2024-04-19T07:32:36.736Z

Allgemeines
Einen großen Pokalfight hatte der SV Gonsenheim dem 1. FC Kaiserslautern im September 2019 geboten.
Einen großen Pokalfight hatte der SV Gonsenheim dem 1. FC Kaiserslautern im September 2019 geboten. – Foto: Wolff

Als Gonsenheim beinahe den FCK in die Knie zwang

DENKWÜRDIGE SPIELE +++ Vor neun Monaten scheiterte der SVG im Pokal nur knapp gegen die Roten Teufel +++ Elfmeter bringt die Entscheidung +++ Gefühlter Sieger und Kompliment vom Gegner

Rheinhessen. Auch wenn der Ball auf den Sportplätzen in Rheinhessen aufgrund der Corona-Pandemie ruht, müsst ihr doch nicht völlig auf Spielberichte verzichten. Jeden Freitag wirft die FuPa-Redaktion einen Blick in die Geschichtsbücher und stellt besonders spektakuläre Partien aus den vergangenen Jahren vor. Heute im Blickpunkt: Das Duell zwischen dem SV Gonsenheim und dem 1. FC Kaiserslautern im Verbandspokal-Achtelfinale vom 25. September 2019.

"Genießt das Spiel und spielt euren Fußball", hatte Abwehrchef Ferhat Gündüz seiner Mannschaft vor Anpfiff mit auf den Weg gegeben - in einem jungen Team war der Innenverteidiger einer der wenigen, der eine ähnliche Atmosphäre schon einmal erlebt hatte: Bruchwegstadion, 2600 Zuschauer, Flutlicht und eine Profimannschaft zu Gast. Zu verlieren hatte der Oberligist auf jeden Fall nichts und das vermittelte Gündüz seinen Teamkameraden mit Erfolg, denn die Gonsenheimer genossen den Abend nicht einfach nur, sondern stellten den FCK sogar vor große Probleme: "Wir haben nix geändert, wir haben unser System gespielt", betont Gündüz, immerhin hatte die Mannschaft damit in der Oberliga schon einigen Erfolg gehabt.

Bektasevic scheitert am Pfosten
Entsprechend igelte sich die Elf von Christian Lüllig auch gegen den Drittligisten nicht hinten ein, sondern verteidigte phasenweise hoch und setzte immer wieder Nadelstiche nach vorne. Auch die anfängliche Nervosität war schnell verflogen, wie es der Abwehrchef vor der Partie prophezeit hatte: "Mit einer guten Aktion, einem Zweikampf, einem Ballgewinn geht der Druck weg." Dies gelang den Gonsenheimern schon früh und so wurden die Spieler immer selbstbewusster. Nach einer guten Viertelstunde dribbelte sich Nicolas Obas auf der rechten Seite durch und schoss knapp am langen Pfosten vorbei, kurz vor der Pause sollte der SVG dann sogar die beste Chance der ersten Halbzeit haben: Damir Bektasevic fasste sich im Mittelfeld ein Herz und jagte den Ball aus mehr als 20 Metern ans Aluminium, spätestens jetzt waren die roten Teufel gewarnt und hatten zudem Glück, dass es keinen Elfmeter gab, als Ibrahim Yilmaz direkt im Anschluss zu Boden ging. Klar hatten sich die Gäste bis dahin auch schon einige Chancen erspielt, aber mit Leidenschaft und einem gut aufgelegten Paul Simon im Tor hielt der Außenseiter das 0:0: "Ich hatte generell ein gutes Gefühl, war in Topform", erinnert sich der Keeper und fand zudem mit einer Fußparade sofort gut ins Spiel: "Das stärkt das Selbstbewusstsein", erklärt der Schlussmann und erinnert sich daran, wie insgesamt jede gelungene Aktion der Mannschaft abgefeiert wurde.

