2024-06-03T07:54:05.519Z

Vereinsnachrichten
Ahmet Akin ist nun seit knappen sieben Jahren Spielertrainer bei der SG Hohenstadt/Untergröningen. Derzeit hat er sich mit seinem Team in der Kreisliga A1 Ostwürttemberg gefestigt und zählt auch mit 40 Jahren noch zu den Leistungsträgern auf dem Platz (8 Tore und 19 Assists in 26 Spielen der laufenden Saison). Im Interview spricht der Routinier über die Entwicklung seiner Mannschaft, den Weg zum Erlangen seiner Trainerlizenz und seine Liebe zum Fußball.
Ahmet Akin ist nun seit knappen sieben Jahren Spielertrainer bei der SG Hohenstadt/Untergröningen. Derzeit hat er sich mit seinem Team in der Kreisliga A1 Ostwürttemberg gefestigt und zählt auch mit 40 Jahren noch zu den Leistungsträgern auf dem Platz (8 Tore und 19 Assists in 26 Spielen der laufenden Saison). Im Interview spricht der Routinier über die Entwicklung seiner Mannschaft, den Weg zum Erlangen seiner Trainerlizenz und seine Liebe zum Fußball. – Foto: Thomas Nast

Ahmet Akin: "Ich liebe einfach den Fußball"

Hallo Ahmet, du gehst in dein 8. Jahr als Trainer der SG Hohenstadt/Untergröningen. Vor der Runde war noch nicht klar, dass du nochmal ein Jahr dranhängst. Wie kommt es, dass du schon so lange hier bist und nochmal weitermachst?

Ich denke einfach, das passt hier als Gesamtpaket für mich. Die Jungs und die Verantwortlichen ziehen gut mit. Und ich meine, dass wir hier mit der Entwicklung noch nicht am Ende sind, wenn alle mitmachen. Zudem macht es hier einfach riesig Spaß, gerade weil die Jungs so cool drauf sind. Dadurch, dass der Verein jetzt zusätzlich noch die Kosten für meine B-Lizenz übernimmt, musste ich gar nicht lange überlegen, ob ich nochmal ein Jahr dranhänge.

Wie kamst du damals vor knapp 7 Jahren eigentlich genau zur SGHU?

Ich war als Spieler beim TSV Heubach, als die SG Hohenstadt/Untergröningen gegen den TSV Heubach II gespielt hat. Ich hatte anschließend ein Spiel mit der ersten Mannschaft des TSV Heubach und war bereits auf dem Sportplatz. Nach der ersten Partie war Bambus (Frank Spliethoff; Spielleiter des FV Germania Hohenstadt) auf mich zugekommen und hat mich angesprochen, ob ich mir auch vorstellen könnte, neben dem aktiven Fußballspielen, als Trainer zu agieren. So entstand damals der Kontakt...

Gleich in deiner ersten Saison als Spielertrainer der SG Hohenstadt/Untergröningen reichte es in der Spielzeit 2017/18 zum Aufstieg als Meister der Kreisliga B. Kam das für dich überraschend, oder war es doch eher erwartbar und wie hat sich das angefühlt?

Es war auf jeden Fall ein überragendes Gefühl, direkt im ersten Jahr als Spielertrainer aufzusteigen. Allerdings wusste ich auch, dass die Mannschaft schon die Jahre vor meinem Antritt vorne dabei war (in den beiden Saisons davor einmal Platz 3 und einmal in der Relegation nach Platz 2). Ich denke ich habe es vielleicht geschafft noch die letzten paar Prozent aus der Mannschaft rauszuholen, sodass wir auch verdient Meister wurden mit damals nur einem Unentschieden und einer Niederlage aus 26 Spielen. Den Rest der Spiele konnten wir komplett gewinnen.

Insgesamt gab es in deiner Amtszeit bisher zwei Aufstiege, aber auch einen Abstieg. Wie schätzt du generell die SG Hohenstadt/Untergröningen ein? Wie hast du es in den vergangenen Jahren erlebt und was ist deine Prognose für die Zukunft?

