2024-05-24T11:28:31.627Z

Vereinsnachrichten
 Mathias König gibt als Trainer der B-Junioren des 1. FC Frankfurt in der Regionalliga Anweisungen an Julian Bache.
Mathias König gibt als Trainer der B-Junioren des 1. FC Frankfurt in der Regionalliga Anweisungen an Julian Bache. – Foto: Michael Benk (2)

Beim 1. FC Frankfurt viel erlebt und viel bewegt

Wirbelwind Mathias König feiert 60. Geburtstag.

Verlinkte Inhalte

Lehrer-Trainer Mathias König feiert am Montag seinen 60. Geburtstag. Der gebürtige Erzgebirgler "Matscher2 ist seit knapp fünf Jahrzehnten Fußballer, ein "Verrückter", wie er selber zugibt.

Ein Fußballverrückter ist 60 Jahre alt geworden: Mathias König. Der Lehrer-Trainer der Frankfurter Sportschule, den alle nur "Matscher" nennen, wird drei Feiern veranstalten müssen. Zu groß ist die Schar derer, die er kennt und die ihn kennen und schätzen. Montagvormittag sind die Schulkollegen dran, später die Fußballer und dann erst die große Familie mit den vier Geschwistern und deren Anhang oder umgekehrt. In Corona-Zeiten muss einiges improvisiert werden.

Fast 50 Jahre ist er Fußballer, "ja, ein Verrückter", gibt er zu. "Aber ein glücklicher, denn ich konnte mein Hobby zum ordentlich bezahlten Beruf machen", fügt er lächelnd an. Und er sagt es auch anders: "Wer liebt, was er tut, der arbeitet nicht." Neben seiner bezahlten Tätigkeit als Lehrer-Trainer ist er beim 1. FC Frankfurt noch Jugendleiter für 14 Nachwuchs-Mannschaften von den Minis und Mädchen bis zu den A-Junioren, betreut im Club die B- und D1-Jugend. Und er kickt als Nimmermüder mit solchen Haudegen wie Sven Theis, Olaf Bitzka oder Olaf Schnürer auch noch im Spielbetrieb des Ü50-Teams. Wegen eines Beinbruchs vor zwei Jahren musste er ein Jahr aussetzen. "Und das habe ich körperlich sofort gespürt."

In schwierigen Phasen musste er auch "Feuerwehrmann" für die erste Männermannschaft in Oberliga- und Verbandsligazeiten spielen. Damit lange nicht genug. Als A-Lizenz-Coach gehört er dem Trainer-Lehrstab des Brandenburger Verbandes an, sichtet Sportschul-Jahrgänge, vieles ehrenamtlich. "Da ist auch viel administrative Arbeit dabei", wertet der Jubilar, urteilt in Corona-Zeiten aber zugleich: "Etwas ruhiger ist es beim gebremsten Trainingsbetrieb geworden, und Wettkämpfe an Wochenenden gibt es derzeit nicht."

Der Trainingsbetrieb in Pandemie-Zeiten ist vom 1-4-System (ein Trainer, vier Fußballer) auf jetzt 1-10 erweitert worden. "Da sind nur Torschussübungen und Passfolgen möglich, aber keine Spielformen mit Zweikämpfen", erläutert König. Umkleiden und Duschen im Verein sind untersagt. "Und bei den ganz kleinen Steppkes hat man viel Mühe, den Abstand zu regulieren."

Angefangen hatte "Matscher" 1973 in der Jugend von Wismut Aue. FIFA-Schiedsrichter Siegfried Kirschen holte ihn zum FC Vorwärts. Oberliga-Meriten konnte der kleine Linksbeiner nicht sammeln ("dazu reichte es offensichtlich nicht"). Aber er spielte in der Reserve des FCV, machte "nebenbei" sein Sportlehrer-Diplom, wurde Mannschaftsleiter und kickte, weil er es nicht lassen konnte, danach auch für Groß Lindow. Seit 2013 ist er wieder beim Nachwuchs angelangt. "Bei den Wurzeln, wo es dank der Hilfe vieler Gleichverrückter wie Thomas Simon, Klaus Herpel, Mike Hauke, Sascha Geister oder Marco Möbius großen Spaß macht", wie er einschätzt. Fast 200 Kinder und Jugendliche sind zu betreuen.

