Bezirksliga: Nicht-Tor kann den Titelkampf entscheiden

Spätestens in vier Spieltagen steht fest, wer der Meister der Fußball-Bezirksligasaison 2018 sein wird. Sollte dieser Meister dann Türkspor Stuttgart heißen, dann findet sich einer der Gründe für den Titelgewinn in der Partie gegen den MTV Stuttgart. Und sollte derweil der Aufsteiger OFK Beograd den Gang zurück in die Kreisliga A antreten müssen, dann werden einige OFK-Anhänger sich an eine faire Geste erinnern, die sich in einer – sportlich betrachtet – sehr turbulenten Partie gegen den TSV Bernhausen in der Zurücknahme eines Platzverweises manifestierte. In den Spielen des SC Stammheim und der Sportvg Feuerbach gestaltete sich das Geschehen weitaus deutlicher: Die Stammheimer mussten einmal mehr erleben, dass der Chancentod in dieser Saison ein SC-Trikot trägt. Und die Sportvg, die erst vor knapp einer Woche durch einen Sieg gegen den Tabellendritten Spvgg Cannstatt hatte aufhorchen lassen, kam im Kellerduell beim SV Vaihingen böse unter die Räder.

TSVgg Plattenhardt - SC Stammheim 2:0

In seiner aktiven Zeit bei der Sportvg Feuerbach und dem SC Stammheim galt Leonardo Marra als klassischer Strafraumstürmer. Ein Knipser eben, der aus einer Mini-Chance ein Tor machen kann. Inzwischen ist Marra Co-Trainer bei den Stammheimern und musste am Sonntag im Gastspiel bei der TSVgg Plattenhardt seinen im Urlaub weilenden Chefcoach Thomas Oesterwinter vertreten. Nach den 90 Spielminuten und einer 0:2-Niederlage flüchtete sich Marra in den Galgenhumor: „Es ist einfach unglaublich, was wir an Torchancen liegen lassen“, sagte der der einstige Angreifer. „Vielleicht sollte ich doch mein Comeback feiern.“ Denn vor allem in Hälfte zwei verpassten es Marvin Kellner, Vadim Kromm, Marco Schwalb und Tobias Oesterwinter, der nur den Pfosten traf, aus klarsten Möglichkeiten Tore für den SC zu erzielen. Da hatten es die Plattenhardter einfacher gehabt, als die zwischen der 27. und 37. Minute zweimal einnetzten. Beide Male hatten zwei Stammheimer Pate gestanden. Beim 0:1 aus SC-Sicht profitierte TSVgg-Torschütze Simon Kirschner von einem Missverständnis zwischen Stammheims Keeper Erik Maier und seinem Teamkollegen Abdil Harb. Eine Szene, die sich auch beim zweiten Treffer von Kirschner für wiederholen sollte. Da es den Nord-Stuttgartern, wie bereits erwähnt, an Glück im Abschluss mangelte, blieb es beim 0:2. Ein Resultat, das einen ratlosen Leonardo Marra zurück ließ: „Das versteht kein Mensch, wie man so ein Spiel verlieren kann.“

Schiedsrichter: Marius Haller (Gerlingen) - Zuschauer: k.A.
Tore: 1:0 Simon Kirschner (27.), 2:0 Simon Kirschner (37.)

Türkspor Stuttgart - MTV Stuttgart 3:2

Beim MTV Stuttgart wissen sie sehr wohl, warum das Team von Francesco Mazzella di Bosco bei Türkspor Stuttgart mit 2:3 verloren hat: wegen der Situation in der 90. Minute. Haralampos Cechagias, der schon in der 9. Minute für den MTV erfolgreich, hatte sich einmal mehr gegen die Türkspor-Abwehr durchgesetzt und abgezogen. Das Spielgerät knallte gegen den Innenpfosten und wurde dann von einem Spieler der Platzherren aus der Gefahrenzone gedroschen. Die spannende Frage: geschah das vor oder hinter der Torlinie? „Meine Jungs haben allesamt gesagt, dass der Ball drin war“, betont Mazzella di Bosco. Aber der Unparteiische gab den Treffer nicht. Es wäre das 3:3 gewesen. Zuvor hatten sich beide Teams ein attraktives Spiel auf Augenhöhe geliefert. Der MTV ging wie erwähnt in Front, ehe Türkspor in der 21. Minute ausgleichen konnte. „Aus dem Nichts“, wie Mazzella di Bosco behauptet. Doch der MTV ging in der 40. Minute durch Joel Graham erneut in Front und verpasste es kurz vor der Pause durch Raphael Hahn, den dritten Treffer nachzulegen. Das sollte sich rächen, denn das Türkspor-Team kam wie verwandelt aus der Kabine. Denn dorthin war die Kunde gedrungen, dass es im Spiel von Tabellenführer SV Bonlanden und der Spvgg Cannstatt 2:2 stand – womit der zweitplatzierte Gastgeber im Fall eines Sieges wieder auf Schlagdistanz zum Spitzenreiter wäre. Und so erhöhten die Gastgeber das Tempo und den Druck, nutzten nach einer Standardsituation eine Unsicherheit in der MTV-Defensive zum Ausgleich und trafen in der 88. Minute zum 3:2 – was ob des Nicht-Tores in der 90. Minute auch der Endstand sein sollte. Mit dem Sieg verkürzte Türkspor den Rückstand auf die Bonlandener, die in Cannstatt noch mit 2:3 verloren, auf einen Punkt. Das direkte Duell zwischen den beiden Titelrivalen findet übrigens am vorletzten Spieltag statt.

