2024-05-02T16:12:49.858Z

Spielvorbericht
Platt: Dennis Dressel ist müde und reist nicht mit 1860 nach Köln. sampics
Platt: Dennis Dressel ist müde und reist nicht mit 1860 nach Köln. sampics

1860, Unterhaching, FC Ingolstadt und Würzburg kämpfen um Relegation

Vierkampf um den Relegationsplatz

Das beste bayerische Team der 3. Liga darf nicht aufsteigen – aber der TSV 1860, Haching, Ingolstadt und Würzburg hoffen noch auf die 2. Bundesliga.
  • Das Aufstiegsrennen in der 3. Liga verspricht Spannung bis zum Schluss.
  • Vier bayerische Teams dürfen sich noch Hoffnungen auf die 2. Bundesliga* machen. Darunter auch der TSV 1860.
  • Die beste bayerische Mannschaft der Liga darf nicht aufsteigen - die Reserve des FC Bayern *.

München – Es war ein Spiel ohne sieben Stammkräfte, dafür mit noch mehr Teenagern im Team* – und trotzdem waren die kleinen Bayern am Sonntag zu groß für den Aufstiegsanwärter Waldhof Mannheim (Endergebnis 2:3). Der Unterbau des Rekordmeisters* ist in der 3. Liga eine Klasse für sich, die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Vier Siege und ein Remis nach der Corona-Pause, die meisten Siege in der Rückrunde (10), die größte Offensivpower (63 Saisontore) und nicht nur gefühlt das höchste Tempo auf dem Platz. Nach roter Dominanz im Oberhaus nun auch rote Dominanz in der 3. Liga? Doppeltorschütze Malik Tillman, 18, der dazu beitrug, sagte bescheiden: „Ich freue mich, der Mannschaft geholfen zu haben.“

Der eigenen mit drei Punkten, anderen Klubs mit einer Perspektive. Während der Unterbau des Rekordmeisters gemäß den Statuten nicht aufsteigen darf, profitieren die vier bayerischen Mitbewerber von der Schützenhilfe der „Bayern Amateure“, denn der Relegationsplatz (aktuell Rang 4) bleibt durch das Ergebnis von Mannheim in Reichweite für Würzburg (punktgleich mit Rostock), Ingolstadt (einen zurück), 1860 (2) und Unterhaching (drei). Eine Übersicht über die bayerische Meisterschaft um die Fifty/fifty-Aufstiegschance.

Würzburg (Platz 5/ 51 Punkte)

Auch die Kickers aus Würzburg sind glänzend aus der Coronapause gekommen, haben zehn von 15 möglichen Zählern geholt und sind fest entschlossen, ihren Lauf ins Ziel zu bringen, wie Frank Kranewitter von der Mainpost berichtet. Was für die Mainfranken spricht: ein homogenes Team, aus dem Flügelstürmer Fabio Kaufmann, 27, herausragt, der Doppeltorschütze beim 2:1 gegen 1860. Auch das Restprogramm der Kickers klingt machbar – mit Rostock steht nur noch ein Team aus den Top 10 der Liga den Würzburger Ambitionen im Weg.

Einzig die latent schwelende Trainerdebatte könnte das Projekt torpedieren. Michael Schiele leistet in seiner dritten Saison hervorragende Arbeit, doch ein gewisser Felix Magath, offiziell nur Berater, könnte andere Personalien im Sinn haben. Nur Zufall, dass Magath-Intimus Bernd Hollerbach vor sechs Tagen seinen belgischen Klub Royal Mouscron verlassen hat? Noch mal Kickers-Experte Kranewitter: „Gegen das Hollerbach-Gerücht wird er sich schlecht wehren können.“ Es sei denn, er verlängert mit Schiele, was vor Magaths Einstieg auch so geplant war.

FC Ingolstadt (Platz 6/ 50 Punkte)

Kaum war er zurück, zwang das Coronavirus die Liga zum Stillstand – eine Situation, die ein Treibauf wie Tomas Oral, 47, als besonders quälend empfinden muss. Sein erstes Match ging dann auch prompt daneben (1:2 gegen Bayern II), seither jedoch läuft es halbwegs passabel für den Zweitliga-Absteiger: Acht Punkte gab es aus den letzten vier Spielen, meist nicht erspielt, sondern erkämpft, wie FCI-Experte Gottfried Sterner berichtet.

„Nicht Fleisch, nicht Fisch“, sagt der Mann vom Donaukurier über Ergebnisse und Auftritte der Ingolstädter, die noch drei echte Brocken vor der Brust haben: Am Dienstag geht es gegen Braunschweig, acht Tage später gegen Mannheim, ehe am 4. Juli das Ligafinale beim TSV 1860 steigt. Sterners Prognose: „Ich befürchte, dass es dann aber nur noch für eine von beiden Mannschaften um etwas geht.“ Mit Motivationstricks à la Oral sei unter Umständen auch noch zu rechnen: „Armbändchen, Waschanlage oder was auch immer. Was das angeht, hält er sich bisher noch zurück.“

TSV 1860 (Platz 8/ 49 Punkte)

Wohl keiner beim TSV 1860 würde bestreiten, dass das Team seit der Coronapause ein wenig aus dem Tritt geraten ist. Michael Köllners Punkteschnitt, Anfang 2020 noch bei stolzen 1,85, ist nun der eines irdischen Trainers (sieben aus fünf Spielen), doch es stehen ja weitere sechs Partien an – in denen es dank der Schützenhilfe von Bayern II noch mal spannend werden kann.

Am Dienstag in Köln und am Sonntag gegen Halle sind Siege Pflicht, um die Chance auf den Relegationsplatz am Leben zu halten. Klar ist schon jetzt: Sascha Mölders wird in die Startelf zurückkehren, für die Dennis Dressel nicht zur Verfügung steht. „Er ist müde und bleibt in München“, so Köllner, der nichts von einem vorgezogenen Endspiel wissen will, im Gegenteil: „Wir können stolz und froh sein, dass sich die Mannschaft überhaupt so eine Situation erarbeitet hat.“

SpVgg Unterhaching (Platz 9/ 48 Punkte)

ICE-Tempo Richtung 2. Liga hatte Präsident Manni Schwabl gefordert, Bayerische Oberlandbahn bekommen, doch was war dieses 3:3 in Zwickau? Erst Eilzug, dann Oberleitungsstörung (drei Gegentore binnen 33 Minuten), am Ende immerhin fanden die Rotblauen halbwegs zurück aufs Gleis. Von weiteren Personenschäden blieb das Team von Claus Schromm verschont, weswegen der Trainer vor dem wegweisenden Heimspiel gegen Mitkonkurrent Mannheim (Mittwoch, 19 Uhr) das fordern wird, was er immer fordert: Vollgas geben, leidenschaftlichen Fußball spielen – um dann die Situation in der Tabelle neu zu bewerten.

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Aufrufe: 015.6.2020, 17:31 Uhr
Münchner Merkur / tz / Uli KellnerAutor