2024-06-17T07:46:28.129Z

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Andreas Knoll kickte nie für einen anderen Verein.
Andreas Knoll kickte nie für einen anderen Verein. – Foto: Andreas Mayr

Andreas Knoll und seine Liebe zum TSV Murnau: „Habs nie geschafft, wegzugehen“

Knoll hört nach 28 Jahren TSV auf

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Eine Vereinslegende des TSV Murnaus hängt seine Fußballschuhe an den Nagel: Andreas Knoll trug das Grüne Trikot 28 Jahre lang und hatte alles erlebt.

Murnau – Man muss sich das einmal vor Augen halten: Als Andreas Knoll zum ersten Mal ein Trikot des TSV Murnau trug, war nur ein einziger seiner Teamkollegen vom letzten Spiel gegen Raisting überhaupt geboren. 1995 fing er in der F-Jugend unter Josef „Bibi“ Höcherl, heute Stadionsprecher bei seinem Herz- und Heimatverein, mit dem Fußball an. In den 28 Jahren danach hat er nie ein anderes Dress getragen.

Der „Knolli“, der Drache auf Lebenszeit, geht nun in Fußballrente. Zumindest was die Erste Mannschaft betrifft. Beim 1:0-Sieg über Raisting führte der 33-Jährige seinen Klub ein letztes Mal als Kapitän auf den Platz, bekam bei der großen Abschlussfeier danach allerlei Abschiedsgeschenke überreicht.

Junger Knoll fast beim Rekordmeister gelandet – Immer wieder Angebote von anderen Vereinen

Seine Lebenslinie als TSV-Fußballer ist untrennbar verbunden mit zwei anderen Strängen: Da wäre einmal die gemeinsame Geschichte mit Thomas Müller. In der E-Jugend lieferten sich die zwei erbitterte Duelle. Einmal um die Meisterschaft in der lokalen Gruppe, Knoll gegen Müller, Murnau gegen Pähl. Und dann spielten beide noch beim Merkur CUP für die Bayern-Scouts vor.

Beide lud man nach ihren Glanztaten beim größten E-Jugend-Turnier der Welt nach München ein. Sie sollten beim FCB vorspielen. Bei Knoll machten die Eltern schnell nicht mehr mit. Heute sagt er: „Probieren hätte man es vielleicht können.“ Andere trauern solch einer Chance ewig hinterher. Er bereut nichts, hatte ja immer seinen TSV.

Auch wenn die Familie ursprünglich aus dem Ammertal kommt und sein Vater für den TSV Altenau auflief, war Knoll stets die Identifikationsfigur der Murnauer. Als einer der wenigen fühlte er sich beiden Gruppen zugehörig: den alten Murnauern, den Tachtlern, Feuerwehrlern und Co., aber auch den Sportlern draußen an der Poschinger Allee. Manche kamen nicht wegen des TSV an den Platz, sondern wegen Knoll.

Oft boten ihm andere Klubs die Chance zu wechseln. In die Bayernliga zu Wolfratshausen hätte er gekonnt, genauso nach Garmisch-Partenkirchen in die Bezirksliga. Jedes Mal sagte er ab. „Ich hab’s nie geschafft wegzugehen. Mein Herz war zu sehr mit Murnau verbunden.“ Deshalb schätzen sie ihn so sehr beim TSV.

Knoll überdauerte „Goldene Generation“ – Erlebte Höhen und Tiefen beim TSV

Unfreiwillig hat sich Knolls gesamte Laufbahn gedeckt mit der Transformation, die dieser Klub durchgemacht hat. Aus der Jugend kennt er noch die Hobbytruppe, zu der Murnau in der A-Klasse Anfang der 2000er verkommen war. Als B-Jugendlicher sah er, wie Fritz Röthel, Spitzname „der Eiserne“, die Murnauer auf der Anlage am See Bulldogreifen den Berg hinauf schleppen ließ. Was dann wiederum metaphorisch für den anstehenden Aufstieg des TSV war.

Knoll gehörte als Jahrgang 1989 zu einer Goldenen Generation, die anders als heute herangezogen wurde. In der C-Jugend versuchte Trainer Ludwig Molle, die Besten aus der Gegend zu rekrutieren. Danach übernahm Rainer Lettenbichler. Es sei anders gewesen als heute, erklärt Knoll. Die Truppe lebte vom Zusammenhalt.

Mit Knoll, Manuel Pratz, Benedikt Hausmann, Thomas Körner und Co. etablierte sich der TSV als Spitzenmannschaft in der Kreisliga, erklomm aber nie den Gipfel des Berges. Mehrmals scheiterte man knapp vor der Bezirksliga. Während die Jungen immer älter wurden und die Hochphase verwelkte, wartete man sehnlichst auf Nachschub.

Das waren teils dunkle Jahre, keines so finster wie 2018, als die Saison in der Abstiegsrelegation gegen Uffing endete. „Da war ich kaputt. Das war so ein Scheißjahr mit so vielen schlechten Momenten. Es war mental extrem, wie wir uns da heraus gekämpft haben.“ Der Sieg in Uffing vor 2000 Zuschauern gehört zu den zwei schönsten Momenten seiner Laufbahn.

Die Zukunft gesichert: Knoll verabschiedet sich bei Etablierung in der Bezirksliga

Der zweite: Murnaus Aufstieg in die Bezirksliga im vorigen Jahr, die finale Übergabe des Staffelstabs der Wächter über Murnaus Fußballvermächtnis an die neue Generation.

Andreas Knoll hat es als persönliche Verantwortung gesehen, solange durchzuhalten, bis die Zukunft gesichert ist. Auch wenn er nicht mehr der Turboflitzer mit Torriecher wie in seinen 20ern war. Zum Ende galt er als Murnaus Vorkämpfer. Die Älteren werden ihn abspeichern als den Mann, der alles zusammen gehalten hat.

Knoll merkt das, wenn seine ehemaligen Weggefährten von früher erzählen. Meist schwärmen sie dann von den gemeinsamen Ausflügen und Feiern, die Knoll organisiert hat, weniger von den Tabellenplätzen und Toren. „Das ist denen viel mehr Wert.“ Für den TSV war er eine Sauerstoffflasche, die jedem Notfall vorbeugte. „Es war eine unglaublich schöne Zeit, besser kann ich’s nicht beschreiben.“

Nach so intensiven Jahren ist der „Knolli“ froh, nun zuschauen zu dürfen. Frau und Sohn dürften’s ihm danken. Irgendwann wird er eh zurückkehren – in welcher Funktion auch immer. Davor probiert er die anderen Seiten des Lebens aus: Berg gehen, Radfahren, dem Onkel in der Landwirtschaft helfen. „Ganz einfache Sachen.“ Als Fußballrentner hat man auf einmal Zeit dafür. (Andreas Mayr)

Aufrufe: 013.6.2023, 07:47 Uhr
Andreas MayrAutor