2024-06-14T14:12:32.331Z

Ligabericht
Und es werden immer mehr: Alemannia-Stürmer Marcel Ranft und seine bereits beachtliche "Faxe-Sammlung". Foto: privat (Verein)
Und es werden immer mehr: Alemannia-Stürmer Marcel Ranft und seine bereits beachtliche "Faxe-Sammlung". Foto: privat (Verein)

Alemannia Pfalzdorf kommt mit Faxen zum Erfolg

Für jeden Treffer des Torjägers eine Dose Bier

Erst seit dieser Saison ist Peter Franke beim VfB Alemannia Pfalzdorf 1926 tätig, einem Stadtteilklub aus Goch am unteren Niederrhein. Mit ungewöhnlichen Methoden hat der Trainer schnell auf sich und seine Mannschaft aufmerksam gemacht. Der bisherige Erfolg gibt ihm Recht.

Die Idee entstand während der Sommervorbereitung im Testspiel gegen Bezirksligist SSV Weilerswist: „In der 80. Minute stand es 1:1, als ich zu unserem Stürmer Marcel Ranft gesagt habe: ‚Wenn du noch ein Tor erzielst, bekommst du eine Dose Faxe-Bier von mir.’ Und was soll ich sagen: Er hat dann sogar noch zwei Buden gemacht und uns zum Sieg geschossen“, erinnert sich Franke.

Angesichts dieses Erfolgs entschied sich der Trainer, die „Bierprämie“ auch mit in die Meisterschaft zu übernehmen: für jeden Treffer gibt’s eine Faxe-Dose. Ranft hat an dieser Regelung offensichtlich Gefallen gefunden. Bis zum ersten Dezember-Wochenende wurden bereits beachtliche 19 Dosen fällig – und es dürften nicht die letzten gewesen sein, denn der Angreifer traf in den letzten Jahren durchschnittlich 25 bis 30 Mal pro Saison… So verwundert es nicht, dass Franke überzeugt ist, Ranft könne „angesichts seiner Leistung auch zwei Ligen höher spielen“.

Alemannia startet mit Siegesserie ins Unternehmen Aufstieg

Es wäre allerdings falsch zu glauben, der Gerstensaft wanderte nach Abpfiff sogleich des Stürmers durstige Kehle hinunter. Der angehende Polizist, der seine Ausbildung in Swisttal (bei Bonn) Ende des Jahres beenden wird, öffnet die Dosen nicht, sondern sammelt sie in der Kabine als Trophäen. Doch bevor ihr Inhalt schlecht wird, soll es zum Saisonende eine Kabinenfete geben. „Vielleicht gibt es ja dann etwas zu feiern“, hofft Ranft angesichts des angepeilten Aufstiegs. Anfang Dezember befand sich die Alemannia auf Kurs: Mit elf Siegen aus fünfzehn Spielen lag Alemannia in der Kreisliga A Kleve-Geldern auf Rang zwei und belegte somit einen der beiden Aufstiegsränge. „Aus heutiger Sicht würde ich mich unglaubwürdig machen, einen Platz unter den ersten Fünf als Ziel auszugeben. Wir können an der Spitze mithalten und haben den Aufstieg klar anvisiert“, bestätigt Franke.

Zu diesem Zweck steht auch Sebastian Düvert unter „Faxe-Doping“, der sich bei jedem gehaltenen Elfmeter ebenfalls über eine Dose freuen darf. Allerdings musste sich der Keeper bis zum 15. Spieltag in Geduld üben, ehe beim 7:2 gegen den SC Blau-Weiß Auwel-Holt seine erste Bierprämie fällig wurde. Bei diesem Spiel traf Ranft binnen einer Viertelstunde gleich vierfach in die Maschen – was den Trainer summa summarum fünf Faxe-Dosen für ein Match kostete! Die Mannschaft beobachtet es mit neckischer Schadenfreude, wie sich Franke regelmäßig – Gerüchte besagen leicht peinlich berührt – mit einigen Bierdosen bestückt an der Kasse anstellt.

