2024-05-02T16:12:49.858Z

FuPa Portrait
– Foto: Yvonne Gottschlich

Abenteuer in 4.300 Kilometer Entfernung

Marie Welling wird Studentin an einer Uni in Neufundland und spielt im Collegeteam. Das sieht man beim Herforder SV mit einem lachenden und weinenden Auge.

Rund 4.300 Kilometer sind es laut Google von Deutschland nach Neufundland. Das liegt vor der Nordostküste Nordamerikas im Atlantischen Ozean. Dort möchte die Herforderin Marie Welling Fuß fassen, als Studentin und Fußballerin. Nach sechs Jahren im Trikot des Herforder SV zieht es Marie Welling mit 22 Jahren in die Ferne. Mitte August geht es für die Spielmacherin des Frauenfußball-Westfalenligisten quer über den Atlantischen Ozean Richtung Kanada. Auf der Insel Neufundland wird sie an der Memorial University of Newfoundland eine von mehr als 19.000 Studenten aus 115 Ländern sein. Vorrangig möchte die aus Enger stammende Marie Welling sich aber auf den Fußball konzentrieren. Als einzige Ausländerin im Team wird sie im Collegeteam der Uni spielen.

„Darauf freue ich mich schon sehr. Es ist eine super Situation, weil es mich nichts kostet und ich dort unter professionellen Bedingungen Fußball spielen kann”, erklärt sie. Mit einem Stipendium hat sie den Sprung über eine Agentur geschafft. Ein Jahr lang liefen die Planungen und Vorbereitungen dafür. Die Akteurin des Herforder SV hat reichlich Videomaterial gesammelt und der Agentur zur Verfügung gestellt. Die gab es weiter an verschiedene Portale, wo sich Trainer und Scouts der Universitäten nach talentierten Spielerinnen umsehen.

„Ich hatte mehrere Angebote, aber ich habe mich dann schnell für diese Uni in St. John’s entschieden, weil die Mannschaft sportlich sehr erfolgreich ist und meist auch die Playoffs erreicht”, erklärt Marie Welling. Etwa drei Monate wird sie dann in der Kanadischen Subway AUS (Atlantic University Sport) Soccer Championship spielen.

„Das ist ein Semester, in der wir viele Spiele haben werden, danach ist dann lange Pause und ich komme zurück nach Herford.“ Eine Option für ein weiteres Semester besteht. „Das sehen wir dann, erstmal gehe ich davon aus, dass ich Weihnachten wieder hier bin”, sagt Welling.

– Foto: Yvonne Gottschlich

Das hofft auch ihr Herforder Trainer Kai Beckmann: „Ich wünsche Marie wirklich alles Gute, aber uns wird sie fehlen. Marie ist ein Vorbild für uns alle hier, sie hat eine hohe Trainingsbeteiligung, gibt immer Vollgas und hängt sich rein, sie ackert immer für die ganze Mannschaft“, lobt Beckmann und sieht das Abenteuer seiner Spielerin mit einem lachenden und einem weinenden Auge. „Sie hinterlässt bei uns eine Lücke, die wir so nicht füllen können. Wir freuen uns sehr, wenn sie wieder hier ist.“

Diesen Status hat sich Marie Welling lange erarbeitet. Im Sommer 2015 wechselte sie vom DSC Arminia Bielefeld zum Herforder SV in die Westfalenliga. Ihre Jugendzeit verbrachte sie beim SC Enger. Nach vier Jahren in der zweiten Mannschaft des HSV rückte sie in der Saison 2018/ 2019 in die Regionalligamannschaft auf, wo sie sechs Partien absolvierte. In der folgenden Saison kam sie schon auf 13 Einsätze. „Auch wenn die Ergebnisse nicht passten – für mich war es eine super Erfahrung, dort spielen zu dürfen”, sagt sie heute.

„Ich habe schon mehrfach mit dem dortigen Trainer telefoniert"

Viele Erfahrungen will sie auch auf der anderen Seite des Atlantischen Ozeans sammeln. „Ich habe schon mehrfach mit dem dortigen Trainer telefoniert, habe viele Videos und Bilder von der Uni und den Plätzen gesehen. Ich hätte sogar rüber fliegen und mir alles ansehen können, aber das Angebot habe ich aufgrund der Corona-Situation nicht wahrgenommen”, erklärt die Studentin. Ihren Bachelor für Sport und Bio auf Lehramt hat sie in der Tasche. „Jetzt steht der Master an”, sagt die 22-Jährige. „Da passt es jetzt im Studium richtig gut, ins Ausland zu gehen, zumal es die Pandemie jetzt auch wieder zulässt.“

In St. John’s wird sie weiter studieren, sich aber auch um ihre fußballerische Entwicklung kümmern können. Nach der Vorbereitung mit ihrem neuen Team steht am 11. und 12. September der erste Doppelspieltag bei Mount Allison an. Sechs Spiele im September und sechs weitere im Oktober stehen im Spielplan. Und dann folgen in Marie Wellings Fußball-Abenteuer hoffentlich noch die Playoffs.

Aufrufe: 030.6.2021, 08:15 Uhr
Yvonne GottschlichAutor