2024-05-08T14:46:11.570Z

Interview
Yann Duarte hütet das Tor vom Weißenseer FC. Er hat die Hoffnungen auf den Klassenerhalt noch nicht aufgegeben.
Yann Duarte hütet das Tor vom Weißenseer FC. Er hat die Hoffnungen auf den Klassenerhalt noch nicht aufgegeben. – Foto: Thomas Lücke

"Alibi-Fußball und Angst werden uns nicht weiterbringen"

Yann Duarte steht beim Weißenseer FC im Kasten. In der Rückrunde gab es noch keinen eigenen Treffer, geschweige denn Punkt zu verzeichnen. Trotzdem ist der 24-Jährige optimistisch gestimmt. Er glaubt an eine Sensation, fordert aber auch mehr Initative seiner Vorderleute.rn

Ein Interview von Marcel Peters - https://www.facebook.com/AmateurberichterstattungMarcelPeters/ - regelmäßig Berichte über Berliner und Brandenburger Amateurfußballer oder Vereine. Gesprächspartner: Yann Duarte

Yann, am Wochenende hast du das 20. bzw. 21. Mal in der Rückrunde hinter dich gegriffen. Wie deprimierend ist die aktuelle Situation für dich als Schlussmann?

Sicherlich wäre die Situation etwas weniger frustrierend, wenn wir trotzdem ein paar Punkte eingefahren hätten. So ist die Situation leider sehr unbefriedigend. Generell bin ich aber niemand, der sich darüber großartig einen Kopf macht. Wir müssen die Situation jetzt annehmen wie sie ist und schauen, dass wir in den nächsten Spielen nicht mehr derart viele Gegentore kassieren. Persönliche Befindlichkeiten dürfen in unserer aktuellen Situation keine Rolle spielen.

Du sprichst es an. Null Punkte stehen auf dem Konto der Rückrunde. Wie ist der Schalter in den letzten zehn Spielen noch umzulegen?

Im Endeffekt befinden wir uns in einer Situation, in der wir nicht mehr viel zu verlieren haben. Wir müssen einfach mutig agieren und positiven Fußball spielen. Ich denke, die zweite Halbzeit gegen Stern Britz hat das sehr gut veranschaulicht. Darauf gilt es aufzubauen. Alibi-Fußball und Angst vor Fehlern werden uns nicht weiterbringen. Es liegt in der Natur der Sache, dass individuelle Fehler passieren, also müssen wir schauen, dass wir diese im Kollektiv besser auffangen. Dementsprechend dürfen wir nicht bloß reagieren, sondern wir müssen versuchen das Spiel besser zu lesen und gewisse Situationen besser zu antizipieren. Das Wichtigste ist jedoch, dass der Teamgeist stimmt. Das ist in unserer Situation keine Selbstverständlichkeit und das habe ich in der Form auch noch nicht erlebt. Ansonsten hoffe ich noch auf ein paar Rückkehrer. Zudem haben wir noch den ein oder anderen talentierten Jugendspieler in der Hinterhand, die unserem Spiel auch noch guttun könnten. Außerdem verfügen wir über tolle Fans, die bereits in der Vergangenheit gezeigt haben, dass sie wichtige Impulse setzen können. All dies sind Faktoren, die mich optimistisch stimmen. Ich traue uns definitiv noch eine Überraschung zu.

Ich höre raus, dass du trotz der vielen Rückschläge in den vergangenen Wochen den Klassenerhalt noch nicht abgeschrieben hast?

Auf keinen Fall. Aber es wird definitiv eine schwierige Aufgabe.

Auch, weil die Konkurrenz nicht schläft. Meteor scheint unten raus zu sein, Schmöckwitz-Eichwalde scheint sich gefangen zu haben, auch Südwest konnte bereits gewinnen. Welche Teams werden mit euch um den Klassenerhalt bangen müssen?

Meteor wird definitiv nichts mehr mit dem Klassenerhalt zu tun haben, da lege ich mich fest. Die haben gut aufgerüstet und spielen guten Fußball. Für den Rest ist das schwer vorauszusagen, gewisse Ereignisse können manchmal zu Eigendynamiken, sowohl im negativen wie auch im positiven Sinne, führen. Letztendlich müssen wir aber erstmal selbst anfangen zu punkten.

Am besten schon am Wochenende gegen das Spitzenteam vom FC Internationale. Gibt es einen Matchplan, wird es Veränderung geben?

Wie bereits erwähnt, wir werden versuchen mutig zu agieren und an die zweite Halbzeit des Britz Spiels anzuknüpfen. Ganz ohne Ballbesitzphasen wird es nicht gehen. Wichtig ist einfach, dass wir weiter an unserer Handlungsschnelligkeit arbeiten.

Inwiefern bist auch du in Kasten gefordert, deinen Hintermännern Sicherheit zu geben?