Dass außer den beiden kein weiterer Spieler in den Genuss der flüssigen Prämie kommt, stört in der Mannschaft niemanden. „Bei uns gibt es deshalb keinen Neid“, sagt Ranft. „Denn am Saisonende sollen alle davon profitieren und jeder mindestens eine Dose erhalten.“ Angesichts seiner bisherigen Trefferquote wird keiner aus dem Team leer ausgehen und auch für den Trainer dürfte noch eine Dose übrig bleiben. Ranft betont, dass die Bierprämie zwar ein kleiner Ansporn, nicht jedoch ursächlich für seine Treffsicherheit sei – wie er in den Spielzeiten zuvor schon unter Beweis stellte. Eher schon stachelt Sturmkollege Christian Offermanns, zugleich Co-Trainer des Teams, seinen Ehrgeiz zusätzlich an, der ebenfalls regelmäßig einnetzt und mit ihm um Tore wetteifert.

Mannschaftsbild mit Symbolcharakter: das Ziel klar vor Augen

Auch Franke, im Sommer von Bezirksligist BV DJK Kellen nach Pfalzdorf gekommen, fungiert als Spielertrainer und setzt über die rechte Außenbahn die Sturmreihe Ranft, Offermanns und Bastian Engler in Szene. Abseits der Bierprämie hat sich der 32-Jährige noch andere Ideen einfallen lassen, so beim Mannschaftsfoto zum Saisonauftakt: Dort blicken die Spieler seitlich und nach oben, die rechte Hand an der Stirn und schützend über den Augen, um einen klaren und ungetrübten Blick zu symbolisieren. „Wir wollten das Bild mal anders als auf die klassische Art gestalten“, erzählt Franke. „Es verdeutlicht, dass wir ein gemeinsames Aufstiegsziel vor Augen haben.“ Ein Ziel, das auch auf dem Spiegel in der Mannschaftskabine formuliert ist, um das Team bei jedem Training, bei jedem Spiel, daran zu erinnern.


In den vergangenen Jahren wurde der angestrebte Aufstieg wiederholt verpasst, daher verzichtete Franke vor der Saison auf vollmundige öffentliche Ankündigungen, „um Druck von der Mannschaft zu nehmen“. Gerade zu Saisonbeginn, als die Alemannia mit satten neun Siegen hintereinander in die Spielzeit startete, ging das Konzept voll auf. „Mit zwischenzeitlich sieben verletzten Stammspielern, darunter auch längere Ausfälle, ist unsere Serie zwar gerissen, aber wir sind weiterhin auf einem guten Weg“, ist Franke unverändert optimistisch.

Damit die Faxe-Dosen im Frühjahr tatsächlich feierlich geöffnet werden können, zeigen sich Trainer und Mannschaft auch auf anderen Ebenen kreativ: So wird schon mal ein Fanbus zur Unterstützung beim auswärtigen Spitzenspiel organisiert oder das Team stimmt sich mit betont männlichen Schlachtrufen auf das bevorstehende Match ein – dem neuseeländischen Rugbynationalteam der „All Blacks“ nachempfunden. Der Trainer ist überzeugt: „Wenn sich unsere Mannschaft auf diese Weise gemeinsam auf die Begegnung einstimmt, ist das für den Gegner schon recht eindrucksvoll.“ Und hat nach dem Spiel gegen die Alemannia schon mal die Faxen dicke…

Doch bei allen Spielereien am Rande, allen Motivationstricks und Extraprämien: In erster Linie sieht sich Franke als Fußballfachmann, für den Trainingslehre und Spieltaktik entscheidend sind und der für seine Arbeit auch Spezialisten wie einen Sportwissenschaftler hinzuzieht. Kommt der Spaß dann noch hinzu, umso besser.

Der Text wurde uns "WIR HELDEN" zur Verfügung gestellt.

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Aufrufe: 015.3.2013, 09:00 Uhr
WIR HELDENAutor