Wer zur Sportanlage des TuS Jüngersdorf-Stütgerloch will, für den gibt es zunächst nur eine Richtung: Bergauf. An guten Tagen wird man am Ziel nicht nur mit einem famosen Talblick – so heißt übrigens auch eine benachbarte Straße – belohnt, sondern lernt auch einen feinen, kleinen Verein kennen, in dem der Frauenfußball großgeschrieben wird.
Wird allerdings, wie am Mittwochabend, eine Warnung vor schweren Windböen herausgegeben, so kann es auf dem idyllisch gelegenen Sportplatz richtig unangenehm werden. Beim Achtelfinalspiel des Frauen-Verbandspokals zwischen dem heimischen TuS und den Gästen von Alemannia Aachen wurden die Spielerinnen zudem während des Aufwärmens von einem kräftigen Schauer geduscht. Viel unangenehmer können äußere Bedingungen eigentlich kaum sein. „Es war schwierig. Man ist überhaupt nicht richtig warm geworden“, sagte Alemannias Kapitänin Jeanne Seibert.
Die Partie war also stürmisch, wobei dies ausschließlich auf die Witterungsverhältnisse zu beziehen ist. Auf dem Feld taten sich die 22 Akteurinnen schwer. Kein Wunder, jeder hohe Ball brauste entweder davon oder wurde jäh gebremst, Einwürfe flogen ohne weitere Berührung zurück ins Seitenaus. Die erste nennenswerte Torszene entstand fast folgerichtig eher zufällig. Zwei TuS-Spielerinnen behinderten sich gegenseitig, Johanna Menn schnappte sich die Kugel und setzte die erste Duftmarke für die Alemannia (13.), verzog aber. Aachen, in der Regionalliga auf einem Abstiegsplatz, kam gegen den Mittelrheinliga-Tabellenführer nach einer Abtast-Viertelstunde nun besser in die Partie.
Für die Führung benötigte die Alemannia allerdings die Hilfe des Windes und von TuS-Torhüterin Dana Petermann. Lara-Louisa Poth schoss einen Freistoß von der Seite vors Tor. Im Gegenwind schien die Kugel dann fast in der Luft zu stehen, dennoch hätte Petermann nur beherzt zugreifen müssen. Der Ball blieb aber im Spiel, im Getümmel drückte Emma Kremer das Spielgerät dann über die Linie (26.). Ein seltenes Glücksgefühl für die Tivoli-Frauen, die in der Meisterschaft bislang magere fünf Törchen in 13 Spielen zustande gebracht haben.
Jüngersdorf-Stütgerloch tat sich schwer, Torchancen zu kreieren. Trotzdem war plötzlich die riesige Möglichkeit zum Ausgleich da. Aachen patzte im Spielaufbau, Aaliyah Poschmann wurde freundlich eingeladen. Die erste Gegenspielerin ließ die TuS-Stürmerin aussteigen und musste eigentlich nur noch einschieben – am Ende fehlten Zentimeter zum möglichen 1:1.
Der Seitenwechsel brachte übrigens in Sachen Wind keinem Team einen Vorteil, die Böen kamen meist von der Seite. Durchgang zwei startete mit einer erneuten Zufallsaktion. Vom Rücken von Mariko Engels sprang der Ball vor der Füße von Aachens Paula Simon. Die schien überrascht von der unverhofften Gelegenheit und schloss schwach ab (59.). Aber dann kam die Szene, in der der Regionalligist seine Klasse aufblitzen ließ: Die quirlige Hana Suzuki machte einen starken Laufweg, und auch der Steilpass hinter die Kette kam präzise. Dana Petermann stürzte der Aachener Offensivkraft noch entgegen, im zweiten Versuch konnte Suzuki den Ball dann zum 2:0 im leeren Tor unterbringen (66.).
Damit war die Sache entschieden. TuS-Coach Hans Ohrem schickte zwar noch frisches Personal aufs Feld, aber Jüngersdorf-Stütgerloch brachte das Aachener Tor nicht annähernd in Gefahr. Im Gegenteil: Suzuki ließ das 3:0 liegen, als sie einen Linksschuss knapp neben das Tor setzte (77.). „Ich bin sehr zufrieden. Wir haben große personelle Probleme, hatten heute einige Spielerinnen aus der zweiten Mannschaft dabei. Die haben es richtig gut gemacht. Heute war es sehr wichtig, den Kampf anzunehmen, das haben wir gemacht“, sagte Alemannia-Coach Gökhan Demirci nach der Partie, die den Vorjahresfinalisten ins Viertelfinale brachte.
Ganz anders die Gefühlslage beim TuS-Trainer. „Ich bin total enttäuscht, nicht vom Ergebnis, sondern von der Leistung. Das war für mich nicht die Einstellung, die wir in einem Pokalspiel auf den Platz bringen müssen“, kritisierte Ohrem. Für ihn lag der Schlüssel in den verlorenen Zweikämpfen, Aachen sei giftiger zu Werke gegangen. „Wir wollten mit kurzen Pässen agieren, haben uns aber einfach nicht getraut, Fußball zu spielen. Wir waren nicht mutig und haben die Bälle viel zu schnell hergeschenkt“, analysierte er. In einem vom Wind geprägten Spiel mit wenigen Highlights zog die Alemannia verdient in die Runde der letzten acht Mannschaften ein.
Weitere Ergebnisse: FC Rheinsüd Köln - DJK Südwest Köln 0:8, Spfr. Ippendorf - Vorwärts Spoho Köln 1:2
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