Mittlerweile ist der Erzgebirgler 41 Jahre Jahre in Frankfurt (Oder) Und blieb seinem Verein immer treu: erst FCV, dann Nachfolger FFC Viktoria und jetzt 1. FCF. An Stress ist er gewöhnt, aber auch daran, "immer vorneweg zu gehen". Am Spielfeldrand ist er schon etwas ruhiger geworden. "Aber manchmal, wenn hundertfach Geübtes nicht im Wettkampf umgesetzt wird, werde ich auch mal etwas lauter", sagt er und weiß zugleich: "Wenn ich mich nicht mehr aufregen könnte, wäre Schluss."

Klar, der Jugendleiter schwört auf die ordentliche Nachwuchsarbeit im Verein und die Ausbildung an der Sportschule. "35 Talente haben wir in den vergangenen vier Jahren an große Klubs abgegeben, allein 21 an unseren Kooperationspartner Energie Cottbus." Die Torhüter Gunnar Berntsen und Stephan Flauder machten sich in Cottbus beziehungsweise Aue vor Jahren einen Namen, Henry Haufe in Rostock. Schlussmann Max Oberschmidt landete als U16-Nationalspieler über Cottbus, den FC Fulham und Celtic Glasgow nun beim Oberligisten Krieschow. Derzeit stehen die U19-Bundesligaspieler Sebastian Mellack (Wolfsburg), Tobias Eisenhuth (Cottbus) und Luiz Skraback (Mönchengladbach) auf dem Sprung zu den Männern. "Außer Artur Aniol und Paul Karaszewski haben alle Männer aus dem aktuellen Aufgebot unserer ‚Ersten‘ die Sportschule durchlaufen", weiß der bekennende Fan des 1. FCF und Sympathisant von Erzgebirge Aue.

Sein Wunsch: "Unsere guten Junioren sollen sich möglichst problemlos in der Brandenburgliga-Männermannschaft entwickeln." Seine Erkenntnis: "Der Übergang dahin ist nicht einfach, weil einige noch zu ungeduldig sind und wir statt mit Geld nur mit Emotionen zum Bleiben auffordern können. Wichtig ist, dass wir Talente halten und über einen längeren Zeitraum mit ihnen arbeiten können." Die ohnehin guten Rahmenbedingungen hätten sich mit dem neuen Rasenplatz vor dem Stadion noch verbessert.

Weil er neben Auf- und Abstiegen viel erlebt und einiges bewegt hat, ist er vor fünf Jahren mit dem Kristall-Fußball ausgezeichnet worden, der höchsten Form des "Dankeschöns" vom FLB. Er war damit der 23. auf dieser Liste der gläsernen Trophäe, die 1992 angefangen wurde und vor 2015 unter anderem diese Namen aufweist: Bernd Schröder (FFC Turbine Potsdam/2007), Matthias Platzeck (Ministerpräsident/2009) sowie Harry Rath (EFC) und Ingo Kahlisch (Optik Rathenow/beide 2010). Der Geehrte zeigt sich noch heute besonders stolz, "weil ich der Erste war, der für den Nachwuchsbereich ausgezeichnet wurde". Verdient hat er sich das allemal, wie die Anerkennung der Kollegen, Mitstreiter, Fußballer beim Feiern am Montag und danach. "Keine Blumen mitbringen", bittet der Jubilar.


Zum Profil: Mathias König


Aufrufe: 015.6.2020, 00:00 Uhr
MOZ.de / Hans EberhardAutor