2024-05-29T12:18:09.228Z

Ligabericht
Alperen Albayrak brachte den TSV Plattenhardt mit seinem ersten Saisontor in Führung. Doch am Ende wich die Freude dem großen Frust. Foto: Yavuz Dural
Alperen Albayrak brachte den TSV Plattenhardt mit seinem ersten Saisontor in Führung. Doch am Ende wich die Freude dem großen Frust. Foto: Yavuz Dural

Bezirksliga: "Naiv und dumm" ins finale Verderben

Bei den Filder-Teams herrschte Frust am 27. Spieltag in der Bezirksliga Stuttgart

Die Filderteams erleben in der Bezirksliga einen Frusttag, allen voran der TSV Plattenhardt. Im Lager der Spvgg Möhringen und beim SV Bonlanden II war ebenfalls keine gute Laune angesagt.

Frust, Fassungslosigkeit, Enttäuschung. Drei Filderteams waren am Sonntag in der Stuttgarter Fußball-Bezirksliga im Einsatz - alle drei erlebten einen 27. Spieltag, an dessen Ende sich das Stimmungsbarometer im Keller befand. Hart traf es vor allem die Spvgg Möhringen und den TSV Plattenhardt. Beide kassierten in den Schlussminuten entscheidende Gegentore, wonach es den Möhringern auch kein Trost ist, dass ein Neuzugang einen ordentlichen Einstand gab. Zumal: zugleich muss an der Hechinger Straße das Bäumchen-wechsel-dich-Spiel auf der Torhüterposition in die nächste Runde gehen.

Möhringer Fassungslosigkeit

Aus dem Kopfschütteln ist er auch am Tag danach noch nicht herausgekommen, als Jörg Elser die Reihe der Versäumnisse noch einmal vor seinem geistigen Auge Revue passieren ließ. Selbst bei großzügiger Rechnung, gelandet ist der Trainer der Spvgg Möhringen immer wieder beim gleichen Resultat: ,,Wir hatten Torchancen, die normalerweise für drei Spiele reichen müssen." Das Dumme: tatsächlich erwiesen sie sich nicht einmal für das eine aktuelle als genug. Unter dem Strich stand für das Filderteam gegen den FC Stuttgart-Cannstatt eine bittere 1:2-Heimniederlage. Denn zuletzt fand die eigene offensive Pleiten-Pech-und-Pannen-Show dann auch noch eine aberwitzig anmutende gegnerische Pointe. Kurz vor dem Abpfiff schlugen die Gäste ihrerseits prompt und eiskalt zu. Ali Bakhaev nutzte die laut Elser ,,einzige Schlafmützigkeit" der Möhringer Abwehr und sorgte mit seinem Treffer dafür, dass der bisherige Tabellenachte von der Hechinger Straße gar mit gänzlich leeren Händen vom Rasen ging.

Als Unglücksraben durften sich vor allem zwei Spieler fühlen. Erstens: Steffen Müller. Nein, kein Irrtum: dem Mann, der seit Jahren als Möhringer Lebensversicherung gilt, klebte diesmal das Pech an den Schuhen. Das Führungstor ging zwar noch auf sein Konto, dann scheiterte er aber einmal am Innenpfosten sowie zweimal freistehend am gegnerischen Keeper. Nebeneffekt: der Fernrivale im Kampf um die Torkanone der Filder-Zeitung, der Münsteraner Marco Schulz, ist in der Schützenliste inzwischen auf drei Treffer enteilt.

Zweitens: Martin Brodbeck. Der Keeper kam beim Rettungsversuch gegen den Cannstatter Torjäger Behar Hasanaj zu spät. Statt des Balls flog der Gegner. Die Folge: rote Karte plus Elfmeter, welcher zum Ausgleich führte. Eine gute halbe Stunde lang agierten die Gastgeber darauf in Unterzahl. Und Brodbeck, gerade erst von einem Kapselriss an der Hand genesen, legt sogleich die nächste Zwangspause ein. Als Ersatz kam und kommt erneut Furkan Güzelkücük zum Zug. Darüber hinaus reihte sich Markus Bullinger (Verdacht Muskelfaserriss) auf der eh schon langen Ausfallliste ein.

Immerhin: eine positive personelle Nachricht gab es dann aber auch noch. Als Einwechselspieler gelang dem Neuzugang Torben Maas ein ordentliches Debüt. Den 30-Jährigen hat es beruflich nach Stuttgart verschlagen. Bislang kickte er für den SC Hainberg in der Bezirksliga Braunschweig. Ob es dort wohl ähnlich emotional aufwühlend zugegangen ist? Elsers Schlusswort zur vergeigten Partie lautete so: ,,Die Enttäuschung sitzt tief in den Klamotten."

