2024-04-19T07:32:36.736Z

Vereinsnachrichten

Ärger nach Stadtderby - Titans sauer wegen TFV-Urteil

Das TFV-Urteil nach dem Stadtderby zwischen den Saalfeld Titans und dem 1. FFC Saalfeld stößt bei den Titans sauer auf und lässt den Saalfelder Frauenfußball weiter auseinanderdriften.

Vereinsnachricht der Saalfeld Titans

Am 5 Oktober trafen die beiden Saalfelder Frauenfußballmannschaften erneut aufeinander und die Saalfeld Titans entschieden die Partie gegen den 1. FFC Saalfeld mit 5:3 klar für sich. Trotz des sportlich unstrittigen Erfolges verlieren die Titans das Achtelfinale im Thüringenpokal jedoch gegen den Stadtrivalen am grünen Tisch.

Hintergrund ist der Einspruch des FFC-Vorstandes gegen die Spielwertung des Pokalspiels wegen „unberechtigtem Einsatz einer Spielerin“ durch die Saalfeld Titans. Tatsächlich nichts Ungewöhnliches im Fußball. Auch ist das Urteil des Thüringer Fußball-Verbandes (TFV) sportrechtlich einwandfrei.

„Es stellt sich allerdings die Frage, ob es auf lange Sicht eine kluge Entscheidung für den Freizeitsport und das schwächelnde Ehrenamtswesen war. Seit Jahren leidet der Frauen- und Mädchenfußball an akutem Mannschaftssterben und Mitgliederschwund“, erläutert Titans-Sportdirektor André Zschernitz und Fuballleiter Jens Neumann ergänzt: „In Thüringens höchster Spielklasse sind nur noch fünf Mannschaften organisiert – darunter auch der 1. FFC Saalfeld. Mannschaften verzichten freiwillig auf den Aufstieg und andere steigen freiwillig ab, nur um Fahrtstrecken, die Kosten und den Aufwand rund um den Spielbetrieb so gering wie möglich zu halten.“

Die Saalfeld Titans Frauenfußballmannschaft gehört definitiv nicht zu den Letztgenannten. „Unsere Frauen und Mädchen leben für ihren Sport. Kein Weg ist ihnen zu weit oder zu steinig, um ihrem Hobby nachzugehen. So entschieden sich im Jahr 2014 23 Spielerinnen, zwei Trainer und ein Betreuer den heutigen Stadtrivalen nach internen Kontroversen zu verlassen. Wir nahmen in Kauf, komplett bei null zu beginnen und die vielen, teils hohen Hürden des TFV zu überwinden, um eines Tages wieder dort zu stehen, wo wir schon einmal standen: in Thüringens höchster Spielklasse“, verdeutlicht Spielerin Lisa Schumann.

„Man fragt sich nicht nur bei den Titans, sondern auch landauf und landab, ob sich der TFV nicht lieber mit steigenden Spielgemeinschaften, Staffelzusammenlegungen, schwindenden Mitgliederzahlen auf allen Ebenen und einem mit Blick auf den demografischen Wandel ehrenamtsunfreundlichen Strukturen und Spielordnung beschäftigen sollte, als darüber zu befinden, inwieweit der Aussage eines Staffelleiters Glauben geschenkt werden darf oder nicht“, sagt Titans-Präsident Mielke und trifft damit den Kern des Sportgerichtsurteils, das die Saalfeld Titans zum Verlierer erklärt.

