2024-05-02T16:12:49.858Z

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So denkt der Niederrhein über die neue 2G-Regelung für den Amateurfußball.
So denkt der Niederrhein über die neue 2G-Regelung für den Amateurfußball. – Foto: Graff / Nückel / Klos / Saisontagebuch

2G gilt im Amateursport: Das sagt der Niederrhein

Niederrhein: Ab Mittwoch gilt die 2G-Regel flächendeckend in NRW. Das betrifft auch den Sport.

Was sich in den vergangenen Tagen immer deutlicher angekündigt hatte, ist seit dem Mittag Gewissheit: Die 2G-Regel gilt ab Mittwoch, dem 24. November, flächendeckend in NRW. Das betrifft auch den Amateursport am Niederrhein, denn Zutritt zum Platz erhalten dann nur noch geimpfte oder genesene Sportler und Zuschauer. Wer nicht geimpft ist, muss draußen bleiben.

Ab dem 24. November gelten im Amateursport neue Regeln. Aufgrund der steigenden Inzidenz und explodierenden Infektionszahlen durch die Corona-Pandemie greift die NRW-Landesregierung nun durch und hat eine neue Corona-Schutzverordnung erlassen. Diese beinhaltet, dass die 2G-Regel für alle gilt, nicht geimpfte Spieler, Funktionäre und Zuschauer damit keinen Zutritt mehr zu den Sportplätzen haben. Der Fußball-Verband Niederrhein möchte nach aktuellem Stand den Spielbetrieb aufrechterhalten. Von der konsequenten Durchsetzung der neuen Regelungen bis zu einer vorzeitigen Winterpause scheint vieles denkbar.

Kontrovers werden die Entscheidungen bei den Betroffenen im Amateurfußball diskutiert. Wir haben erste Stimmen, die wir fortlaufend ergänzen.

Das sagt der Niederrhein:

Max Kulesza, 1. Vorsitzender VfB Hilden: "Ich persönlich begrüße die Entscheidung der Landesregierung. Es wurde lang genug gewartet. Jeder hatte die Chance, sich impfen zu lassen. Im Verein selbst sind wir für diese neue Situation bestens aufgestellt. Eine Unterbrechung der Saison wäre definitiv die schlechtere Lösung gewesen. Der Gesundheitsminister hat recht, dass es eine Pandemie der Ungeimpften ist. Mit einer Saisonunterbrechung würde man die Geimpften bestrafen. Das sollte auch der Verband bei seiner Entscheidung bedenken."

Joel Kaworsky, Trainer Büdericher SV: "Aus gesamtgesellschaftlicher Sicht finde ich die Entscheidung in Ordnung. Die Integrität des Wettbewerbs muss allerdings gewahrt werden. Natürlich ist die Gesundheit des Einzelnen wichtiger, als die Abschlusstabelle in der Kreisliga B, Landesliga oder Oberliga. In dem ein oder anderen Fall kommt es nun bestimmt zu Leistungsverschiebungen, womöglich stehen auch Abmeldungen bevor. Aus meiner Sicht wäre es das Beste, jetzt einen Cut zu machen und dann die Dynamik der Zahlen abzuwarten. 50 Prozent der Saison sind gespielt und es gibt eine Hinrunden-Tabelle, auf die im schlimmsten Fall zurückgegriffen werden kann. Das sagt man als Erster jetzt natürlich einfach, aber am Ende des Tages ist es nunmal so. Jeder hat einmal gegen Jeden gespielt und ein sportliches Ergebnis wäre möglich."

Kerim Kara, Trainer TSV Eller 04: "Ich halte von der 2G-Regelung nicht sehr viel.
Die Spiele werden im Freien ausgetragen und man hätte den Sport weiter ausüben können, wenn alle Spieler, unabhängig ob geimpft oder genesen, täglich einen Schnelltest vorlegen. So kurzfristig wird es eine Wettbewerbsverzerrung geben, da nicht alle Spieler in jedem Verein geimpft / genesen sind. Nichtsdestotrotz hoffe ich, dass die Hinrunde zu Ende gespielt werden kann und in der Winterpause die Zahlen wieder nach unten gehen."

Kontrolldurchführung hinterlässt offene Fragen

Tobi Beier, Trainer Concordia Viersen: "Ich frage mich, wie die 2G-Regelungen kontrolliert werden sollen - grade am Spieltag bei der gegnerischen Mannschaft. Lässt man die Gastmannschaft erstmal antreten und hat dann möglicherweise ungeimpfte Spieler auf der Anlage oder muss im Vorfeld eine Meldung erfolgen? Ist womöglich der Schiedsrichter für die Einhaltung und Kontrolle der Regeln verantwortlich? Sollte die Saison abgebrochen oder langfristig unterbrochen werden, wäre das der sichere Tod für den Amateursport, der das letzte Jahr schon nur als Pflegefall überlebt hat. Es ist unfassbar, wie wenig man nach über 18 Monaten gelernt hat. Dienstags wird eine Verordnung erlassen, die am Folgetag in Kraft tritt, ohne etwaige Konsequenzen oder Handwerkszeug zur Umsetzung zu bennen."

