„Ich hoffe dringlichst, dass ich noch einmal nach Mainz zurückkehren und die Saison sportlich zu Ende bringen kann“, sagt der zweifache Familienvater. Im Moment hält er sich im hohen Norden fit, einen Plan haben alle Spieler erhalten. Ob die Saison noch weitergeht? „Ich hoffe es. Wir würden alle gern weiterspielen, aber die Gesundheit ist am wichtigsten, die Solidarität steht über allem.“ Der Saisonabbruch wäre für Peitz das Karriereende, nach mehr als 400 Punktspielen in zweiter, dritter und vierter Spielklasse.
"Die Leute haben genug von mir als Fußballer"
Die Tendenz, im Sommer aufzuhören, war schon da, bevor Anfang des Jahres das Angebot des KSV Holstein herein flatterte. „Ich glaube, es reicht“, sagt Peitz und grinst, „die Leute haben genug von mir als Fußballer.“ Die Gegenspieler auf jeden Fall. „Noch bin ich gesund, noch brauche ich keine Extra-Würste im Training, noch kann ich für die Jungen ein gutes Vorbild sein. Und noch habe ich ein paar Reserven, um mit meinen Kindern Fahrrad zu fahren und Ball zu spielen. Ich bin dankbar, dass ich so lange ohne Arbeitslosigkeit Fußball spielen und 98 Prozent aus mir rausholen konnte.“
Durch die Corona-Krise hat sich auch Dominic Peitz’ Leben schlagartig geändert. In einem kleinen Dorf bei Kiel, nahe der Ostsee, hat er viel Zeit für seine drei und fünf Jahre alten Töchter. Die letzten eineinviertel Jahre sah er sie oft nur tageweise oder per Video-Chat. Galt es bislang bei den 05ern, den Talenten vor Augen zu führen, worauf es im Profifußball ankommt, muss er nun seinen Kindern erklären, warum sie ihre Freunde nicht besuchen dürfen. Eine Zeit, die Raum gibt, sich in den neuen Job hineinzudenken.
Die 15 Monate bei den 05ern hat Peitz auch zur Vorbereitung genutzt. „Ich habe eine Art Trainee-Programm durchlaufen“, erzählt er. Es ging quer durch die Abteilungen, der Schwerpunkt lag im Nachwuchsleistungszentrum, aber den ein oder anderen Termin habe er auch gemeinsam mit Sportvorstand Rouven Schröder absolviert. So war es geplant, so hat es sich erfüllt. Die Spieler, die im Bundesligakader trainieren und vor allem in der „Zweiten“ spielen, zu beobachten und zu begleiten, fiel mit in sein Aufgabengebiet.
„Es fällt mir nicht leicht, einfach wieder Tschüss zu sagen“, blickt Peitz auf seinen Abschied vom Bruchweg. Die 05er beschreibt er als „bodenständigen Verein, der keine großen Töne spuckt, der seine Nische gefunden hat und sich darin entwickelt“. Der FSV, so wird Schröder zitiert, hätte Peitz gern über seine aktive Karriere hinaus eingebunden. Doch nach 18 Umzügen, die er und seine Frau mittlerweile hinter sich haben, ist die gemeinsame Wahlheimat oben an der Förde eine verlockende Perspektive.
Mit Peitz erlebte die U23 einen Gerade-so-eben-Klassenerhalt und starke zwei Drittel der bisherigen Saison. Für den Routinier ist die Steigerung auch die Folge eines Findungsprozesses. Zuvor Zwischending zwischen Erster Mannschaft und NLZ, ist die „Zweite“ nun klar als Spitze der Nachwuchsförderung eingeordnet. Nach ein wenig Anlaufzeit, in der sich auch die Strukturen finden mussten, habe sich nun alles eingependelt. Hinzu kommt, dass die aktuelle Mannschaft hoch motiviert sei. „Es sind keine Stinkstiefel dabei, jeder möchte sich entwickeln.“ Die Basis ist gelegt, da kann man guten Gewissens von Bord gehen.