2025-12-17T10:26:01.779Z

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 David Bosek.
David Bosek. – Foto: Verein

„Als hätte mich ein Lkw überfahren“

Aufsteiger im Porträt

Mit dem dritten Aufstieg seit 2019 erreicht der TuS Binzen die Fußball-Landesliga. Der Kapitän spricht über emotionale Momente und verrückte Typen.

In einer Serie porträtieren wir Aufsteiger im Amateursport. Heute: der TuS Binzen − Aufsteiger in die Fußball-Landesliga. Als Bezirksliga-Vizemeister setze sich der TuS im Aufstiegsduell gegen den FC Emmendingen durch. Es war die Krönung für Trainer Karl-Frieder „Sütti“ Sütterlin, der nun ins zweite Glied rückt. Kapitän David Bosek blickt zurück.


BZ: Welcher Satz fasst die Saison am besten zusammen?

Bosek: „Das Rote in den Augen bis zum Schluss.“ Das verlange ich in der Besprechung vor dem Spiel immer.


BZ: Mannschaftliche Geschlossenheit vorausgesetzt – was war darüber hinaus ein wichtiger Erfolgsfaktor?

Bosek: Wir ließen uns nie unter Druck setzen und aus der Ruhe bringen. Und der Teamspirit in der Relegation, alle waren in jedem Training, selbst die Verletzten.


BZ: Beste Anekdote der Saison?

Bosek: Patrice Glaser hat rausgehauen, dass er Angebote vom SC Freiburg II und Bahlinger SC hat. Sütti fiel darauf rein und hat sich die größten Gedanken gemacht, wie wir es ohne Patrice gestalten. Ich weiß gar nicht, ob Sütti bisher weiß, dass es nur ein Spaß war.


BZ: Welchen Moment der Saison werden Sie in besonderer Erinnerung behalten?

Bosek: Süttis letzte Ansprache vor dem Rückspiel gegen Emmendingen. Man hat ihm angemerkt, dass er öfter schlucken musste und es ihm sehr naheging.


BZ: Welcher Saisonerfolg war der vielleicht wichtigste?

Bosek: Das 2:0 im Aufstiegs-Rückspiel gegen Emmendingen. Die Zuschauerkulisse war einzigartig, mit Abstand mein Fußballhighlight in meinen 33 Jahren.


BZ: Wer war der Spieler des Jahres – nicht nur sportlich?

Bosek: Ben Berger. Gefühlt schläft er bis zehn Minuten vor den Treffen, verschläft mal das Training und zahlt mit Abstand am meisten in die Teamkasse, weil er zu spät kommt. Aber auf dem Platz: ein Fußballer mit so einer guten, gesunden Einstellung. Er marschiert 90 Minuten und verliert gefühlt keinen Zweikampf.


BZ: Welcher Spieler musste die meisten Kisten zahlen?

Bosek: Nils Mayer. Er wettet gerne und auf alles. Die dümmsten Wetten, die es gibt. Sogar meine Freundin hat schon mitbekommen, dass er mich jedes Mal zum Wetten anstichelt.


BZ: Wer hat sich auf der Aufstiegsfeier als größtes Feierbiest entpuppt?

Bosek: Eigentlich nenn’ ich mich nicht so gern selbst, aber beim Feiern bin ich einer, der bis zum Schluss bleibt und die Türen abschließt. Am Sonntag ging es bis um 5 Uhr in der Kabine. Die Letzten: Felix Sütterlin, Matthias Feldmann, Aron Manthei und Sütti.


BZ: Wer war der größte Fan?

Bosek: Gisela Sütterlin. Sie ist im Dezember leider verstorben. Sie war bei jedem Spiel, hat uns Brötchen geschmiert, nach Auswärtsfahrten heimgebracht. Ich bin sicher: Sie hat uns gegen Emmendingen fest die Daumen gedrückt.


BZ: Welcher Song passt am besten zur Mannschaft?

Bosek: „Sütterlin, Sütterlin, wir scheißen auf dein Geld, wir machen aus dem T-u-S den größten Puff der Welt.“ Es heißt ja immer, Sütti hole mit seinem Geld die ganzen Spieler. Das ist Humbug.


BZ: Welche Auswärtsfahrt werden Sie (nicht) vermissen?

Bosek: Vermissen werden wir den SV Buch. Unsere besten Freunde in den letzten zwei Jahren. Auf den Heimwegen aus Richtung Waldshut trafen wir uns immer noch in Buch. Nicht vermissen: die Fahrt nach Erzingen, eine unserer längsten.


BZ: Wo steht der Verein in einem Jahr?

Bosek: Im gesunden Mittelfeld der Landesliga. Wenn wir so trainieren und dranbleiben wie in den letzten Wochen.


BZ: Wo muss sich der Verein besser aufstellen?

Bosek: Unsere Heimspiele müssen am Samstag ausgetragen werden. Ich bin 33, wenn wir sonntags spielen und am Dienstag wieder Training haben, fühle ich mich, als hätte mich ein Lkw überfahren.


BZ: Karl-Frieder Sütterlin ist ein super Aufstiegstrainer, aber …

Bosek: … er hat immer kritisiert, wenn wir etwa Asbach-Cola getrunken haben. Das würde noch zehn Tage im Blut sein und wir könnten nicht sauber trainieren. Wenn aber die Bucher bei uns waren, hat er das mit ihnen getrunken … Ich will mich bei ihm bedanken: Ich traf in der B-Jugend das erste Mal auf ihn, jetzt geht die Lovestory – nicht ganz – zu Ende. Ich ziehe den Hut vor Sütti. Was der TuS erreicht hat, ist zu 95 Prozent sein Verdienst.


David Bosek (33) verteidigt auf dem Fußballplatz mit Leidenschaft. In seinem Heimatort beim FV Fahrnau groß geworden, spielte er später für den FV Lörrach-Brombach bis in die Verbandsliga. Bosek, der als Qualitätsprüfer arbeitet und in Rheinfelden (Schweiz) lebt, kickt seit 2019 in Binzen.

Aufrufe: 018.7.2024, 14:37 Uhr
Matthias Konzok (BZ)Autor