2024-04-25T14:35:39.956Z

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Die Spielfreude der VfL-Frauen ist ungetrübt – nicht nur im Training. Foto: Michael Steinert
Die Spielfreude der VfL-Frauen ist ungetrübt – nicht nur im Training. Foto: Michael Steinert

277 Gegentore und trotzdem Spaß am Spiel

Die Fußballerinnen des VfL Kircheim liegen mit einem Torverhältnis von 3:277 Tore abgeschlagen auf dem letzten Platz. Dennoch haben sie Freude am Fußball

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Bei den Fußballerinnen des VfL Kirchheim hagelt es Gegentore im Minutentakt – Ans Aufhören denken die Damen nicht

Die Botschaft, auf die Fußball-Deutschland gewartet hat, kommt von einem kleinen Nebenplatz in Kirchheim unter der Teck. „Die Mädels haben Spaß. Sie wollen unbedingt weiterspielen“, sagt Petra Edelmann-Weber, die Spielleiterin des VfL Kirchheim. Spaß haben, weiterspielen wollen – das ist Sport! Vorausgegangen war eine vernichtende 0:31-Niederlage gegen die SGM Filstal. Es war die 20. Niederlage im 20. Spiel für die VfL-Damen, bei einem rekordverdächtigen Torverhältnis von 0:250. Zum langsamen Mitschreiben: Null Tore geschossen und 250 kassiert. Und trotzdem steht die Spielleiterin nach der derben Heimklatsche gegen Filstal da und sagt: „Die Mädels haben Spaß. Sie wollen unbedingt weiterspielen.“ Das ist ganz großer Sport!

Der Trainer gerät nicht unter Druck

Auch der Trainer, Angelo Docimo, macht weiter. Während andernorts Übungsleitern, die mit ihrer Mannschaft den Deutschen Fußballpokal geholt haben und die Punktspielrunde auf Platz drei abgeschlossen haben, der Stuhl vor die Tür gestellt wird, hat der VfL-Coach eine Jobgarantie. Nicht einmal nach dem Debakel gegen die SGM Filstal hat sein Trainerstuhl gewackelt. Da ist eher der gegnerische Trainer unter Druck geraten. „Ich glaube, der hat sich für seine Mannschaft geschämt“, sagt Petra Edelmann-Weber. Nachdem sich die Kirchheimer Torfrau so schwer verletzt hatte, dass sie ins Krankenhaus gebracht werden musste, haben die Gegnerinnen zum fröhlichen Scheibenschießen angesetzt. „Das war nicht eben die feine Art“, sagt Petra Edelmann-Weber rückblickend.

Während Thomas Tuchel, ehemals Borussia Dortmund, auf der gelb-schwarzen Taktiktafel elf Klötzchen nach Belieben hin und her schieben konnte, ist Docimo, immer noch VfL Kirchheim, schon froh, wenn er das Minimum von sieben Spielerinnen auf dem Platz hat. Dafür muss er sich nicht den Kopf darüber zerbrechen, ob er lieber auf die flache Raute mit dem zugehörigen 4-4-2 setzt oder doch lieber der Pressing-Variante mit einem gepflegten 3-5-2 den Vorzug gibt.

Ein Sieg an Erfahrung

Viel zu oft hat er ein in keinem Lehrbuch zu findendes 6-0-0-System spielen lassen müssen. Vor der Torfrau ein Sechserriegel und dann den Ball nach vorn. Vorne hilft der liebe Gott, hat es zu Sepp Herbergers Zeiten geheißen. Der Adressat des Stoßgebets ist an der Fußballbasis schon lange nicht mehr allein zuständig. Ein Teil der Kirchheimer Fußballerinnen ist muslimischen Glaubens. Das allein hindert nicht am Toreschießen, wohl aber der Ramadan mit seinen strengen Fastenregeln. „Ich spiele trotzdem“, sagt Fikriye. „Fiko“, wie sie von ihren Kameradinnen gerufen wird, ist mit 20 Jahren die Seniorin und Kapitänin einer Mannschaft, deren Durchschnittsalter bei 17 Jahren liegt.

Aber es geht aufwärts beim VfL. Beim 0:6 gegen den TB Ruit II hat sich die Niederlage schon in Grenzen gehalten, und gegen die TSG Salach haben die VfL-Damen sogar die ersten drei Tore der Saison geschossen – allerdings haben sie auch fünf kassiert. „Da waren wir erstmals komplett“, sagt der Trainer. In ihrem letzten Spiel gegen den TSV Wendlingen II hagelte es zwar wieder eine Niederlage. Doch trotz der 0:13-Niederlage hätten sie gewonnen – „an Erfahrung“, wie Trainer Angelo Docimo beteuert.

Die Kirchheimerinnen beenden die Saison in der Bezirksliga mit null Punkten und einem Torverhältnis von 3:277 auf dem letzten Platz. Im kommenden Jahr bildet der VfL Kirchheim mit der SGM Dettingen/Owen eine Spielgemeinschaft. „Die Zeiten, in denen wir in Unterzahl antreten, sind dann vorbei“, kündigt Docimo an.

Die Tabelle in der Bezirksliga der Frauen Neckar/Fils

1. 1. Göppinger SV 26 21 3 2 124 : 12 112 66 2. TSV Neckartailfingen 1905 26 21 3 2 106 : 25 81 66 3. VfB Neuffen 1948 26 17 5 4 98 : 43 55 56 4. SGM Filstal 26 16 1 9 110 : 55 55 49 5. TB Ruit 1892 II 26 14 4 8 83 : 59 24 46 6. TSV Wäschenbeuren 1887 26 13 3 10 70 : 53 17 42 7. SG TSG Salach / VfR Süssen 26 11 5 10 62 : 46 16 38 8. SG SF Dettingen / Owen/Teck 26 10 7 9 55 : 47 8 37 9. SV Aufhausen 26 9 2 15 72 : 70 2 29 10. TSV Wendlingen 1920 II 26 8 1 17 52 : 70 -18 25 11. TSV Baltmannsweiler 1908 26 6 6 14 40 : 52 -12 24 12. SG Jebenh./Bez. / FC Heiningen II 26 7 3 16 44 : 79 -35 24 13. TV Eybach 1886 26 7 1 18 47 : 78 -31 22 14. VfL Kirchheim/Teck 26 0 0 26 3 : 277 -274 0

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Aufrufe: 08.6.2017, 17:45 Uhr
Stuttgarter Nachrichten / Thomas SchorradtAutor