2023-09-26T10:19:04.334Z

Spielbericht
Nachdenklich: Markus Ansorge, Trainer des VfL Denklingen, beschäftigen die jüngsten Ergebnisse sehr.
Nachdenklich: Markus Ansorge, Trainer des VfL Denklingen, beschäftigen die jüngsten Ergebnisse sehr. – Foto: rabuser

Ansorge ist am Grübeln – Denklingens Coach sieht sich nach Neuhadern-Pleite selber in der Kritik

Nach 1:8-Auswärtsniederlage

Gegen den FC Neuhadern geriet Trainer Markus Ansorge mit seinem VfL Denklingen gehörig unter die Räder. Nun steht sogar ein Trainerwechsel im Raum.

Denklingen – Es scheint tatsächlich so, als stehen beim Fußball-Bezirksligisten VfL Denklingen die Zeichen auf Veränderung. Unklar ist nur, ob sogleich oder in gewisser Zeit. Markus Ansorge ist angezählt. Weil er sich selbst anzählt. Aktuell trainiert der 56-Jährige die Mannschaft mit der durchlässigsten Hintermannschaft ihrer Spielklasse. „So weiterzumachen schaffe ich nicht“, stellt Ansorge klar.

Möglicherweise passiert bereits am Dienstag Grundlegendes. Kabinengespräche und der Dialog mit der Abteilungsleitung werden Aufschluss geben.

Ansorge ist keiner, der mit seinem Innenleben großartig hinter dem Berg hält. Das Timbre in seiner Stimme verriet die kolossale Enttäuschung, die das 1:8 beim FC Neuhadern hinterlassen hat. Seine Mannen ließ er hinterher bewusst in Ruhe. „Die sind sowieso selbst mit sich beschäftigt.“ Doch war Ansorge noch auf einen 30. Geburtstag eines ehemaligen Spielers eingeladen. Während dort allenthalben gelacht und gefeiert wurde, musste Ansorge eine halbwegs ehrbare Miene machen. Dass er danach die gesamte Nacht kein Auge zugetan hat, verwundert nicht, wenn man ihn kennt. „Das macht mich fertig“, räumt der Übungsleiter ein. Obgleich es seine Mannschaft war, die sich spätestens ab dem Seitenwechsel aufgab, magnetisiert Ansorge die Schuldfrage auf sich. „Ich mache mir selbst nur Vorwürfe.“ Aber warum? Weil er für eine Einheit an Sportlern verantwortlich zeichnet, die seit der vergangenen Saison immer mehr mit negativen Erlebnissen konfrontiert wird.

Die mäßigen Resultate in der zurückliegenden Spielzeit waren lange mit Absenzen bedeutsamer Spieler erklärbar. Doch geriet man nach deren Rückkehr trotz eines Zwischenhochs nach der Winterpause neuerlich in Abstiegsgefahr. Damals nahm Ansorge den späten Erfolg des Ligaverbleibs zum Anlass, sich mit den Verantwortlichen beim VfL auf eine weitere, dann aber mutmaßlich die letzte gemeinsame Saison zu verständigen. Fünf Jahre wirkt der Peitinger in Denklingen, die Coronapause eingerechnet. Längst ist es mehr als ein Hobby, es ist eine Passion. Der VfL wurde für Ansorge zur Herzensangelegenheit. „Ich hänge an diesem Verein“, betont er. „Aber irgendwann geht es immer zu Ende.“

Besagtes Ende könnte nunmehr bevorstehen. Der VfL-Express fährt mit mittlerer Geschwindigkeit auf eingleisiger Strecke der Kreisliga entgegen. Das Heimspiel gegen den FC Deisenhofen II lässt sich bereits als entscheidendes Match deklarieren. Denn danach geht es nach Murnau und Bad Heilbrunn. Es könnte sein, dass die Fahrt nach unten rapide an Fahrt aufnimmt. Keinesfalls mit Ansorge als Lokführer bis zum bitteren Ende. „Ich bin kurz davor zu sagen: Jungs, es macht keinen Sinn mehr.“

Gegenseitige Wertschätzung und Freundschaften reichen in diesem Geschäft selten in Krisengebilden. Ansorge erkennt seit Längerem schon Mosaiksteinchen eines Verschleißes. Plötzlich fallen dem einen oder anderen Trainingsabsagen leichter, reichen leichte Blessuren fürs Pausieren. Erheblich schwingt die Altersstruktur des Teams mit. „Die Mannschaft ist am Zenit“, unterstreicht Ansorge. Hausbau und Kinder rücken immer mehr in den Mittelpunkt. „Ist eine ganz normale Entwicklung“, weiß der Coach. Nicht aber hinzunehmen, wenn er der Leidtragende ist. Fortbildungen auf hohem Niveau, das ständige Beobachten der nächsten Konkurrenten, das Tüfteln an der Taktiktafel. Das ist Ansorges Ding. Akribie statt halbe Sachen. Nur fruchtet inzwischen kaum mehr etwas davon. Die eine Woche „Hü“, einen Sonntag später das „Hott“.

Schaffe es die Mannschaft nicht ausreichend, defensiv zu denken, so zur nötigen Konstanz zu finden, „dann geht das auf mich.“ Ansorge fahndet vergeblich nach jener Emotionalität, die den VfL in den Vorjahren ausgezeichnet und bis in die Bezirksliga getragen hat.

Dass ihn die Abteilungsleitung zum jetzigen Zeitpunkt von seinen Pflichten befreit, glaubt Ansorge nicht. „Von unserer Seite ist nichts geplant, gibt keinen Grund zum Aktionismus“, sagt Ludwig Kirchbichler, 1. Abteilungsleiter. Gleichwohl werde man „natürlich das Gespräch mit ihm suchen, wenn er so an sich zweifelt“. Die Ergebnisse, so Kirchbichler, seien auf die Mannschaft zu spiegeln. „Markus kann da am wenigsten dafür.“

Am gestrigen Montag steckte der Peitinger nicht nur bis zu den Ohren in Arbeit, sondern auch noch in einem nicht finalisierten Denkprozess. Ob er gegen Deisenhofen noch von der Seitenlinie dirigiert? Man weiß es nicht. „All good things come to an end“, säuselt Pop-Sternchen Nelly Furtado. „Natürlich muss man darüber nachdenken“, sagt Markus Ansorge. (or)

Aufrufe: 019.9.2023, 07:43 Uhr
Oliver RabuserAutor