2024-06-04T08:56:08.599Z

Interview
Jubelt nur noch bis zum Sommer bei Union an der Seitenlinie: Hardy Stricker (links). Foto: Dieter Kremer
Jubelt nur noch bis zum Sommer bei Union an der Seitenlinie: Hardy Stricker (links). Foto: Dieter Kremer

"Bin enttäuscht, aber nicht vor den Kopf gestoßen"

Union Lohnes scheidender Trainer Hardy Stricker im Gespräch

Sechs Jahre ist er Trainer beim SV Union Lohne, am Saisonende gehen der Klub und Trainer Hardy Stricker getrennte Wege. Im Interview mit FuPa sagt der 42-jährige Coach, warum für ihn ein Rücktritt im Winter keine Option ist. Außerdem zieht Stricker ein positives Fazit.

Herr Stricker, der SV Union Lohne hat Ihnen am Montag mitgeteilt, dass sich am Saisonende die Wege trennen werden. Wie hat sich das angefühlt?

Natürlich ist man erst mal enttäuscht und immer irgendwie überrascht, – vor allem unangenehm – dass es nicht weitergehen soll. In den letzten Monaten habe ich mich auch schon sehr viel mit dem Thema beschäftigt. Deswegen kann ich die Entscheidung des Vereins auch nachvollziehen. Es ist okay. Ich fühle mich nicht total vor den Kopf gestoßen.

Hat sich diese Entscheidung in den letzten Wochen angedeutet?

Die Gespräche finden ja immer im Winter statt. Wir haben auch schon mal zusammen gesessen. Man muss da natürlich auf einen Nenner kommen. Und wir waren nicht immer auf einem Nenner. Es gibt auch immer unterschiedliche Sichtweisen. Letztendlich ist die Entscheidung gefallen. Der Verein hat die Entscheidung übernommen. Deswegen ist das auch völlig okay.

Verstehen Sie den Schritt?

Ich will nicht sagen, dass man damit gut leben kann, weil ich sechs Jahre im Verein bin und an dem Verein hänge. Dann ist es immer schwierig zu gehen. Egal, ob im positiven oder im negativen Sinne. Für mich ist das jetzt positiv. Es ist immer besser, nicht rausgeschmissen zu werden. Das sehe ich jedenfalls so. Ich habe immer alles gegeben und alle Energie, die ich hatte, da reingesteckt. Sehr, sehr viel Energie und Zeit reingesteckt. Viel mehr als das, was ich sicherlich hätte machen müssen. Aber das ist auch völlig in Ordnung. Das habe ich auch gerne gemacht.

Haben Sie darüber nachgedacht, jetzt schon im Winter aufzuhören?

Das kommt für mich überhaupt nicht in Frage. Warum auch? Wieso soll ich die Mannschaft jetzt im Stich lassen. Wir haben ein gutes Verhältnis. Wir stehen zwar nicht da, wo wir stehen wollen. Aber letztendlich geht es nicht darum, wo ich hätte sein wollen, sondern immer um den Verein. Und wir sind wieder in einer guten Spur. Wir haben sicherlich nicht das geholt, was wir hätten holen können. Wir haben viele Punkte liegen lassen. Aber das hatte weniger mit dem Charakter der Mannschaft zu tun, sonder das hatte andere Gründe. Und die kenne ich. Da möchte ich mir auch überhaupt nichts nachsagen lassen. Das wird es auch nicht geben – von meiner Seite auf jeden Fall nicht. Im Fußballgeschäft kommen Trainer und gehen Trainer. Und irgendwann ist man auch mal selber dabei. Da braucht man auch nicht lange nachkarten. Ich freue mich auf die kommenden Aufgaben und warte erstmal ab, was passiert. Ob ich im nächsten Jahr überhaupt etwas mache, wird man dann sehen. Das hängt auch immer davon ab, welche Möglichkeiten man hat.

Sie waren sechs Jahre Trainer bei einem Verein. Heutzutage fast eine Ewigkeit...

Ich weiß, dass es jedes Jahr schwieriger wird. Erst recht, wenn der Erfolg nicht da ist. Wenn der Erfolg da ist, warst du überall der Supermann. Und wenn es nicht läuft, dann bist du der Depp als Trainer. Das ist nicht nur in Lohne so, sondern überall. Damit kann auch auch gut leben. Dafür bin ich professionell genug, um die Sache auch zu verarbeiten. Und damit umgehen zu können. Ich weiß schon ganz genau, wer zu mir hält und wer nicht. Ich habe auch nach wie vor ein gutes Verhältnis zum Vorstand. Da ist alles total harmonisch verlaufen. Dafür kennt und schätzt man sich auch.


Union Lohne und Trainer Stricker trennen sich (Meldung vom 3. Dezember)

Der Fußball-Bezirksligist SV Union Lohne trennt sich nach der laufenden Saison von Trainer Hardy Stricker. Wie Obmann Klemens Menger berichtete, tagte am Montagabend der Fußballvorstand von Union Lohne und kam zu dem Ergebnis, in der neuen Saison mit einem neuen Trainer arbeiten zu wollen. Dienstagvormittag wurde Stricker informiert und soll seine Spieler direkt über die Nachrichten-App „WhatsApp“ benachrichtigt haben. Möglichst bis Weihnachten soll der Nachfolger feststehen.

"Ich bin zwar nicht aus allen Wolken gefallen", gesteht Stricker. "Aber im ersten Moment ist man schon ein bisschen enttäuscht, dass der Verein sich so entschieden hat." Andererseits könne er auch voll nachvollziehen, dass der Verein mal etwas Neues machen und nach sechs Jahren ein neues Gesicht präsentieren wolle. Ein vorzeitiges Ende schließt Stricker allerdings aus: "Ich werde auf jeden Fall von meiner Seite bis zum Ende der Saison vernünftig meinen Job machen, wie ich das immer gemacht habe. Mir ging es immer nur um den Verein. Und es wird immer mein Heimatverein bleiben."

Stricker war sechs Jahre lang Trainer von Union Lohne. Zunächst trainierte er zwei Jahre lang die zweite Herrenmannschaft, mit der er im zweiten Jahr den Aufstieg in die Kreisliga Grafschaft Bentheim schaffte. Anschließend wurde der 42-Jährige Nachfolger von Uli Pruisken beim Bezirksligateams und auf Anhieb Meister. Somit realisierte er den von niemandem im Verein für möglich gehaltenen Aufstieg in die Landesliga. Dort stieg Stricker im zweiten Jahr als Fünftletzter in die Bezirksliga ab. "Ich möchte deutlich betonen, dass dieser Abstieg nicht als Misserfolg in unserem Verein angesehen wird", sagte Menger, der Stricker alles Gute bei dessen weiteren Trainerstationen wünscht.

Bezüglich eines Nachfolgers hält sich Menger noch bedeckt. „Ich hoffe, dass wir bis Weihnachten einen neuen Trainer präsentieren können. Noch ist alles offen“, so Menger.

Aktuell rangiert Union Lohne in der Bezirksliga mit einer Bilanz von 6 Siegen, 7 Unentschieden und 4 Niederlagen auf dem 10. Platz. 14 Punkte beträgt der Rückstand auf die Spitze und 15 Zähler der Abstand auf den ersten Abstiegsplatz.








Aufrufe: 03.12.2013, 14:30 Uhr
Holger Wendt und Dieter KremerAutor