2024-12-06T12:23:09.689Z

Ligabericht
Jubel beim TSV, Trauer beim SVG.
Jubel beim TSV, Trauer beim SVG. – Foto: Michael Fink

Anderthalb Eigentore entscheiden das Oberliga-Derby

TSV Schott Mainz dominiert beim personell gebeutelten SV Gonsenheim +++ Paul Simon rotiert spontan ins Tor

Frank Specht schwante Böses. Alles, was er von Lädierten und Kranken aus der Trainingswoche hörte, deutete darauf hin, dass der SV Gonsenheim es sehr schwer haben würde in diesem Oberliga-Derby gegen den TSV Schott Mainz (hier zu sehen im Re-Live). Und dann blieb beim Warmmachen auch noch Keeper Maximilian Krapf liegen, griff sich an die Hüfte, humpelte in die Katakomben, befürchtet Schlimmeres.

Paul Simon eilte hinterher. Die etatmäßige Nummer eins der Wildpark-Elf war in Zivil da und sprach gerade über sein, so die jüngste Vermutung aus dem MRT, wohl seit fünf Jahren angerissenes Kreuzband. Neben doppeltem Knorpelschaden vierten Grades, wohl gemerkt. Die ganze Woche war das Knie dick und verursachte Schmerzen. Nun plötzlich nicht mehr. Also machte der SVG passende Bolzer und ein paar Handschuhe ausfindig, man fing etwas später an, Simon stand im Tor – und war direkt bester Gonsenheimer. An der 0:2-Niederlage änderte das nichts.

„Wir wollten nichts überstürzen, aber es gibt Situationen, da muss man handeln“, sagt Simon. Zumindest die mit reichlich Galgenhumor versehene Frage des SVG-Chefs in Richtung Sportvorstand Marvin Bylsma, der lange Jahre im Gonsenheimer Tor stand, ob er seine Sportsachen dabei habe, hatte sich erledigt. Doch die Eindrücke aus der personell unsteten Trainingswoche samt einiger Angeschlagener, die sogar im Kader standen, ließen sich nicht übertünchen. Schott wirkte ball- und systemsicher, den Platzherren fehlten Energie und Spritzigkeit.

„Wir wussten, was uns erwartet“, spricht Simon von einer akkuraten Vorbereitung auf den Gegner, „leider haben wir es in der ersten Halbzeit nicht immer sauber verteidigt. Die aktuelle Situation beider Mannschaften ist sehr unterschiedlich. Wir hatten nicht immer das Quäntchen Glück auf unserer Seite, aber ihr Sieg ist in Ordnung. Heute hatte eh keiner mit uns gerechnet.“ Der Plan von Trainer Anouar Ddaou sah vor, in der eigenen Hälfte, aber nicht zu tief, kompakt zu stehen, die Gäste auf die Außenbahnen zu lenken und Eins-gegen-Eins-Situationen in der sehr jung besetzten letzten Linie zu verhindern.

Neukirch ins eigene Netz, Rimoldi mit Dusel-Tor

Sehr zufrieden mit der Art und Weise zeigte sich Ddaou nach dem Spiel, sprach sogar von Spielkontrolle in Durchgang zwei. „Wir haben den Plan umgesetzt, auch wenn wir normalerweise anderen Fußball spielen.“ Allerdings hatte die Sache drei Haken: Den Ball hatte – was einkalkuliert war – meistens Schott, Druckphasen und Torchancen des SVG blieben eher rar gesät. Und der TSV führte da bereits. Wobei bei beiden Toren reichlich Zufall mit im Spiel war. Bei Etienne Portmanns Ecke stieg Dominik Ahlbach hoch, doch Maurice Neukirch traf ins eigene Netz (34.). Dann kam der Ball nach einem Standard noch mal rein, Alexander Rimoldi drehte sich, schoss Nokouri Hangatta an und der Ball trudelte rein (78.).

Das 0:1: Dominik Ahlbach (blau, "oben") steigt hoch, Maurice Neukirch links daneben köpft den Ball unbeabsichtigt ins eigene Tor. Paul Simon ist diesmal machtlos.
Das 0:1: Dominik Ahlbach (blau, "oben") steigt hoch, Maurice Neukirch links daneben köpft den Ball unbeabsichtigt ins eigene Tor. Paul Simon ist diesmal machtlos. – Foto: Michael Fink

Zwei ruhende Bälle, anderthalb Eigentore. „So zwei Eier zu kassieren, hat auch mit Spielglück zu tun“, sagt Ddaou. Wobei Simon und Hangatta bei einer Schott-Doppelchance (8.), der Keeper bei Lennart Thums Schuss aufs lange Eck (14.) und Takero Itois Direktabnahme (31.) sowie zweimal das Gebälk bei Etienne Portmanns Schüssen (29., 40.) TSV-Treffer verhinderten. „Wir hätten zur Pause 3:0 führen müssen“, sagt Trainer Samuel Horozovic, „wir waren in der ersten Halbzeit sehr dominant. Großer Respekt, dass Paul Simon sich ins Tor gestellt hat.“

Zwei starke Keeper verhindern torreicheres Derby

Zur Wahrheit gehört, dass auch Schott-Keeper Robin Balters glänzte, als er Yannik Ischdonats Flachschüsse aus dem langen Eck holte (38., 52.). Zwei weitere Abschlüsse des treffsichersten SVG-Stürmers zischten knapp vorbei (43., 48.). Eine Einladung der TSV-Defensive ließ Jan Vogel ungenutzt. Die gute Gonsenheimer Reaktion auf den Rückstand und eine starke Viertelstunde nach dem Seitenwechsel übertünchten aber nicht, dass der TSV davor und danach wenig anbrennen ließ und bis zum 2:0 Ball und Gegner laufen ließ, ohne selbst noch groß gefährlich zu werden.

„Wir hatten die Ballkontrolle, und ich hatte nicht das Gefühl, dass Gonsenheim aufmacht“, sagt Horozovic. Möglichst lange im Spiel bleiben, war Ddaous Plan, den das 0:2 durchkreuzte. „Ich finde, wir waren bis auf 15 Minuten komplett dominant“, sagt Torschütze Rimoldi, „wir haben gar nichts anbrennen lassen. Die Siegesserie fortsetzen, das Derby gewinnen – das war uns beides sehr wichtig.“

SV Gonsenheim: Simon – Klein, Karakaya, Hangatta, Tepedibi – Neukirch, Rodwald – Ischdonat, Cucchiara, Vogel – Matsumura (79. El Mahaoui).

TSV Schott Mainz: Balters – Schwarz, Ahlbach, Gans, Rimoldi – Bohl (83. Kukanda) – Mairose, Portmann (90.+3 Just) – Itoi (59. Vodi), Thum (59. Gansmann), Rosenberger (83. Wiegand).

Aufrufe: 03.11.2024, 11:35 Uhr
Torben SchröderAutor