2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
„Wenn bei uns alle fit sind, kann ich hinten besser helfen als vorne.“ Christoph Hüttl, gelernter Offensiv-Spieler, ist seit dem Kreisliga-Aufstieg sicherer Rückhalt des SV Bad Heilbrunn und verpasste noch kein Spiel in der Landesliga.
„Wenn bei uns alle fit sind, kann ich hinten besser helfen als vorne.“ Christoph Hüttl, gelernter Offensiv-Spieler, ist seit dem Kreisliga-Aufstieg sicherer Rückhalt des SV Bad Heilbrunn und verpasste noch kein Spiel in der Landesliga. – Foto: Hl/A

Bad Heilbrunns Schlussmann Hüttl: „Von Heilbrunn geht man nicht weg“

Keeper im großen Interview

Christoph Hüttl ist Torhüter beim SV Bad Heilbrunn. Der 27-Jährige ist eigentlich gelernter Feldspieler. Mit dem SV hat er schon einige Aufstiege gefeiert.

Bad Heilbrunn – Christoph Hüttl ist am falschen Ort. Der Heilbrunner hütet das Tor der Landesliga-Fußballer, seit der SV in die Kreisliga aufgestiegen ist und weiter durchmarschierte. Der 27-Jährige ist eigentlich in der Offensive beheimatet, spielte früher auf der Zehner-Position oder im Sturm. Doch mit teilweise unglaublichen Paraden und gutem Stellungsspiel beweist er, dass er im Kasten ganz gut aufgehoben ist.

Er hat kein einziges Landesliga-Spiel verpasst. Der Maurer und Fliesenleger im Gespräch über das Torwart-Gen, warum seine Torhüter-Karriere im Feld begann und dass es ihn ab und zu doch noch vor das gegnerische Tor zieht.

Herr Hüttl, Sie sind berufsbedingt nicht immer im Training, dafür bei jedem Spiel seit dem Heilbrunner Aufstieg in die Landesliga. Wo stünden Sie, wenn Sie ordentlich mittrainieren könnten?

(lacht) Das ist eine fiese Frage. Schwer zu sagen, ein, zwei Ligen höher wäre vielleicht gegangen. Aber klar ist auch: Der Aufwand wäre mir viel zu hoch, das lässt sich mit dem Beruf nicht vereinbaren. Das weiß ich, ich habe früher beim BCF Wolfratshausen schon mal Bayernliga gespielt, da muss man sich entscheiden, entweder oder.

Papa Hüttl verhinderte frühzeitige Karriere als Torhüter

Sie waren früher Stürmer oder offensiver Mittelfeldspieler. Wie sind Sie im Tor gelandet?

Es gab einen Stützpunkt-Vergleich, da war ich bei den D-Junioren mit 12 oder 13, da gab es keinen Torwart, und ich habe mich gemeldet und anscheinend gut gehalten. Jedenfalls haben die Trainer gesagt, ich soll künftig Torwart machen. Das habe ich meinem Vater erzählt, der damals die D-Junioren trainiert hat. ,Papa, ich soll ins Tor.‘ Der hat gesagt: ,Ogott, bloß nicht.‘ Später bei den C-Junioren beim TuS Geretsried war ich dann wieder Feldspieler, da gab es genügend Torhüter, und auf die Bank wollte ich auf keinen Fall.

Und da sind Sie geblieben – bis Sie mit Heilbrunn in die Kreisliga aufgestiegen sind?

Ja genau. Damals hatten wir keinen Keeper mehr, dann haben wir besprochen,. ob ich nicht wieder ins Tor gehen könnte. Ich hab’ ja gesagt. Dann war’s lustig, weil ich die ganze Vorbereitung im Tor gespielt habe, mich im Training für die Position hergerichtet hab’ – aber beim ersten Punktspiel nicht als Torwart gespielt hab’.

Papa und Opa Hütl hüteten im Eishockey das Tor

Wie kam’s?

Ja, ich hatte vor dem Spiel gegen Otterfing eine Meinungsverschiedenheit mit Trainer Walter Lang, da ging’s glaub’ ums Training, und dann hat er mich aufs Feld geschickt. Zum Start meiner Torhüter-Karriere bin ich quasi erst einmal draußen geblieben... (lacht) Aber mittlerweile verstehen wir uns, und ich glaube, es funktioniert ganz gut im Tor.

Beim 1:1 gegen Gersthofen am Wochenende haben Sie Heilbrunn im Spiel gehalten, es schaut ganz danach aus, dass es gut klappt...

Ja, scheinbar verlernt man es nicht, wenn man ein gewisses Talent hat. Mein Papa (Karl Hüttl, d. Red) und mein Opa (Rudi Hüttl, d. Red.) waren Eishockey-Keeper, mein anderer Opa (Rudi Vito, d. Red.) Torwart in Heilbrunn, da liegen die Torhüter-Reflexe also scheinbar schon irgendwie in der Familie...