Emir Taha, Vater eines Jugendspielers des BV Weckhoven: "Mit dem Amateursport so umzugehen, ist meiner Meinung nach nicht gerechtfertigt. Vor allem beim Fußball - der ja bekanntlich an der frischen Luft stattfindet und wo nie mehr als 20 oder 30 Zuschauer kommen - wird mit dieser Regelung viel kaputt gemacht. Alles was auch nur ein bißchen Spaß macht, wird direkt verboten. Ich finde diese Regelung einfach nur beschämend."

Tolga Eroglu, Schiedsrichter: „Ich finde die 2G-Regel gut. Das ist immer noch besser als ein Abbruch. Jedoch finde ich es unpassend, da Fußball unter freiem Himmel stattfindet. Hier hätte 3G vollkommen ausgereicht.“

Gesellschaftliche Funktion geht verloren

Tobias Bruse, Spieler VSF Amern: "Der Fußball, vor allem der Amateurfußball, ist deswegen so besonders, weil er Menschen zusammenbringt. Unabhängig von Herkunft, sozialem Status oder Bildung. Auf dem Platz und beim Bierchen in der Kabine sind irgendwie alle gleich. Ein Team eben. Diese gesellschaftliche Grundfunktion des Amateurfußballs würde durch 2G ad absurdum geführt. Das allein wäre schon bedauerlich. Ob der aktuell ohnehin schon gespaltenen Gesellschaft wäre das umso schlimmer. Geht man davon aus, dass auch Fußball-Teams nur einen Querschnitt der Gesellschaft abbilden, wären ca. 20 Prozent pro Team ungeimpft. Natürlich sind Impfungen wichtig im Kampf gegen die Pandemie. Aber man kann und sollte niemanden zur Impfung zwingen. Und selbst wenn sich jetzt jemand impfen lässt, könnte er/sie wochenlang noch nicht trainieren oder spielen. Der Amateurfußball muss zusammenbringen und zusammenhalten. Bei 2G ist das aktuell nicht möglich. Daher gibt es nur eine sinnvolle und gesellschaftliche verantwortungsvolle Lösung: Saison-Unterbrechung, bis man wieder zu 3G oder ähnlichem übergehen kann bzw. darf."

Anonym, Jugendtrainer Kreis Wesel: "Die Regelung macht überhaupt keinen Sinn. Es hieß stets, Sport unter freiem Himmel sei erlaubt. Nun kann ich als Trainer meinem Ehrenamt nicht nachgehen und meine Jungs trainieren, weil ich noch nicht vollständig 2G nachweisen kann. Der Verband sollte hier eingreifen."

FC Kosova begrüßt 2G-Regel

FC Kosova Düsseldorf: "Wir, der FC Kosova Düsseldorf, bedauern es sehr, dass leider immer mehr Leute mit Corona infiziert werden, die Krankenhäuser wieder überfüllt sind und die Pflegekräfte erneut am Limit arbeiten. Wir als Vereine und alle Bürger sehen es natürlich genauso wie die Regierung, dass die Gesundheit an erster Stelle steht und trotzdem denken wir, dass es der Wunsch vieler Vereine und aller Spieler ist, dass die Saison weiter gespielt wird (trotzdem geht die Gesundheit vor).

Die neue 2G-Regel ist schon mal ein Schritt in die richtige Richtung, um für noch mehr Sicherheit für alle Bürger, Spieler und Zuschauer zu sorgen. Wir als Verein und ich als Trainer (Ibo Cöl) haben schon in der Anfangszeit der Pandemie sehr viel Wert drauf gelegt, dass sobald wie möglich alle Spieler und Vorstand des Vereins geimpft sind, denn genau diese Situation habe ich einigermaßen vorhergesehen. Deswegen habe ich als Trainer großen Wert darauf gelegt das alle Spieler geimpft sind , und dies ist Gott sei Dank der Fall bei uns.

Wir hoffen nur, dass auch alle anderen Vereine keine Probleme mit der 2G-Regel haben und mit ihren Spielern, spielen und trainieren können, denn das wäre natürlich für die Liga und den Wettbewerb wichtig. Wir hoffen und appellieren weiterhin an alle, sich impfen zulassen, um sich selbst und andere zu schützen. Letztendlich liegt trotzdem die Entscheidung in der Politik bzw. bei den Verbänden, ob die Saison weitergespielt wird oder nicht. Es bleibt uns nur abzuwarten."

2G an der frischen Lust notwendig?

