2024-06-17T07:46:28.129Z

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Was soll ich machen? Burak Ersoy hofft auf bessere Zeiten mit der „Kleinen Eintracht“.	Foto: Mario Luge
Was soll ich machen? Burak Ersoy hofft auf bessere Zeiten mit der „Kleinen Eintracht“. Foto: Mario Luge

Bezirksliga: Einer behält die Ruhe bei der SG Eintracht

Samstag bei der SG Alsenztal +++ Burak Ersoy steht mit der Eintracht-Reserve vor dem „ersten von 16 Endspielen“

Bad Kreuznach. Ruhe ist dieser Tage rund um das Moebusstadion wieder zum Fremdwort geworden. Mit Blick auf das Wetter könnte man meinen, Sturmtief Ignatz hätte seine Ausläufe bereits vor Wochenfrist an die Nahe geschickt. Vergangenen Sonntag lief die Reserve der SG Eintracht im Derby gegen Karadeniz lediglich mit acht Mann auf. Am Mittwoch machte dann die Nachricht vom Rücktritt des gesamten Trainer- und Betreuerteams der Verbandsligamannschaft die Runde.

Jeden Montag ein Neubeginn bei Null

Doch inmitten des Sturms behält einer die Ruhe: Burak Ersoy. Der Spielertrainer der „kleinen Eintracht“ steht auch nach Monaten voller Enttäuschungen noch hinter dem Klub und seinem Team. „So lange ich hier bin, versuche ich alles“, versichert der 36-Jährige, der froh und stolz ist, für einen großen Verein wie die Eintracht arbeiten zu dürfen. „Überall wirst du auf das Thema angesprochen“, berichtet Ersoy vom Besuch an der Tankstelle oder dem Einkauf in der Apotheke. „Alle fragen mich, was los ist und reden einem Mut zu.“

Für den Bad Kreuznacher Türken steht fest: „Ein Verein wie die Eintracht hat Besseres verdient.“ Gemeint sind damit vor dem Gastspiel des Bezirksligisten am Samstag (17 Uhr) bei der SG Alsenztal bessere Zeiten. „Wir müssen zusammenhalten und für eine bessere Zukunft kämpfen“, erklärt Ersoy, der sich Woche für Woche mit aller Macht dem Negativlauf entgegenstemmt. „Auch nach den größten Rückschlägen bekomme ich so viele Nachrichten von meinen Spielern oder ehemaligen Trainern, die mich aufbauen. Das motiviert mich, darum gebe ich nicht auf“, erklärt Ersoy, der sich deswegen gerne auch als den „verrücktesten Trainer im Kreis“ bezeichnet. „Im Amateurbereich brauchst du Spaß und den haben wir nach wie vor. Jede Woche fangen wir montags bei Null an und wollen am Wochenende den Bock umstoßen. Ich bin stolz auf alle meine Spieler, die diesen Weg mit mir gehen“, sagt Ersoy, ein Sportsmann durch und durch.

In Alsenz, wo die SGA derzeit ebenfalls eine der schwersten Phasen durchmacht, wartet nun das zehnte von 16 Endspielen der Eintracht-Reserve. „Wir haben bislang nur die schwarzen Seiten vom Fußball gesehen, aber wir sind auch so tief am Boden, dass es ab hier nur noch bergauf gehen kann“, sagt Burak Ersoy voller positiver Energie und erklärt voller Zuversicht: „Ich habe immer Fußballglück gehabt im Leben. Immer und immer wieder. Der Ball liebt mich und kommt immer wieder zu mir zurück.“

Dass sich die Erfolgslosigkeit der Kreuznacher aber vor allem von der Personalnot zehrt, braucht man dem 36-Jährigen nicht erst vorrechnen. „Ohne Spieler kommst du da unten natürlich nicht raus, aber wir werden das spätestens in der Winterpause lösen“, erklärt Ersoy und hofft auch darauf, dass die vielen Verletzten und Kranken beider Mannschaften bald wieder zurückkehren. „Die Vielzahl und Gründe der Absagen sind zuletzt einfach zu viel geworden. Das muss besser werden, das weiß jeder.“

Dass auch die Corona-Pandemie und der Ligaalltag gegen immer die gleichen Kontrahenten eine Rolle spielen mögen, für den Kreuznacher gar nicht so abwegig. „Man darf nicht nur auf die offensichtlichen Dinge schauen. Es gibt viele Faktoren.“ Froh ist der Spielertrainer in jeglicher Hinsicht über die Unterstützung des Vorstands sowie seiner Spieler. „Die sind ein Glücksfall für mich und den Verein“, sagt der Routinier, der mit 36 Jahren noch ohne Probleme mitspielt.

Auch bei den anderen Teams gebe es dafür genug Beispiele: Serkan Kural (41/ SG Pfaffen-Schwabenheim/Bosenheim), Yasin Senel (38/Karadeniz) oder Ali Az Taeife (38/ TSV Langenlonsheim-Laubenheim). „Dass wir Alten immer noch so gut mithalten können, liegt meiner Meinung auch daran, dass das Niveau der Bezirksliga immer weiter sinkt“, stellt Ersoy fest und fügt an: „Seit zwei oder drei Jahren habe ich bei allen Mannschaften kaum neue Spieler gesehen. Wenn, dann kamen mal welche aus der A-Jugend hoch, das war es aber auch schon.“

Genau in dieser Situation dann den Abstieg oder gar die Abmeldung vom Spielbetrieb wegen drei Nicht-Antritten zu riskieren, daher überhaupt keine Option für Burak Ersoy: „Jeder sagt, dass wir schon abgestiegen sind, aber das stimmt nicht. Erst nach der Abstiegsrunde wird abgerechnet.“



Aufrufe: 022.10.2021, 11:30 Uhr
Martin ImruckAutor