Nach der Rotsperre im letzten Ligaspiel erkundigte sich Jens Neumann beim Staffelleiter, ob die Sperre nur für den Punktspielbetrieb oder auch wettkampfübergreifend z. B. im Thüringenpokal gilt. Der Staffelleiter teilte ihm telefonisch mit, dass die Dauer und Art der Sperre in seinem Ermessen liege. Er versicherte ihm, dass die Spielerin nur für den Punktspielbetrieb gesperrt sei. Eine eigenständige Überprüfung des Vereins führte zum gleichen Ergebnis, denn das Einsetzen der Spielerin im elektronischen Spielberichtsbogen (dfbnet) war problemlos möglich. Dies sah der TFV in seinem Urteil völlig anders. Nach Thüringer Spielordnung war die Spielerin wettkampfübergreifend gesperrt. Insoweit war die mündliche Aussage des Staffelleiters fehlerhaft. Allerdings handele es sich bei Auskünften, die von Organen des TFV erteilt werden, nur um bloße informelle Aussagen. Alle Vereine seien vielmehr verpflichtet, den Satzungen und Ordnungen Folge zu leisten und diese eigenständig zu prüfen. „Gut, dass diese Klarstellung erfolgte. Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit ist damit sportrechtlich nicht gewollt. Wir nehmen dies gerne zur Kenntnis und somit Abstand von Treu und Glauben“, resümiert Mielke bitter.

Laut Claudia Uthke, Titans-Vizepräsidentin, lebt fairer Sport von Emotionen und der Liebe zum Sport. Das neuerliche Handeln des 1. FFC Saalfeld verbindet sich gerade nicht mit diesem Gedanken „Rivalität und Ehrgeiz treiben beide Saalfelder Mannschaften an, sportlich und im Vereinswesen die Besseren zu sein. Und die Fangemeinden trommeln lauter denn jemals zuvor. Umso weniger entsprechen FFC-Einspruch und TFV-Urteil der FairPlay-Idee der FIFA, Mannschaften, die sich um den Erhalt, Fortbestand und Entwicklung des Frauen- und Mädchenfußballs sowie der Sportlandschaft einer Region verdient machen, so den Wind aus den Segeln zu nehmen.“

Eine gute Seite hat das Pokal-Aus der Titaninnen aus Sicht des Titans-Präsidiums in jedem Fall. „Mit der neuerlichen Entscheidung des FFC, gegen die Titans fernab des Spielfeldes vorzugehen, sehen wir den Abbruch der hoffnungsvollen Gespräche zwischen FFC und Titans für eine gemeinsamen Lösung zukunftssicherer spielfähiger Mannschaften, die Ende 2018 starteten und bis ins Frühjahr 2019 hinein andauerten, bestätigt. Es gibt keine Vertrauensbasis, die kurz- oder mittelfristig ein Zusammenkommen befördern würde. Aus heutiger Sicht wird eine gemeinsame Zeit im Saalfelder Frauenfußball damit niemals kommen. Der gemeinsame Kontakt zwischen den Verantwortungsträgern ist damit auf Eis gelegt“, bilanziert Titans-Präsident Christopher Mielke.

Ungeachtet dessen engagieren sich die Saalfeld Titans auch weiterhin für ihre Sportart, dem tiefen Interesse am Frauen- und Mädchenfußball in Thüringen folgend. So findet am 04.01.2020 der Feengrottenpokal im Frauenfußball unter der Leitung der Titans statt. Am 12.01.2020 organisieren die Titaninnen zudem erneut und auf Bitten des TFV die Hallenmeisterschaften des TFV in Saalfeld/Saale. Für die Spielerinnen Ehrensache, denn trotz eines steinigen Weges nach dem Vereinswechsel 2014 in die Verbandsliga zurück, sieht man in den Reihen der Saalfeld Titans die Dringlichkeit, den Frauenfußball in der Kreisstadt und der Region zu fördern. Zum einen, um Nachwuchs zu begeistern, und auch, um zu zeigen, dass der Frauenfußball á la Titans eine lebendige Vereins-, Spiel- und Fankultur hat und die sportliche Landschaft Saalfelds auch in Zukunft nachhaltig mit gestalten und bereichern kann. „Die Titaninnen werden auch zukünftig unbeirrt ihren Weg weitergehen, sich um den weiteren Aufbau ihres Nachwuchsbereiches kümmern und Integration/Migration befördern. Auch dank alter und neuer Wegbegleiter und Förderer des Saalfelder Frauenfußballs wie Jens Kypast und der Wohnungsvermietungsgenossenschaft Saalfeld eG“, bekräftigt Neumann.
Aufrufe: 028.10.2019, 13:42 Uhr
Lisa SchumannAutor