Bonlandener Enttäuschung

Von der großen Spannung bis zur großen Langeweile - es ist schließlich ein kurzer Weg geworden. In Zeiteinheiten ausgedrückt: ein Weg, dessen Beschreitung lediglich 24 Minuten dauerte. In dieser Anfangsphase zappelte der Ball dreimal im Netz des SV Bonlanden II. Und damit war sie dann zügig beantwortet, die Frage, wer in der Stuttgarter Bezirksliga momentan die Mannschaft der Stunde ist: Es ist jene des MTV Stuttgart, der am Ende mit einem ungefährdeten 3:1 seinen fünften Sieg in Serie feierte - und nicht die der Filderstädter Gäste, die nach zuletzt sechs Spielen ohne Niederlage erstmals wieder als Verlierer vom Platz gingen. ,,Die erste Halbzeit von uns war einfach schlecht. Unkonzentriert, immer einen Schritt zu spät: mit einer solchen Leistung kann man bei einem solchen Gegner nicht bestehen", sagt der Trainer Robert Stadtmüller, der mit den Seinen allerdings nicht zu hart ins Gericht gehen will. Denn: es gab aus seiner Sicht mildernde Umstände. Stichwort Personalsituation.

Bonlandener Pech: diesmal blieben die Vitaminspritzen aus der ersten Mannschaft aus. Die potenziellen Aushilfskräfte Bernd Eckhardt und Felix Böse mussten passen. Und so galt es für Stadtmüller, mit einem letzten Aufgebot über die Runden zu kommen. Als dann obendrein Marian Garziella (Muskelverhärtung) die Segel strich, standen dem Coach nur noch neun etatmäßige Feldspieler plus drei A-Jugendliche zur Verfügung. Das einzige Erfolgserlebnis dieser Rumpftruppe sollte schließlich der zwischenzeitliche Ausgleich von Marco Caruso per Abstauber sein.

Ach ja, die nach dem turbulenten Auftakt weiteren 66 Spielminuten? Wie angedeutet: gähn. Die eine Seite beschränkte sich darauf auf Ergebnisverwaltung, der anderen fehlten dann auch die offensiven Mittel. Die Bonlandener Defensive derweil konnte für sich immerhin eines verbuchen: Gegen den derzeit wohl meistgefürchteten Angreifer der Liga hielt sie dicht. Raphael Hahn, seit Wochen in einem furiosen Torelauf, ging diesmal leer aus - sieht man von zwei Treffervorlagen für seine Teamkollegen ab. Letztere freilich, muss Stadtmüller konstatieren, ,,haben unsere Geschenke dann ebenso dankend angenommen".

Plattenhardter Entsetzen

Er hat das Unheil wohl schon kommen sehen. Schreiend und gestikulierend stand Sascha Gavranovic zuletzt an der Seitenlinie und kämpfte, die Seinen im Zaum zu halten. Ein vergeblicher Versuch. Sekunden später passierte das, was die Fußballer des TSV Plattenhardt nach dem jüngsten Hoch mit zwei Siegen sogleich wieder auf den Boden sacken lässt: ein Ballverlust, ein Konter, das spielentscheidende Gegentor. In der vierten Minute der Nachspielzeit ereilte die Filderstädter im Auswärtsspiel bei Croatia Stuttgart der bittere K.o. Ein Ende, das den Trainer Gavranovic zwischen Entsetzen, Frust und bloßem Ärger schwanken lässt. ,,Wir haben uns naiv und dumm angestellt", sagt er im Bezug auf das finale 1:2, ,,es kann nicht sein, dass man in einer solchen Phase ohne defensive Absicherung nach vorne rennt." Zur Nebensache degradiert war somit der insgesamt ,,eigentlich gute Auftritt" seiner Elf - ebenso wie die Tatsache, dass die Weilerhau-Kicker bis zur 81. Minute sogar noch vorn gelegen waren. Alperen Albayrak, für den angeschlagenen Sebastian Lieto (Muskelverhärtung) in die Startformation gerückt, hatte die Gäste mit einem sauber ins Tor gezirkelten 16-Meter-Schuss in Führung gebracht.

Doch schon gleich danach begann die Phase des Haareraufens. Vor allem Paulo Bayrak strapazierte das Nervenkostüm seines Coachs. Vor Wochenfrist beim 3:2 gegen Palästina Al Q'uds noch mittels Dreierpack der umjubelte Matchwinner, ließ der Routinier diesmal die beiden besten Chancen zur Vorentscheidung aus. Allein vor dem Keeper Mirko Perkovic, blieb er jeweils an diesem hängen. Freilich: in der ersten Hälfte hatte auch der Plattenhardter Schlussmann Alexander Busse zweimal retten müssen.

Das am Ende einzig positive für Gavranovic und Co.: auch alle anderen Mannschaften aus der Abstiegszone haben an diesem somit nicht nur für die Filderteams schwarzen Sonntag verloren. Mehr noch: aufgrund der gleichzeitig höheren Schlappe der Sportvg Feuerbach sind die Plattenhardter in der Tabelle sogar um einen Platz geklettert. Wäre jetzt Schluss, gingen sie in die Relegation. So oder so: es werden wohl noch sieben weitere Spieltage des Zitterns.

Aufrufe: 021.4.2015, 12:00 Uhr
Filder-Zeitung / Franz StettmerAutor