Alexandra Mathes, Mutter eines Spieler des ASV Einigkeit Süchteln: "Als Mutter eines Spielers in der A-Jugend und in der ersten Mannschaft beim ASV Einigkeit Süchteln bin ich nicht dafür. Um es vorweg zu nehmen, wir sind geimpft, aber...

... unter dem Aspekt, dass bereits beim letzten Lockdown immer wieder darauf hingewiesen wurde, dass Sport im Außenbereich nahezu keine Gefahr darstellt (Stichwort Aerosole), habe ich kein Verständnis dafür, dass eine 3G-Regel nicht sicher genug sein soll. Es bringt über kurz oder lang den ganzen Spielbetrieb durcheinander, bis hin zu der Gefahr, dass sich die lauter werdenden Stimmen nach einem vorzeitigen Abbruch durchsetzen werden. Ein Desaster für alle Fussballer, die mit Herz und Leidenschaft diesen Sport ausüben."

Weitere Meinung via FuPa-Google-Umfrage

Unbekannt: "Die 2G-Regel ist für die Sportausübung übertrieben. Und nicht nur dort. Der Amateursport war nie ein Pandemietreiber und durch den Ausschluss der Ungeimpften verschlechtert man die Situation noch eher. Sport ist wichtig für die Gesundheit aller - auch für Ungeimpfte. 3G hätte vollkommen ausgereicht. Die Politik sollte sich lieber um die Forschung und Entwicklung kümmern. Impfstoffe mit weniger Risiken überzeugen Unwillige eher als medialer und sozialer Druck."

Fabian B.: „Übertrieben. Zumindest für den Freiluftsport ohne besonderes Infektionsrisiko wie den Fußball. Für den Sport in geschlossenen Räumen oder auch die Benutzung von Kabinen ist es dagegen nachvollziehbar.“

Stefan K.: Schwierig, eigentlich absolut sinnvoll, aber ich erlebe gerade in meinem Umfeld eine ganze Reihe von Impfdurchbrüchen ohne Symptome. Da würde nur 2G+ Sinn machen, wie sollte man das aber organisieren und/oder finanzieren?"

Paul J.: "Fantastischer Schwachsinn. Die Infektionszahlen sind zu jedem Zeitpunkt höher im Vergleich zum Vorjahr, obwohl wir eine Impfquote von fast 70 Prozent haben. Die Infektionszahlen werden noch weiter steigen, da die 2G-Leute sich unbemerkt (ohne Test) alle anstecken. Herr Laumann verbreitet nur unwissenschaftlichen und unlogischen Unsinn. Die Diskriminierung wird aber noch weitergehen."

Ayman: "Ich finde das nicht angemessen, dass im Sport die 2G-Regel eingeführt wird. Leute, die geimpft sind, können ja trotz Impfung Corona bekommen. Ich bin geimpft, aber viele meiner Teamkollegen nicht. Ich finde auch, dass man einfach weiterspielen sollte, aber mit der normalen 3G-Regel, da wir schon im letzten Lockdown gesehen haben, dass dies nichts gebracht hat. Bitte geben sie die 2G-Regel wieder auf."

Bert: „Den ÖPNV darf man mit 3G nutzen, obwohl man auf engsten Raum steht / sitzt und am Freiluftsport darf man nur mit 2G teilnehmen. Nicht unbedingt nachvollziehbar. Dann lieber eine Impfpflicht, dann werden alle gleich behandelt und es ist kontrollierbar.“

Tanja: „1. Ich finde es erschreckend, wie von den Medien und der Regierung die Studienlage ignoriert wird, dass auch die Geimpften sich infizieren können und auch das Virus weitertragen können. Das Schlimme ist, dass sich viele Geimpfte in Sicherheit wiegen, somit weniger achtsam sind und so leicht vulnerable Menschen anstecken können. 2. Bin ich gegen jede Form der Ausgrenzung und befürchte, dass der gesellschaftliche Schaden, der durch diese Ausgrenzung geschieht. auch für Geimpfte langfristige Folgen haben wird. 3. Anstatt die Lage durch 2G unnötig zu verschlimmern, sollte endlich ein vernünftiges wie langfristiges Konzept erfolgen. Dieses sollte nicht allein auf eine Impfung vertrauen, die leider nicht das erfüllt hat, was die Menschen sich erhofft haben. Stattdessen Eigenverantwortung und Rücksichtnahme jedes Einzelnen der jeweiligen Situation angemessen. Eine Testpflicht für alle erscheint da sicherer und sinnvoller als 2G. 4. Insbesondere bei Sport an frischer Luft ist das Infektionsrisiko sehr gering. Warum soll man da nicht allen den Sport ermöglichen?“

