freiburg dominiert die Oberliga: Seit 630 Minuten wurde Torhüter Kai Eisele nicht mehr bezwungen, mit sieben Siegen in Folge erklomm der Sportclub die Tabellenspitze. Doch Trainer Christian Preußer bleibt bescheiden. Im Interview mit Dominik Hassel ordnet der Coach die aktuelle Serie ein und spricht über die bevorstehende Rückkehr von Routinier Ivica Banovic.
BZ: Nach 13 Spieltagen führen Sie die Tabelle der Oberliga an. Überrascht Sie die Dominanz nach dem Umbruch?
Preußer: Wir haben vor der Saison gesagt, dass wir die Spieler weiterentwickeln und mannschaftlich erfolgreich Fußball spielen möchten. Klar, die aktuelle Siegesserie ist beeindruckend, aber damit konnte keiner rechnen. Ich würde Erfolg in unserer Situation jedoch nicht primär an Ergebnissen messen. Mich freut am meisten, dass wir uns als Mannschaft gefunden haben und immer enger zusammenrücken. Die Serie ist ein schöner Nebeneffekt, wäre aber ohne harte Arbeit nicht möglich. Der Erfolg ist ein Ansporn, noch besser zu werden.
BZ: Sie gelten in der Liga als Favorit.
Preußer: Das spielt für uns keine große Rolle. Das Spiel am Wochenende gegen Reutlingen wird nicht anders, nur weil wir jetzt sieben Spiele ohne Gegentor gewonnen haben.
BZ: Aber die Anforderungen sind andere als in der letzten Saison, oder?
Preußer: Die Gegner stehen tiefer. Wir müssen Offensivlösungen entwickeln, und das beeinflusst natürlich die Trainingsarbeit. 30 Tore in 13 Spielen zeigen, dass wir auf einem sehr guten Weg sind.
BZ: Inwiefern prägt die Erfolgswelle die jungen Spieler in ihrer Entwicklung?
Preußer: Selbstvertrauen ist der Schlüssel, das merken die Spieler. Momentan fällt das Fußballspielen leichter. Von außen sieht es vielleicht einfacher aus, als es tatsächlich ist. Die große Aufgabe ist, sich von Ergebnissen freizumachen und auf dem Boden zu bleiben. Das Augenmerk liegt auf dem Spiel an sich, auf jedem Pass, Laufweg, Zweikampf. Wir sind sehr kritisch mit den Jungs. Aber die Mannschaft ist aufmerksam und lernwillig.
BZ: Eine Lehre aus dem Abstieg war: Ohne Stabilisatoren geht’s nicht. Leidet darunter die Entwicklung eigener Talente?
Preußer: Nein, im Gegenteil: Wir können sie nun behutsamer heranführen. Im Training profitieren sie von der Erfahrung der Neuzugänge. Und auch neben dem Platz können sie sich an älteren Spielern wie Felix Roth, Matti Langer und Ivica Banovic orientieren.
BZ: Banovic spielte in dieser Saison noch keine einzige Minute. War die Investition in den Routinier richtig?
Preußer: Auf jeden Fall! Er hatte lange Zeit Achillessehnenprobleme, ist aber seit zwei Wochen wieder im Training und kämpft sich mit Zusatzschichten zurück. Auch das ist etwas, was für die jungen Spieler lehrreich sein kann. Schon bald wird Ivica für uns eine Alternative sein. Auch menschlich bereichert er uns.
BZ: Was sind die Faktoren des Erfolgs?
Preußer: Die Mannschaft ist charakterlich gefestigt, wir sind wirklich eine Einheit und trainieren intensiv und detailliert. Auch die Profis, die bei uns Spielpraxis bekommen, übernehmen Verantwortung und nehmen die Oberliga gut an. Das ruhige Umfeld im Verein und in der Fußballschule hilft uns sicherlich auch.
BZ: Wie beurteilen Sie die Leistung der Toptorjäger Felix Roth und Kai Brünker?
Preußer: Beide sind enorm wichtig für uns. Felix erzielt wichtige Tore zum 1:0, hat unglaublich viele Ballkontakte. Kai ist ein enorm leidenschaftlicher, ehrgeiziger und fleißiger Spieler. Sieben Tore sind eine gute Quote. Die gesamte Mannschaft hat daran aber ihren Anteil.
BZ: Mittlerweile spielt auch Charles-Elie Laprevotte eine tragende Rolle, obwohl er eigentlich ausgeliehen werden sollte …
Preußer: Elie ist vollwertiges Mitglied der Mannschaft. Natürlich hat er den Anspruch, Stammspieler nicht nur in der Oberliga zu sein. Ich wünsche ihm, dass er seine persönlichen Ziele erreicht.
BZ: Hand aufs Herz: Ist der Aufstieg jetzt das offizielle Ziel?
Preußer: Wir haben ein sehr gutes Team, aber im Moment empfiehlt es sich nicht, über das Saisonende zu sprechen. Momentan kristallisiert sich zwar eine Spitzengruppe heraus, aber erst die letzten sieben, acht Spiele sind für ein finales Tabellenbild entscheidend. Bis dahin wollen wir kontinuierlich besser werden.
Zur Person: Christian Preußer (32) trainiert seit dieser Spielzeit die Zweite des SC Freiburg in der Oberliga. Zuvor war er beim Drittligisten Rot-Weiß Erfurt tätig, wo er die Fußballschule leitete und erst die U19, später dann die Profis trainierte. In der aktuellen Saison holte er im Schnitt 2,38 Punkte.