Eishockey war für Sie kein Thema?

Doch, ich habe früher schon gespielt, in Geretsried. Aber irgendwann musste ich mich zwischen Eishockey und Fußball entscheiden, beides ging nicht, und bei mir fiel die Entscheidung auf Fußball, das war klar.

„Auf keiner anderen Position sind Fehler so schlimm. „

Christoph Hüttl über das Los als Torhüter.

Gibt es Situationen, in denen es Sie wieder nach vorne zieht, vors gegnerische Tor?

Ja, die gibt es tatsächlich. Aber es hilft ja nichts. Ich glaube, wenn bei uns alle fit sind, helfe ich hinten mehr als vorne. Aber gerade, wenn man mal hinten nicht viel zu tun hat, dann möchte ich am liebsten schon ab und zu nach vorne laufen und Tore schießen...

Schließlich geht’s im Fußball ums Toreschießen...

Ja, klar. Aber als Torhüter hat man schon auch seine Daseinsberechtigung. Man kann auch Spiele gewinnen, indem man es seiner Mannschaft ermöglicht, dass ihre Tore etwas zählen. Und ich glaube, der Druck ist als Keeper am größten, man ist 90 Minuten lang gefordert, darf sich keinen Fehler erlauben. Ich glaube, deswegen kann das vom Kopf her nicht jeder. Auf keiner anderen Position sind Fehler so schlimm. Wenn man vorne einen Ball verliert, gibt es immer noch jemanden, der es vielleicht wieder ausbügelt. Aber als Torwart: machst du einen Fehler, ist der Ball drin, und du bist der Depp.

...oder bei einer spektakulären Parade der Held?

Ja, gibt’s auch. Deswegen macht es mir ja auch Spaß zwischen den Pfosten. Es gibt genug Herausforderungen und Erfolgserlebnisse als Torhüter. Ganz schlimm ist es, wenn wir verlieren, und ich konnte nichts dagegen tun. Wenn man Gegentore kriegt, aber keine Gelegenheit, sie zu verhindern.

„Was sollen andere Vereine uns bieten? Von Heilbrunn geht man nicht weg, keiner aus unserer Mannschaft, die noch in der Kreisliga zusammengespielt hat, würde für Geld irgendwo anders spielen.“

Christoph Hüttl über den Teamgeist beim SV Bad Heilbrunn.

Aber das kommt ja zur Zeit nicht so oft vor, 24 Punkte nach der Vorrunde...

Es läuft schon gut bei uns, vor allem auch besser als in der Vorsaison, auch wenn wir den Klassenerhalt noch nicht geschafft haben. Aber man muss schon schauen, wo wir herkommen: Heilbrunn als Dorfverein in der Landesliga! Diese Gedanken darf man nie aus dem Blick verlieren. Ich glaube, das ist etwas, da sitzen wir in 20 Jahren im Sportheim und erzählen Geschichten darüber.

Wie konnte es soweit kommen?

Wenn man dreimal hintereinander aufsteigt, ich glaube, da ist klar, dass alles passt. Bei uns kommt hinzu: der Teamgeist, das ist unsere große Stärke. Wir halten immer zusammen, wollen immer gewinnen, es gibt wenig Reibungspunkte, und wir sind nicht nur auf dem Platz eine Mannschaft, sondern halt auch befreundet. Es ist meine fünfte Saison in Heilbrunn, und ich war schon überall, aber so was kenne ich nur von hier.

Haben Sie jemals überlegt, Angebote anderer Vereine anzunehmen?

Das kommt, glaube ich, bei uns nicht in Frage. Was sollen andere Vereine uns bieten? Von Heilbrunn geht man nicht weg, keiner aus unserer Mannschaft, die noch in der Kreisliga zusammengespielt hat, würde für Geld irgendwo anders spielen.

SV Bad Heilbrunn: Hüttl kann sich noch lange Karriere im Kasten vorstellen

Wie lange stehen Sie noch zwischen den Pfosten in Heilbrunn?

So lange es mir Spaß macht und für mich Fußball nicht an Bedeutung verliert. Und von dem Punkt bin ich denke ich noch weit entfernt.

Wollen Sie irgendwann wieder aufs Feld zurück, wieder Tore schießen?

Wenn ein guter Torwart mit Potenzial da wäre, könnte ich es mir überlegen. Aber dann müsste ich wieder mehr laufen (lacht), deshalb bin ich gar nicht so scharf drauf. (NICK SCHEDER)

Aufrufe: 026.10.2021, 09:20 Uhr
Nick SchederAutor