2024-06-14T14:12:32.331Z

Interview
F: www.aprilagentur.de
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"Auf Zufriedenheit folgt auch Stillstand"

Alex Riedel von Spandauer Kickers blickt nüchtern auf das Lob seiner Mitspieler oder Trainer. Außerdem sprachen wir über seine Leistungen und wie er bei den Spandauer Kickers gelandet ist

Ein Bericht von Marcel Peters - https://www.facebook.com/AmateurberichterstattungMarcelPeters/ - regelmäßig Berichte über Berliner und Brandenburger Amateurfußballer oder Vereine. Gesprächspartner: Alex Riedel

Alex, bekommst du oft Lob?
Ich kann das nicht wirklich einschätzen, weil ich nie drauf aus bin, gelobt zu werden, sondern das Bestmögliche zu geben. Aber meine Trainer und Mitspieler geben mir schon das Gefühl, dass sie diese Einsatzbereitschaft und diesen Willen wertschätzen.

Auch Winterneuzugang Tobias Ehm hat dich in höchsten Tönen gelobt - wie gehst du mit dieser Wertschätzung um?
Man ist natürlich im ersten Moment darüber geschmeichelt vor allem jetzt in diesem Beispiel von so einem erfahrenen Spieler das zu hören, der mich erst seit dieser Rückrunde persönlich kennt. Es bestätigt einem seine harte Arbeit und dafür bin ich sehr dankbar, aber dieser Moment vergeht bei mir auch ganz schnell wieder, weil ich stets darauf fokussiert bin mit der Mannschaft erfolgreich zu sein und dafür muss man stets weiter hart arbeiten und darf sich nicht auf diese Lorbeeren ausruhen. Für mich war es schon immer so, dass auf Zufriedenheit auch Stillstand folgt und das konnte man glaube ich auch beim Champions League Viertelfinale zwischen Rom und Barcelona gestern sehr gut erkennen.

Du meinst damit Barcelona war zufrieden mit dem Hinspiel-Ergebnis und hat sich auf den Lorbeeren ausgeruht? Warum passiert das im Fußball immer wieder?
Ich würde es sogar nicht nur auf das Hinspiel-Ergebnis beziehen, man muss ja sagen ihre Saison lief bis dato sensationell. Ungeschlagen durch die Liga marschiert und die Möglichkeit auf das Tripple hatten sie ja auch noch. Bei so einem Verlauf neigen bestimmt eigene Spieler ein Gefühl zu entwickeln, dass keiner sie stoppen könnte und es ja alles wie von selbst läuft. Doch vertraut man nur auf dieses Gefühl wird man auch irgendwann solch eine böse Überraschung erleben. Am Ende ist immer die Tagesform und die richtige Einstellung entscheidend, deswegen kann Fußball auch so unberechenbar sein.

Ähnlich wie bei euch? Immerhin stehen nach vier Siegen in Folge nun fünf Spiele ohne Sieg zu Buche.
Ein Stück weit schon. Durch diese 4 Siege infolge konnten wir einen sehr guten Abstand zu der Abstiegszone herstellen und befreiter in den letzten Spielen reingehen. Trotz größtenteils guter Leistungen konnten wir uns nicht mit mehr belohnen, da wir zurzeit unsere Chancen vorne nicht nutzen. Ich würde aber nicht behaupten, dass unsere Mannschaft sich auf diesen Abstand ausruht. Im Gegenteil wir wollen vor allem im nächsten Spiel gegen Nordberliner den Abstand bewahren wenn nicht sogar vergrößern. Es wird sicherlich kein leichtes Spiel, aber vielleicht brauchen wir solche wichtigen Spiele um uns aus dieser Phase befreien zu können.

Andernfalls wäre die Situation wieder verschärft und der Blick müsste auch nach unten gehen. Bammel, das es am Ende eng unten zu geht?
Nicht wirklich, aber im Fußball ist ja alles möglich. Wir sind vorgewarnt und haben es selbst in der Hand unser Ziel, die Klasse zu halten, zu erreichen. Ich bin guter Dinge, dass wir das meistern egal ob früher oder später.