Partie bis zur Schlussphase offen
Leistungsgerecht ging es mit einem Remis in die Pause, wo zumindest auf Gonsenheimer Seite die Stimmung freudig war, aber die Mannschaft laut Simon trotzdem ruhig und sachlich die erste Hälfte analysiert habe. Wer nun erwartete, dass der Drittligist zur zweiten Halbzeit hochmotiviert aus der Kabine kommen würde, um die Partie nach Wiederanpfiff schnell zu entscheiden, sah sich getäuscht. Natürlich erspielten sich die Profis wieder einige Chancen, aber ein Tor gelang immernoch nicht, auch weil der Oberligist weiter konzentriert und leidenschaftlich verteidigte. Und dann waren da ja noch diese Gonsenheimer Nadelstiche, die nach einer Stunde fast zur Führung gereicht hätten, aber Bektasevic wurde beim Abschluss in letzter Sekunde geblockt. Wirklich überzeugend traten die Pfälzer nicht auf und wurden sogar von den eigenen Fans mit "Europapokal, Europapokal"-Gesängen verhöhnt. Doch es konnte immernoch schlimmer kommen: In der 73. Minute flog FCK-Stürmer Timmy Thiele nach einem Kopfstoß gegen Paul Simon vom Platz und der Favorit musste in Unterzahl weiterspielen.

Nach dieser Aktion sah FCK-Angreifer Thiele die rote Karte und Gonsenheim agierte fortan in Überzahl.
Nach dieser Aktion sah FCK-Angreifer Thiele die rote Karte und Gonsenheim agierte fortan in Überzahl. – Foto: Michael Wolff

Laufduell entscheidet über Sieg und Niederlage
Dieser Platzverweis sollte sich als spielentscheidend erweisen, jedoch anders als es sich die Gonsenheimer gewünscht hätten. Denn in der gleichen Situation sah Gündüz die gelbe Karte, was kurz darauf wichtig wurde. Nur wenige Minuten später machte sich nämlich FCK-Profi Christian Kühlwetter in Richtung des Strafraums auf, wegen seiner Verwarnung konnte Gündüz kein taktisches Foul begehen und musste stattdessen das Laufduell mit dem schnellen Angreifer aufnehmen. Zwar blieb der Abwehrspieler am Stürmer dran, doch im Strafraum kam es zum verhängnisvollen Kontakt, den der Angreifer clever annahm und zu Boden ging: "Ich hab mich nicht darüber beschwert", akzeptierte der Verteidiger die Entscheidung und gibt als ehemaliger Stürmer zu, dass er in der Situation wahrscheinlich genauso gehandelt hätte. Für Schlussmann Simon zeigte sich in dieser Situation der Zwei-Klassen-Unterschied zwischen den Teams: Der FCK-Profi habe es einfach cleverer gemacht als der Gonsenheimer Yilmaz in der ersten Hälfte. Zum Strafstoß trat der Gefoulte selbst an und ließ dem SVG-Torwart keine Chance - der Widerstand des Außenseiters war gebrochen, kurz vor Abpfiff sollten dann noch zwei weitere Gegentreffer folgen, die das Ergebnis in die Höhe schraubten.

Stolze Leistung
Auch wenn es letzten Endes mit der Sensation nicht geklappt hatte, war der Außenseiter nach Abpfiff alles andere als traurig. "Wir haben ein Spiel abgeliefert, auf das wir stolz sein konnten", zeigt sich Routinier Gündüz noch heute begeistert: "Alle hatten mindestens eine Aktion, wo sie sagen konnten, das haben sie schön gemacht." Und auch der Gegner hatte nur Lob für den Oberligisten übrig: "Sie haben es richtig gut gemacht, müssen nicht traurig sein", gab Torschütze Kühlwetter damals zu Protokoll. Von einem Klassenunterschied war in jener Partie lange nichts zu sehen gewesen, die Gonsenheimer hatten den Mainzer Amateurfußball würdig vertreten und ihr Ziel erreicht: Den Abend zu genießen und ein Spiel abzuliefern, das sie so schnell nicht vergessen dürften.

Schiedsrichter: Winter.

Zuschauer: 2600.

Tore: 0:1 Kühlwetter (78.), 0:2 Pick (87.), 0:3 Skarlatidis (90.).

Aufrufe: 012.6.2020, 12:00 Uhr
Peter MertesAutor