Sicherlich bin ich da gefordert. Wenn ich beispielsweise gar nicht mehr probiere spielerische Lösungen zu finden und nur noch den Ball lang schlage, dann wird das einerseits unserem Spiel nicht guttun und andererseits auch abfärben. Außerdem ist es generell wichtig, dass keiner Angst hat einen Fehler zu machen, weil derjenige eben weiß, dass der Rest der Mannschaft versuchen wird diesen wieder auszubügeln. Gerade als Torwart ist es hierbei wichtig der Mannschaft das Gefühl zu vermitteln, dass sie sich im Notfall auf einen verlassen kann.

Sollte Weißensee absteigen, würdest du dann bei einem Neuaufbau helfen, oder dir eine neue Aufgabe suchen?

Letzte Saison hatte ich relativ früh mein Commitment abgegeben, dass ich auch im Falle eines Abstiegs bleiben würde. Grundsätzlich genieße ich eine hohe Wertschätzung im Verein. Außerdem ist mir der Verein ans Herz gewachsen. Erstmals will ich einfach nur versuchen zu helfen und den Abstieg vermeiden. Letztlich wird ein Verbleib aber vor allem von anderen Faktoren, wie Studium usw. abhängig sein.

Jetzt mühst du dich im Abstiegskampf der Landesliga, dabei hast du bereits bessere Zeiten erlebt. In Luxemburg hast du 2. Liga gespielt. Welche Erfahrung war das für dich?

Sicherlich war das fußballerisch noch einmal ein anderes Niveau und ich bin sehr dankbar, dass ich für meinen Jugendverein, den FC Mondercange, im Herrenbereich spielen konnte. In Kombination mit der Zeit in der Jugendnationalmannschaft habe ich in Luxemburg eine tolle Ausbildung und tolle Erfahrungen gehabt.

Warum bist du den Weg nicht weiter gegangen, war der Sprung in den Profifußball zu groß?

Das Niveau zum Profifußballer hatte ich auf keinen Fall. Wenn du in Luxemburg für die Jugendnationalmannschaft spielst und nicht bereits bei einem ausländischen Verein spielst, dann bist du in Luxemburg im Leistungszentrum. Unter der Woche hast du dann auch Spiele mit der Auswahl und am Wochenende bist du bei deinem Verein aktiv. Gerade Länderspielreisen und dergleichen waren wirklich tolle Erfahrungen. Aufgehört habe ich letztendlich, weil ich irgendwann das Gefühl hatte, dass das Leben mehr als nur Fußball zu bieten hat. In der Folgezeit war es dann auch mal ganz schön, sich nach der Schule eine Musikbox und ein paar Bierchen zu schnappen und mit den Freunden Beachvolleyball zu spielen.

Und dann hat dein Weg dich nach Berlin verschlagen. Wie bist du auf den Weißenseer FC aufmerksam geworden?

Genau, ich bin dann zum Studieren nach Berlin gekommen. Auf den Weißenseer FC wurde ich durch Brian, der auch bei FuPa tätig ist, aufmerksam. Er hat mich damals bei einem Spiel gesehen und mich überzeugt zum WFC zu wechseln.

Und hast du diese Entscheidung in den letzten drei Jahren bereut?

Nein, absolut nicht.

Wenn du die Zeit nochmal zurückdrehen könntest, würdest du versuchen alles daranzusetzen „Profi“ zu werden oder ist der eingeschlagene Weg für dich der bessere?

Nein, wie gesagt die Qualität dazu hatte ich bei Weitem nicht. Wäre ich etwas länger in der Auswahl geblieben, hätte ich sicherlich noch ein paar spannende Erfahrungen sammeln können. Aber ich bin definitiv nicht unglücklich darüber, wie es gelaufen ist. Und wer weiß, vielleicht werde ich in Zukunft noch einmal auf etwas höherem Niveau spielen.

Was denkst du wäre möglich?

Es würde mich sehr freuen, sollte mich mein Weg irgendwann nochmal zurück zu meinem Heimatverein führen. Insgesamt wäre ich damit zufrieden, nochmal in einer der ersten beiden Ligen in Luxemburg zu spielen.

Welche Stärken zeichnen dein Torhüter-Spiel aus?

Ich würde sagen, dass ich ein sehr mitspielender Torwart bin. Es gab aber auch schon Trainer, die mich darum gebeten haben, es nicht zu spannend zu machen. Ansonsten würde ich sagen, dass Eins-gegen-Eins Situationen meine größte Stärke ist.

Und wo liegen die Bereiche, bei denen du dich noch verbessern kannst?

Es gibt einige Bereiche, in denen ich noch Luft nach oben habe. In der Strafraumbeherrschung will ich mich beispielsweise noch verbessern.

Aufrufe: 012.3.2020, 11:23 Uhr
Marcel PetersAutor