2024-05-29T12:18:09.228Z

Allgemeines
Foto: Verein
Foto: Verein

Borussia Bocholt trotzt der Spanner-Affäre

Bei dem Bocholter Fußballverein hat ein Funktionär andere Mitglieder in der Dusche gefilmt. Der Klub ist um Aufklärung bemüht und hat die Mitglieder früh informiert. Die honorieren die Ehrlichkeit mit Vereinstreue.rn

Du ziehst dich in der Sportumkleide um, stehst nach dem Training unter der Dusche und ohne dass du es merkst, filmt und beobachtet dich jemand. Das unbehagliche Gefühl, dass genau so etwas passieren könnte, hatten sicherlich schon viele Vereinssportler oder Besucher von Fitnesscentern. In der Regel legt man diese Gedanken aber schnell beiseite, weil es doch recht unwahrscheinlich ist – und weil man sich bei seinem Verein dann doch ganz sicher fühlt, weil irgendwie alle eine große Familie im Verein sind, der man Vertraut.

Aber Vereine können es nie gänzlich ausschließen, dass doch jemand unerlaubt in die Privat- und Intimsphäre der Sportlerinnen oder Sportler eindringt. Das musste jetzt auch der BV Borussia Bocholt feststellen. Einige Spielerinnen hatten den Verdacht, dass ein Funktionär ihres Vereins sie durch die Fenster des Duschraumes beobachtet. Sie äußerten ihre Befürchtungen. Der Verein reagierte. Keine 24 Stunden später erwischten die Frauen und weitere Vereinsmitglieder den Mann und überführten ihn. Die Polizei ermittelt seitdem. Einige Fußballerinnen haben Anzeige erstattet.

Der Verdächtige hatte offenbar ein Loch in die Milchglasfolie vor dem Fenster gekratzt und die Frauen und Mädchen dadurch gefilmt. Ein Schock für die Fußballerinnen und den ganzen Verein. Dessen Vorstand machte das Ganze schnell öffentlich, informierte die Sportlerinnen und die Eltern der Kinder, die bei dem Verein trainieren. Auch auf der Vereins-Homepage schilderte der Vorstand den Vorfall. „Wir haben unser Vorgehen von Anfang an eng mit der Polizei abgesprochen. Uns war es wichtig, sehr transparent und offen damit umzugehen. Irgendwas zu verheimlichen, kam gar nicht in Frage“, sagt der Vorsitzende des BV Borussia Bocholt, Maximilian Schröer. Die betroffenen Frauen und Mädchen seien sehr tapfer gewesen. Der Vorstand hat seinen Mitgliedern Gesprächangebote gemacht, damit sie ihre Sorgen ausdrücken können. „Manchmal tut es einfach gut, wenn man gemeinsam darüber reden kann“, sagt Schröer.

In der vergangenen Woche hatte der Verein daher auch zu einem Informationsabend eingeladen. Vor allem, um noch mal die Fragen der Eltern zu beantworten, die sich Sorgen machen, was ihren Kindern genau passiert ist. „Es ist keine Hysterie ausgebrochen. Alle gehen sehr professionell mit dem Thema um. Leider kann man sich als Verein nicht richtig vor solchen Situationen schützen. Das hat auch die Polizei betont“, sagt der Vorsitzende. Austritte habe es wegen der Affäre bisher keine gegeben, sagt Schröer. Er sieht darin auch ein Zeichen, dass der Verein sein Möglichstes getan hat, um über die Straftat aufzuklären.

Aufrufe: 026.3.2019, 20:01 Uhr
RP / Christina RentmeisterAutor