Erik: „Meiner Meinung nach hätte vor allem im Outdoor-Sport (Fußball) die Anwendung der 3G-Regel ausgereicht, da so die Ungeimpften die Möglichkeit verlieren, sich fit zu halten und dann bei einem möglichen Kontakt mit dem Virus ein gut trainiertes Immunsystem zu besitzen.“

Herz versus Sinn

Tom O. „In meiner Brust schlagen da zwei Herzen. Zum einen das des Sozialarbeiters, der tagtäglich mit z.T. vulnerablen Gesellschaftsteilen arbeitet und daher (auch aus Selbstschutz) auf einen guten Rundumschutz für sich und andere pochen muss, aber zum anderen eben auch das eines glühenden Fußballfans und Anhänger des Amateurfußballs in unserer Region. Aus einem reinen Vernunftsaspekt muss man nicht lange überlegen, was die „richtige“ Entscheidung ist (so es diese überhaupt geben kann). Aus dieser Warte wäre eine Unterbrechung oder gar ein Abbruch das „Richtige“, um Weiterverbreitung und Infektionsketten zu unterbrechen und so der vierten Welle als auch ein Stückweit diesem Virus Herr zu werden. Doch, wenn ich auf mein Herz höre, sagt mir dieses, dass eine Unterbrechung oder gar ein Abbruch das Ende des von mir so geliebten Amateurfußballs bedeuten würde. Denn eine dritte Saison, die dann mit dem Makel „Corona“ belastet wäre, würde der Amateurfußball nicht überleben. Letztlich ist es also eine Frage zwischen Vernunft und Herz - eine Entscheidung, die nicht gerade leichtfällt.

Dazu kommt aber auch, aus meiner Sicht, eine organisatorische Komponente. Wie sollen die Vereine denn 2G überprüfen können? Sollen demnächst schon zwei, drei Stunden vor dem Spiel Kontrollen stattfinden und Spieler*innen als auch Zuschauer*innen, die nicht 2G erfüllen, rigoros der Anlage verwiesen werden? Wer soll diesen, auch und vorallem personellen Mehraufwand stemmen? Werden dafür Gelder zur Verfügung gestellt und eventuell Personal für solche Maßnahmen beschäftigen zu können oder werden die Vereine damit (wie leider allzu oft) im sprichwörtlichen Regen stehen gelassen? Dies sind Fragen, die zu klären sind.

Jedoch, um dies erneut zu betonen, aus einem reinen Vernunftsaspekt und rational gesehen, muss der Fußball, als gesellschaftliche Institution, etwas zur Eindämmung der vierten Welle beitragen und sich einschränken - so sehr, dass auch (m)einem Herzens- oder Bauchgefühl widerspräche.“

Was passiert mit dem Mitgliedsbeitrag?

Björn: „Ich finde die 2G-Regelung gerade im Amateursport arg fragwürdig. Hier wird auch wieder eine Impfpflicht mehr oder weniger eingeführt, indem Ungeimpfte ihrem geliebten Hobby nicht mehr nachgehen dürfen. Und genau hier sehe ich das große Problem. Jemanden zum Impfen zu zwingen, ist immer noch ein Eingriff in das Persönlichkeitsrecht und die körperliche Unversehrtheit, auch wenn der Sinn einer Impfung definitiv außer Frage steht. Jetzt schließt man aber Ungeimpfte von der Ausübung ihres Hobbys aus. Meiner Meinung nach ist das nicht haltbar. Fakt ist, dass eine Ansteckung auf dem Platz selber sehr unwahrscheinlich ist. Das war bei allen vorherigen Lockdowns immer wieder betont worden. Auf 2G zu gehen, bei Restaurantbesuchen, ok, da es innen stattfindet. Aber wir reden hier über die Ausübung eines Hobbys an der frischen Luft. Des Weiteren bezahlen auch die Ungeimpften ihren Mitgliedsbeitrag, um ihrem Hobby nach kommen zu dürfen. Wo ist die Logik, jemandem sein Hobby an der frischen Luft zu verbieten, für das er bezahlt, um es ausüben zu können, wo währen der ganzen Corona-Zeit immer wieder betont wurde, dass eine Ansteckung an der frischen Luft beim Sport, sehr gering ist? Des Weiteren sehe ich eine Art von Wettbewerbsnachteilen bei der ein oder anderen Mannschaft. Die eine hat vielleicht viele ungeimpfte, gute Spieler, auf die sie ab sofort verzichten muss und somit sportliche Erfolge auf der Kippe stehen. Ich möchte nicht in der Haut der Verantwortlichen stecken, wenn es hier mal zu einer Klage kommt. Ich finde, 2G oder 3G sollte für die Zuschauer gelten, aber nicht für die Spieler*Innen, die ihrem Sport Woche für Woche nachgehen wollen.“

Aufrufe: 024.11.2021, 11:50 Uhr
Marcel Eichholz & André NückelAutor