Tore: 0:1 Haralampos Cechagias (9.), 1:1 Alper Arslan (21.), 1:2 Joel-Noah Graham (40.), 2:2 Recep Yildiz (64.), 3:2 Ugur Yilmaz (88.)

SV Vaihingen - Sportvg Feuerbach 5:1

Am anderen Ende des Klassements haben sich der SV Vaihingen und die Sportvg Feuerbach gemessen. Mit fatalem Ausgang für die Nord-Stuttgarter, die beim Tabellenvorletzten im Schwarzbachstadion mit 1:5 unter die Räder kamen. „Ein Auftritt unter aller Sau“, schimpfte Sportvg-Trainer Emrah Uyar über sein Team, das einige Tage zuvor noch den Tabellendritten Spvgg Cannstatt bezwungen hatte. Durch einen Doppelschlag in der 10. und zwölften Minute waren die Vaihinger in Führung gegangen. Den Feuerbachern glückte zwar kurz darauf durch Luca Schauer der 1:2-Anschluss, doch dann war es mit der Herrlichkeit auch schon wieder vorbei. Dafür drehten die Platzherren auf und ließen in der zweiten Hälfte noch drei weitere Tore folgen. Ein Aufbäumen seitens der Gäste? Fehlanzeige. „Die Vaihinger haben erkannt, wie man spielen muss, um da hinten rauszukommen“, sagt Uyar. „Das geht eben nur, wenn alle in einem Team an einem Strang ziehen. Nicht wie bei uns, wo nur die Hälfte meiner Mannschaft alles aus sich rausgeholt hat.“

Schiedsrichter: Matthias Anklam (VfB Stuttg.) - Zuschauer: 50
Tore: 1:0 Valentin Kamm (10.), 2:0 Valentin Kamm (12.), 2:1 Luca Schauer (36.), 3:1 Sven Stark (59.), 4:1 Nico Breuer (76.), 5:1 Jeremiah Geywitz (89. Foulelfmeter)

OFK Beograd Stuttgart - TSV Bernhausen 3:4

Ein bisschen anders hat es der OFK Beograd Stuttgart bei der 3:4-Niederlage gegen den TSV Bernhausen gemacht. Hier war es nicht die Hälfte der Mannschaft, sondern die Hälfte der Spielzeit, in der die Serben alles aus sich herausgeholt haben. Im ersten Spielabschnitt war der OFK völlig neben sich gestanden und hatte mit teilweise hanebüchenen Fehlern Gegentreffer verschuldet. Beim 0:1 spielte Zdravko Milisavljevic als letzter Mann einen Pass in die Beine des Gegenspielers. Beim 0:2 stimmte nach einer Standardsituation die Zuordnung nicht. Beim 0:3 per Elfmeter erlaubte sich Tomislav Praizovic ein Handspiel im Strafraum. Und beim 0:4 unterlief Veselin Vidovic derselbe Fehler wie zuvor seinem Teamkollegen Milisavljevic. Nun hatten zwar auch die Beograder ein paar gute Chancen. Aber getroffen haben sie erst in Abschnitt zwei. Dennis Schneider verkürzte in der 55. Minute auf 1:4. In der 78. Minute hätten Tor Nummer zwei folgen müssen – doch Meron Tsehaye verschoss einen an Darko Rakita verschuldeten Foulelfmeter. Zwar kamen die Serben durch die Tore von Schneider und Nemanja Gavrilovic noch auf 3:4 heran und verbuchten zwischendurch weitere gute Möglichkeiten. Aber das Spiel zu drehen, das gelang dem abstiegsgefährdeten Beogradern gegen ihren drittplatzierten Mitaufsteiger nicht.

Rakita verhindert Platzverweis eines Bernhausener

Immerhin: Die Beograder dürfen sich als moralischer Sieger fühlen. In der 47. Minute wollte der Unparteiische einen Bernhausener wegen Beleidigung mit der roten Karte vom Platz stellen. Doch der OFK-Kapitän Rakita machte dem Schiedsrichter klar: Nur ein Aufschrei aus Frust, keine Beleidigung.“ Der Schiedsrichter akzeptierte die Aussage – und so durfte der TSV die Begegnung zu elft zu Ende spielen.

Tore: 0:1 Ahmet Fidan (16.), 0:2 Daniel Till (38.), 0:3 Ahmet Fidan (41.), 0:4 Ahmet Fidan (43.), 1:4 Dennis Schneider (55.), 2:4 Dennis Schneider (80.), 3:4 Nemanja Gavrilovic (86.)

Der komplette Spieltag in der Übersicht

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