Calcio: Finales Hurra im Gmünder Dampfkessel

Wer sich an Körpersprache orientiert, der hätte am Samstag seine Mühe gehabt mit dem Mann. In dem Moment, in dem das Stadion zum emotionalen Dampfkessel wurde, hatte Francesco Di Frisco die Hände in den Hosentaschen stecken und schlenderte offenbar unbeeindruckt am Spielfeldrand entlang – gerade so, als befände er sich auf einem gemütlichen Wochenend-Spaziergang im lauschigen Grün. Immerhin: ein Kopfschütteln verriet, dass innerlich auch den Trainer etwas bewegte.

Abstauber von Weber zum Ausgleich

Andere nahmen das Finish im Verbandsliga-Spiel zwischen dem 1. FC Normannia Gmünd und Di Friscos Kickern von Calcio Leinfelden-Echterdingen weniger cool. Und so musste der Coach aufpassen, dass er nicht von seinen eigenen Leuten über den Haufen gerannt wurde. Ersatzspieler, Teambetreuer, sonstige Mannschaftverantwortliche – sie alle stürmten mit wildem Hurrageschrei auf den Rasen. Es lief die sechste Minute der Nachspielzeit, als es doch noch passiert war. Ein letzter von Thomas Scheuring hoch in den gegnerischen Strafraum gedroschener Ball, eine Kopfballverlängerung von Gentian Lekaj, ein Abstauber von Max Weber, und drin war die Kugel. Endstand: 2:2. Auf den letzten Drücker hatten die Echterdinger somit ihre nächste Auswärtsniederlage verhindert und noch einen Punkt gewonnen. Oder musste das Fazit trotzdem eher lauten: zwei Zähler verloren?

Di Frisco brauchte für die Antwort nicht lang zu überlegen. „Vor dem Spiel wäre ich mit einem Unentschieden zufrieden gewesen. Betrachte ich nun die komplette Begegnung, bin ich enttäuscht“, sagte er. Alles in allem hat sich nämlich die Geschichte der Seinen fortgesetzt. Gezeigte Leistungen und Punktestand, betriebener Aufwand und Ertrag – es sind verflixte Komponenten, die bei den Echterdingern in dieser Saison weiter nicht so recht zusammenpassen wollen. Gemessen am Potenzial des Kaders und den bisherigen Darbietungen, mutet es aberwitzig an, dass der Filderclub in der Tabelle nach wie vor in der Abstiegszone vor sich hindümpelt. Zugleich ist dies aber auch Ausdruck dessen, dass bei allen positiven Grundeindrücken nach dem personellen Umbruch vom Sommer eben noch zu viele Details schief gehen.

Defensive als Problem

Zum einen bleibt die Defensive als Problem. Bezeichnenderweise hat Calcio in zehn Pflichtpartien des Wettbewerbsjahrs 2017/2018 kein einziges Mal zu Null gespielt. Im Schnitt weist die Statistik üppige 2,3 Gegentreffer pro Kräftemessen aus. „Da machen wir es den Gegnern zu leicht“, weiß Di Frisco. Die aktuelle Folge: ein Gmünder Doppelschlag in Hälfte eins. Erst durfte der Gastgeber-Kapitän Stephan Fichter den Ball nach einer Ecke über die Linie drücken. Dann versäumte es Dimitrios Vidic, Gmünds Besten, Fabian Kolb, am Flanken zu hindern. Im Zentrum bedankte sich Simon Knecht für die Mustervorlage ebenfalls per Kopf.

Zum anderen fehlt es dem Echterdinger Angriffsspiel unverändert an Effizienz. Und so kam es, dass die Gäste nach dem Seitenwechsel das Geschehen dann zwar zunehmend dominierten. Mittels eines forcierten Flügelspiels nahmen sie den Gegner in den Schwitzkasten. Lob dabei für den vorherigen Unglücksraben Vidic, dem Di Frisco nach eigener Ausssage in der Pause Feuer unter dem Hintern gemacht hatte. „Ich habe ihm gesagt: komm jetzt zu Dir, oder Du landest auf der Bank“, berichtete der Trainer. Lob nicht minder für Bastian Joas, dessen Einwechslung Schwung brachte. Und Lob ebenso für den Spielführer Gökhan Gümüssu, der bei seinem Startelf-Comeback nach mehrwöchiger Verletzungspause gleichermaßen als energischer Zweikämpfer wie als kluger Ballverteiler gefiel.

Elfmeter-Fehlschuss von Miftari

Jedoch: mehr und mehr lief den Erwähnten bei ihrer Aufholjagd zugleich die Zeit davon. Denn außer einem Flachschuss des erneut umtriebigen Gentian Lekaj zum Anschlusstor kam lange nichts Zählbares heraus. Auch deshalb, weil jener Akteur, der vor Wochenfrist beim 4:1 gegen Pfullingen noch zusammen mit Lekaj Matchwinner gewesen war, diesmal einen eher trüben Tag erwischte. Shkemb Miftari vergab die größte von zahlreichen Calcio-Chancen. Einen an Lekaj verursachten Elfmeter trat der Torjäger so matt und unplatziert, dass der Gmünder Keeper Yannick Ellermann locker zupacken konnte.

„Trifft er da, gewinnen wir“, war Di Frisco überzeugt. So stand am Ende vor den Augen des Ex-VfB- und Ex-Gmünd-Coachs Alexander Zorniger sowie der Skisprung-Weltmeisterin Carina Vogt Auswärtsauftritt Nummer vier ohne Sieg. Und so hatte die Partie zumindest eine Szene, in welcher doch auch die Körpersprache Di Friscos einen erhöhten Blutdruck erkennen ließ – in diesem Fall freilich ohne freudigen Anlass. Der 30-Jährige schlug nach Miftaris Fehlschuss die Hände vors Gesicht.

Die ausführliche Tabelle nach dem achten Spieltag

1. FSV Hollenbach (Ab) 8 6 1 1 18 : 7 11 19 2. Sportfreunde Dorfmerkingen (Auf) 8 5 2 1 22 : 9 13 17 3. TSG Tübingen (Auf) 8 4 4 0 18 : 13 5 16 4. TSV Ilshofen 1862 8 5 0 3 10 : 5 5 15 5. TSV Essingen 8 4 2 2 19 : 14 5 14 6. FC Wangen 8 4 1 3 13 : 15 -2 13 7. VfB Neckarrems-Fussball 8 3 2 3 12 : 14 -2 11 8. VfL Sindelfingen 8 3 1 4 18 : 15 3 10 9. 1. FC Normannia Gmünd 8 2 4 2 13 : 15 -2 10 10. TSG Öhringen (Auf) 8 2 3 3 15 : 20 -5 9 11. FC 07 Albstadt 8 2 3 3 12 : 17 -5 9 12. Calcio Leinfelden-Echterdingen 8 2 2 4 14 : 15 -1 8 13. VfL Pfullingen 8 2 2 4 14 : 17 -3 8 14. SSV Ehingen-Süd (Auf) 8 2 1 5 13 : 17 -4 7 15. SKV Rutesheim (Auf) 8 2 1 5 15 : 21 -6 7 16. Sportfreunde Schwäbisch Hall 8 1 1 6 6 : 18 -12 4

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