Warum bist du dir da so sicher?
Wir haben eine gute Mannschaft um in dieser Liga zu bestehen. Trotz einigen verletzten Spielern konnten wir in der Rückrunde auch mit den Großen mithalten und das zeigt unsere Entwicklung. Zwar haben wir uns letzter Zeit selten belohnen können, aber wenn wir weiter so hart arbeiten, wird auch dieser Knoten platzen.

Haben euch die drei Neuzugänge im Winter nochmal weiter gebracht?
Mit Tobias hat man natürlich mehr Erfahrung in unsere sonst junge Mannschaft geholt und dieser stabilisiert unser Zentrum zurzeit sehr gut. Bilal und Castillo sind noch recht junge Spieler, die Talent haben und im Training frischen Wind reinbringen. Doch es fehlt den beiden noch ein klein wenig an Erfahrung um im Männerbereich zu bestehen. Das wird aber mit der Zeit sicher kommen.

Mit 24 Jahre gehörst du auch noch nicht zum „Alten-Eisen“ - trotzdem bist du Stammkraft und gehst mit gutem Beispiel voran. Wie hast bist du dahin gekommen, was kannst du jungen Spielern empfehlen?
Mit Ehrgeiz, hartem Training und all den Erfahrungen die man in den Jahren im Männerbereich neu machen konnte. Hier geht es ja viel härter und taktischer zu als im Jugendbereich, deswegen sollte man anpassungsfähig sein.
Es ist auch wichtig Vertrauen in sich und seiner Mannschaft zu haben, also sich auch nicht zu schade sein, sich in seine Mannschaft zu integrieren. Ich weiß, dass es beim Sprung von der A-Jugend in den Männerbereich nicht leicht ist, aber es hilft auf jeden Fall.

Es spiegelt sich auch in deinen Leistungen wieder - zufrieden mit den fünf Toren?
Schon, aber wenn man bedenkt, dass 2 davon Elfer waren und 3 mit dem Kopf ist das auch keine große Sache. Meine Aufgabe als Innenverteidiger ist eine andere, obwohl ich gerne Einen auch mal aus der Distanz machen würde.

Anderes Thema - in Spandau und in der näheren Umgebung gibt es viele Vereine - warum sind es die Kickers geworden?
Ich hatte damals am Anfang meiner letzten Jugendsaison bei der 1.A von SC Staaken in einem Regionalligaspiel mir einen Meniskusriss am Knie zugezogen und war für den Rest der Saison außer Gefecht. Ich wollte mich locker wieder aufbauen im ersten Männerjahr und da kam SpaKi mir als ehesten entgegen. Ich kannte einige Spieler und wollte erstmal nur Spielpraxis sowie Erfahrung sammeln. Seitdem hat sich hier was Großes entwickelt und ich bin froh diesen Weg eingeschlagen zu haben.

Aber der SC Staaken wurde im letzten Jahr ungeschlagen Berliner Meister und spielt nun in der Oberliga - auch ein bisschen verärgert über die getroffenen Entscheidung?
Nein, überhaupt nicht. Durch die Verletzung konnte ich mich nicht für die 1. Herren anbieten und den Weg über die 2. Herren zu gehen wurde mir sehr spät angeboten, nachdem ich mit SpaKi schon einig war. Es ist halt gekommen wie es ist und ich wollte einfach dann das Beste daraus machen. Ich gönne es dem SC Staaken, da spielen auch einige Freunde von mir. Dass beide Vereine aufsteigen konnten, zeigt, dass in Spandau auch attraktiver und erfolgreicher Fußball gespielt werden kann und vielleicht ziehen einige noch nach.

Wäre die Oberliga oder sogar Regionalliga auch reizbar für dich?
Ja auf jeden Fall aber dafür werde ich vielleicht noch ein-zwei Jahre weitere Erfahrungen in der Berlin Liga machen müssen um mir das dann auch wirklich zuzutrauen. Aber mal schauen was die Zeit bringt.

Also wirst du auch im kommenden Jahr für die Spandauer Kickers auflaufen?
Mit sehr großer Wahrscheinlichkeit. Wenn der Klassenerhalt sicher ist, kann man sich auch darauf verlassen.

Aufrufe: 013.4.2018, 07:46 Uhr
Marcel PetersAutor