2024-06-17T07:46:28.129Z

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So viele Kinder auf einem Haufen: In vielen Vereinen waren die Anmeldezahlen bei den Jüngsten nach den Sommerferien immens, und die Klubs standen vor logistischen Herausforderungen.  Archivfoto: pa/Balzarin
So viele Kinder auf einem Haufen: In vielen Vereinen waren die Anmeldezahlen bei den Jüngsten nach den Sommerferien immens, und die Klubs standen vor logistischen Herausforderungen. Archivfoto: pa/Balzarin

Bambini-Boom dank Weltmeisterschaft?

Viele Anmeldungen beim Nachwuchs - doch an Zusammenhang mit Titelgewinn glauben nur wenige

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MAINZ. Wer könnte sie je vergessen, diese Fußball-WM. Das unwirkliche 7:1 gegen Brasilien, das Bangen gegen unbequeme Algerier, der unglaubliche Freudentaumel nach dem 1:0 im Finale durch Mario Götze. Wer nach diesem kolossalen Triumph der deutschen Mannschaft nicht selbst Lust aufs Kicken bekommen hat, muss wohl ein Fußball-Hasser sein. Oder Argentinier.

Die direkten Auswirkungen dieser WM-Euphorie erlebt derzeit Jürgen Schunk, seit einem Jahr Bambini-Trainer beim SVW Mainz. „Nach den Sommerferien erlebten wir einen riesigen Boom“, erzählt Schunk. Mittlerweile trainieren jeden Mittwoch und Freitag um die 30 Kinder im Alter von fünf bis sechs Jahren in Weisenau, auch jetzt - knapp drei Monate nach dem Ende der Weltmeisterschaft - bekomme er noch wöchentlich mehrere Anfragen von Eltern fußballverrückter Kids, berichtet der 45-Jährige. „Über 20 Kinder mussten wir abweisen. Das hat mir jedes Mal leid getan“, sagt Schunk, dessen Sohn ebenfalls in der Bambini-Mannschaft spielt.

Oft fehlen Plätze und Trainer

Sechs Spieler treten bei den Kleinsten an - und man muss kein Rechenexperte sein, um zu erkennen, dass bei 30 Kicker-Knirpsen mehr als nur eine solche „Sechs“ notwendig wäre. Doch für weitere Teams werden zusätzliche Zeiten auf dem Platz benötigt - und ohnehin stößt der Trainingsbetrieb im Bambini-Bereich beim SVW derzeit an seine absoluten Grenzen. „Im Training helfen einige Eltern mit und unterstützen mich“, berichtet Schunk, der sich an den Vorstand gewandt hat, um zu erfragen, ob Lösungsmöglichkeiten, sprich Platz und weitere Trainer vorhanden sind.

Auch Ewald Kühn, Jugendleiter bei Fontana Finthen, verzeichnet bei den Jüngsten in seinem Klub nach der WM steigende Anmeldezahlen. „Bei den Bambini etwa 15, bei der F-Jugend etwa zehn Anmeldungen“ habe es nach den Ferien gegeben. „Diese Kapazität können wir gerade noch stemmen, sollten es noch mehr werden, könnte es Probleme geben“, stellt auch Kühn fest. Für den Fontana-Jugendleiter ist die Euphorie-Welle indes nichts allzu Außergewöhnliches, sie wiederhole sich alle vier Jahre. „Aber natürlich ist sie durch den Erfolg der Deutschen dieses Jahr noch etwas größer geworden.“

Angesichts von aktuell 32 Bambini spielt man bei der TSG Hechtsheim indes mit dem Gedanken, aus einer Mannschaft zwei zu machen. Die Anmeldezahlen seien so hoch gewesen, „dass wir eine Bremse ziehen mussten“, berichtet Jugendleiter Uwe Döhring auf AZ-Nachfrage. Doch die Platzbelegung sei derzeit so eng gestrickt - immerhin teilt sich die TSG ihr Feld noch mit dem 1. FC Willy Wacker -, dass eine Ausweitung der Zeiten sehr schwierig sei. Und: „Wir haben nur einen Trainer und einen Fahrdienst“, beschreibt Döhring die logistische Problematik.

Spezialbälle für die Kleinsten

Zudem spiele man im Bambini-Bereich mit speziellen Bällen, deren Anschaffung für über 30 Kinder für den Verein auch eine Kostenfrage darstelle. Dass die hohen Anmeldezahlen etwas mit dem WM-Erfolg der deutschen Nationalmannschaft zu tun haben, glaubt der TSG-Jugendleiter allerdings nicht wirklich. Der Boom im Nachwuchsbereich sei bereits seit einigen Jahren zu verzeichnen und der aktuelle Turniersieg daher eher nebensächlich.

Beim FSV Nieder-Olm trainieren derzeit rund 60 Bambini. Wie Jugendleiter Lennart Berkefeld betont, sei dies derzeit das Maximum, das der Verein aufnehmen könne. Zahlreiche Kinder seien auf Wartelisten vermerkt. Auch in Nieder-Olm gebe es einen Boom, doch der sei, so Berkefeld, keineswegs auf die WM zurückzuführen. „Das hat damit nichts zu tun.“ Vielmehr profitiere der Klub seit rund zwei Jahren vom Zuzug junger Familien ins Neubaugebiet „Weinberg“.

Auch Martin Imruck, Jugendleiter beim 1. FC Nackenheim, hält den Einfluss des WM-Erfolgs auf die Anmeldezahlen für eher gering. „Der Zuspruch beim Fußball ist generell groß“, sagt Imruck, in dessen Verein derzeit rund 25 Kids im Bambini-Alter und knapp 30 Kinder in der F-Jugend kicken.

Aufrufe: 017.10.2014, 08:30 Uhr
Steffen NagelAutor