2024-04-30T13:48:59.170Z

Ligabericht
In der ersten Halbzeit auf dem Weg zum Tor gefoult: Oranienburgs Lars Köhler (in Blau, hier gegen Christian Wendel) wurde von TuS-Keeper Philipp Holzhauer ausgebremst.  ©Moritz Franke
In der ersten Halbzeit auf dem Weg zum Tor gefoult: Oranienburgs Lars Köhler (in Blau, hier gegen Christian Wendel) wurde von TuS-Keeper Philipp Holzhauer ausgebremst. ©Moritz Franke

"Bei den Alten Herren gibt man keine Rote Karte!"

Im Oranienburger Stadtderby gewinnt Sachsenhausen - für Gesprächsstoff sorgte aber vor allem ein Satz zwischen TuS und dem OFC.

Es waren nur wenige Worte. Diese sorgten allerdings am Sonntag im Stadtderby der Ü-35-Kreisliga zwischen dem TuS Sachsenhausen und dem Oranienburger FC Eintracht (3:1) für viel Gesprächsstoff. "Bei den Alten Herren gibt man keine Rote Karte", gab Gäste-Spieler Daniel Schuldig Schiedsrichter Tommy Jäkel in der 23. Minute zu denken. Der Unparteiische hatte die Hand bereits an der Hosentasche, bestrafte dann TuS-Keeper Philipp Holzhauer aber doch nur mit Gelb.

Der Schlussmann war zuvor gegen Oranienburgs Lars Köhler, der wohl freie Bahn zum Tor gehabt hätte, klar zu spät gekommen. "Ich bin früher am Ball und Philipp trifft mich mit seinem Knie an der Hüfte. Das war ein klares Foul. Von meiner Warte aus dachte ich, als ich den Ball vorbei gespielt habe, dass da niemand mehr stand. Ich wäre durch gewesen. Der Schiedsrichter fragte mich dann, ob es mir gut geht. Ich sagte ja und habe auch kein Rot gefordert", so Köhler.

Dunkelgelb vertretbar?

Vom Sachsenhausener Torhüter gab es für diese Verhaltensweise viel Lob. "Ich denke, dass hinter mir noch Denny Haberland gewesen wäre. Deshalb war ich nicht der letzte Mann und finde eine Dunkelgelbe Karte vertretbar. Es war von Lars eine sehr faire Geste, dass er nicht mehr daraus gemacht hat, als es war. Diese überbordende Theatralik, die es sonst in unserem Sport gibt, macht viel kaputt", sagte Philipp Holzhauer nach dem Spiel.

Eine faire Geste, welche jedoch in Kombination mit dem eingangs erwähnten Satz von Daniel Schuldig die Brisanz in diesem Derby noch einmal deutlich steigern sollte. Denn wie der OFC in diesem Moment reagiert hatte, war in den folgenden 60 Spielminuten und auch danach immer wieder ein Thema.

Fast schon vergessen war dabei eine Szene, die sich noch vor dem Foul von Philipp Holzhauer abgespielt hatte. Oranienburgs Christian Krüger war mit Tempo an Denny Haberland vorbeigezogen und unsanft zu Fall gebracht worden. "Das war ein taktisches Foul an der Strafraumgrenze und eine Notbremse", ärgerte sich OFC-Spieler Patrick Orlamünder. "Die Szene mit dem Torhüter war aber noch krasser und deutlicher. Das ging gar nicht. Das war ganz klar Rot. Der Sachsenhausener kommt eine halbe Stunde zu spät."

Aufregung im Getümmel

Die vor 111 Zuschauern ohnehin schon aufgeheizte Stimmung fand dann in der zweiten Halbzeit ihren Höhepunkt, als Frank Golz den Ball im Strafraumgetümmel zunächst an die Hand bekam und Denny Haberland zum 2:1 für den TuS abschloss. "Ich habe die Körperfläche nicht vergrößert. Aus kürzester Distanz springt der Ball an die angelegte Hand. Ich glaube, dass nicht mal der Videoschiedsrichter eingegriffen hätte", sagte der Kapitän der Sachsenhausener. Deshalb sei der Treffer regulär. Etwas anders sehe die Sache schon bei den möglichen Platzverweisen aus. "Wir hatten natürlich Glück, dass wir keine Rote Karte bekommen. Da hätten wir uns nicht beschweren dürfen, wenn es so gekommen wäre. Eine kann man geben", gab Golz zu.

Mit dem Schlusspfiff war vieles vergessen und der Gastgeber gab am Grillstand einen aus. Das sportliche Verhalten der Oranienburger kam dennoch immer wieder auf den Tisch. "Der OFC war sehr fair", sagte Danny Gowor, der in der Sommerpause von der Eintracht zum TuS gewechselt war. "Für mich war es komisch, gegen meinen alten Verein zu spielen. Und wenn es so gekommen wäre, wie es vielleicht sogar hätte sein müssen, wäre es womöglich anders ausgegangen. In der Szene mit Denny Haberland sage ich, dass es kein Rot war. Bei unserem Torhüter schon. Es sind zwei spielstarke Mannschaften aufeinandergetroffen. Auf Grund der zweiten Halbzeit ist das Ergebnis aber okay."

Genau das musste auch Lars Köhler nach Spielschluss anerkennen, der das eigene Fairplay gar nicht so sehr in den Vordergrund stellen wollte, sondern eher die Leistung der eigenen Mannschaft nach der Pause kritisch betrachtete. "Wir haben in der zweiten Halbzeit keinen Fußball mehr gespielt. Deshalb ist das 1:3 aus unserer Sicht sehr bitter. Wir haben, wie so häufig in dieser Saison, den Mut verloren und nicht mehr den Ball laufen lassen. In den letzten 20 Minuten haben wir den Ball einfach nur noch nach vorne geschlagen."

Für Patrick Orlamünder war der Endstand hingegen sogar gleich doppelt bitter. Denn der Oranienburger hatte nicht nur das Derby, sondern auch das Duell mit seinem Bruder Nico verloren. "Wir freuen uns schon, wenn wir aufeinander treffen. Thema war das Spiel im Vorfeld aber nicht. Es ist immer wieder schön, mit ihm gemeinsam auf dem Platz zu stehen. Ob mit ihm in einer Mannschaft oder gegen ihn. Jetzt gab es eine Partie mit einem offenen Schlagabtausch, die durch unglückliche Schiedsrichterentscheidungen in der ersten Halbzeit vielleicht entschieden wurde. Das werde ich mit meinem Bruder noch auswerten müssen", kündigte Patrick Orlamünder mit einem Lachen an.

TuS Sachsenhausen - Oranienburger FC Eintracht 3:1 (1:1)

Tore: 1:0 Bergmann (9.), 1:1 Martin (12.), 2:1 Haberland (55.), 3:1 Bergmann (90.+4)

Aufrufe: 05.11.2019, 17:08 Uhr
MOZ.de / Steffen KretschmerAutor