2024-04-25T14:35:39.956Z

Im Nachfassen

"Abstiegsendspiel" begeisterte mit Sportsgeist

Im Nachfassen: Faire Partie zwischen dem Preetzer TSV und dem TSV Vineta Audorf mit dem besseren Ende für die Plöner

Über drei Wochen musste die Verbandsliga Nord-Ost nach dem regulären letzten Spieltag ausharren und auf die Austragung des am 6. Mai abgebrochenen Duells zwischen dem TSV Vineta Audorf und dem Preetzer TSV warten. PTSV-Torhüter Thorge Beuck prallte damals unglücklich mit seinem Teamkameraden Jesse Schlüter zusammen und musste anschließend ins Krankenhaus abtransportiert werden, woraufhin der Unparteiische der Preetzer Bitte um einen Spielabbruch nachkam – knapp 80 Minuten waren gespielt, es stand 1:1.

Ein Sportgerichtsurteil, das eine Wertung des Matches mit dem im Moment des Abbruchs gegenwärtigen Spielstand vorsah, eine Audorfer Berufung gegen das Urteil und eine Neuansatzung der Partie durch das Verbandsgericht ereigneten sich, ehe die über den Klassenerhalt entscheidende Begegnung endlich stattfand.

Preetz ging mit etwas Glück im Bunde, nicht zuletzt auch wegen eines starken Beuck, mit 2:1 (1:1) als sportlicher Gewinner aus dem „Endspiel“ hervor. Die Freude war auf Seiten der „Blauen Herde“, wie Co-Trainer Jirka Heine sein Team inmitten des anschließenden Jubelkreisels liebevoll brüllend betitelte, natürlich riesig. Die Enttäuschung auf der anderen Seite war – auch das ist selbstverständlich – entsprechend groß. Was dabei sowohl vor als auch nach dem Abpfiff beeindruckte, war die Art und Weise, wie fair beide Seiten miteinander umgegangen sind.

„Selbst wenn wir dieses Spiel verloren hätten, hätte ich mich wohl für immer an diesen außergewöhnlichen Tag erinnert“, blickte der Plöner Trainer Andreas Möller sofort nach der Partie, wie auch schon nach der Verhandlung vor dem Verbandsgericht, auf die Metaebene. „Man hätte natürlich auch schon in erster Instanz auf ein Wiederholungsspiel entscheiden und das Spiel schon am 17. Mai nachholen können. Dann aber wäre dieses besondere, erinnerungswürdige Ambiente nicht entstanden. Man schaue sich nur mal das Medieninteresse in den vergangenen Wochen an und dazu noch diese tolle Kulisse bei einem Verbandsligaspiel“, freute er sich über die nahezu 600 Schaulustigen an der Danziger Straße.

„Ich habe mir einfach angewöhnt, die Dinge immer von der positiven Seite zu betrachten“, skizzierte er die seinen Worten zugrundeliegende Einstellung und vergaß im Moment des Triumphes den Gegner nicht: „Ich will nicht sagen, dass ich mit ihnen leide, Mitleid haben sie nicht nötig. Aber ich fühle einfach mit ihnen, bin froh dass wir das heute auf dem Platz entscheiden und uns anschließend in die Augen schauen konnten. Es war ja ein absolut faires Spiel und wenn mal die Emotionen hochzukochen drohten, hat der Schiedsrichter Fynn Kohn mit seinem Erfahrungsschatz immer wieder sehr beruhigend eingewirkt.“

Diese faire Partie wäre aber auch nicht ohne die besonnenen Gastgeber, die zum Klassenerhalt einen Sieg gebraucht hätten, möglich gewesen. Die Audorfer ließen sich auch in der Schlussphase nicht zu Frustfouls oder ähnlichem hinreißen. „Preetz ist sozusagen zwei Mal von der Schippe gesprungen. Einerseits im Spiel, denn das Chancenverhältnis lag bei 5:2 für uns, und andererseits bei der Verhandlung vor Wochenfrist, bei der wir ein Urteil für uns erwartet hätten“, übte Vinetas Trainer Norman Bock Kritik mit einem Augenzwinkern und betonte anschließend, dass Enttäuschung über die Entscheidung des Verbandsgerichts nichts mit dem sportlichen Kräftemessen zu tun hat und sich schon gar nicht in einer überharten Gangart niederschlagen dürfe: „So etwas hat auf dem Fußballplatz überhaupt nichts verloren. Ich bin Pädagoge und würde eine solche Einstellung niemals vorleben, das wäre ein komplett falscher Ansatz.“

Und wenn auch Preetz' Fußballobmann Dieter Frahm, der nach dem Klassenerhalt gleich etliche Male ganz tief und erleichtert durchatmete, Kritik an der Informationspolitik des Verbandes übte, weil er über den Audorfer Einspruch erst von Dritten Erfahren hatte, war auch seine Grundhaltung von absoluter Fairness geprägt: „Wir haben nach dem 2:1 in einigen Situationen wirklich Dusel gehabt.“

Wenn in dieser Phase der verdiente Ausgleich gefallen wäre, dann hätten sich den Erinnerungen aller Beteiligten eine gehörige Portion an Dramatik hinzugesellt. Diese ganz extreme Dramatik blieb zwar aus, doch bleibt die Begegnung als gelebtes Beispiel des gegenseitigen Respekts eine wertvolle Erfahrung für alle, die ihr beiwohnen durften.
Aufrufe: 026.6.2017, 13:00 Uhr
SHZ / wtiAutor