In den sieben Jahren war es eigentlich immer toll und hat Spaß gemacht. Ein Manko ist natürlich, dass die aktiven Spieler leider immer weniger werden. Wir mussten den Verlust einiger Leistungsträger hinnehmen – manche beendeten verletzungsbedingt ihre Karriere, manche wollten einfach mal etwas anderes ausprobieren. Daher wird es aktuell eben immer schwieriger eine Mannschaft auf den Platz zu stellen, weshalb bei uns der ein oder andere Spieler, der früher eher in der zweiten Mannschaft bzw. Reserve zugange war, einen Schritt nach vorne machen musste. Hut ab aber vor diesen Jungs, da es von der Reserveliga in die A-Klasse schon ein großer Schritt ist und sie es trotzdem schaffen als Leistungsträger der ersten Mannschaft zu helfen.

Wie du eben erwähnt hast, haben ja schon einige verdiente Spieler altersbedingt ihre Kickschuhe an den Nagel gehängt. Du selbst bist auch nicht mehr der Jüngste, aber trotzdem immer noch einer der fittesten bei uns auf dem Platz. Wie machst du das?

Ich liebe einfach den Fußball und allgemein den Sport und da ich hier als Spielertrainer angestellt bin und nicht nur an der Seitenlinie stehe, muss ich mich natürlich fit halten. Ansonsten würde es mir ergehen wie vielen anderen Spielertrainern. Ich kenne genügend die das angefangen haben, aber nach zwei, drei Jahren immer weniger selbst auf dem Platz standen, da sie eben ihre eigene Fitness vernachlässigt haben. Ich schiebe auf jeden Fall auch regelmäßig Extraschichten. Zwar übernehme ich beim Mannschaftstraining eher die leitende Rolle und trainiere weniger mit, dafür mache ich aber abseits vom Platz viel für mich selbst. Ich fahre z.B. regelmäßig Rad und gehe laufen. Anders ist es nicht möglich auf dem Level zu bleiben, da man mit zunehmendem Alter auch immer mehr trainieren muss, um auf demselben Stand zu bleiben.

Du hast vorhin schon deine kürzlich abgeschlossene B-Lizenz angesprochen. In der Kreisliga wird diese nun ja nicht zwingend benötigt – was hat dich dazu bewegt den Trainerschein zu machen?

Der Lehrgang ist ja mit einigem an Zeitaufwand und auch Kosten verbunden. Klar braucht man in der Kreisliga keine B-Lizenz, aber davon abgesehen wollte ich mich selbst als Trainer weiterentwickeln und außerdem das, was ich bei der Trainerausbildung gelernt habe einfach auch an die Mannschaft weitergeben. Man lernt dabei schon viel darüber, wie man z.B. ein Training gestalten sollte oder auch wie man Spieler weiterentwickelt. Im Endeffekt hat natürlich jeder Trainer sein eigenes Spielkonzept, aber auch in dieser Hinsicht hat mich der Lehrgang definitiv weitergebracht.

Gibt es in fernerer Zukunft auch Pläne – solltest du die SGHU irgendwann verlassen – oberhalb des Amateurbereichs als Trainer Fuß zu fassen?

Ich sag‘ mal so: sollte sich das irgendwann ergeben – warum nicht? Aber ich möchte ganz klar betonen, dass mein Fokus noch hier bei der SG Hohenstadt/Untergröningen liegt. Ich denke einfach, dass hier noch ein bisschen mehr geht und ich bin noch motiviert das Potenzial der Mannschaft auszureizen. Wir haben noch versteckte Qualitäten, die ich noch rauskitzeln möchte.

Die laufende Saison neigt sich dem Ende zu. Ausgerufenes Saisonziel war der Klassenerhalt, dieser ist nun auch geschafft. Wie bist du mit der aktuellen Saison zufrieden und welche Ansprüche gibt es deinerseits für die kommende Spielzeit?

Die Hinrunde verlief alles in allem sehr gut. In der Rückrunde hätten es auf jeden Fall ein paar Punkte mehr sein dürfen, aber da war bei uns ab einem gewissen Zeitpunkt einfach der Wurm drin. Dann haben wir den Anschluss nach oben etwas verloren und wenn du auf gut deutsch gesagt nur noch um die goldene Ananas spielst, lässt auch die Motivation etwas nach. Ich versuche jede Woche die Jungs heiß zu machen, aber habe das Gefühl, dass in den letzten paar Spielen ein paar Prozent gefehlt haben. Für die kommende Saison ist das erste Ziel wieder der Klassenerhalt. Wenn einige unserer Leistungsträger aber nochmal besser mitziehen und wir es eventuell schaffen noch den ein oder anderen dazu zu holen, sollten in der kommenden Saison auf jeden Fall noch ein paar Punkte mehr drin sein.

Auf dem langen Weg vom Spieler zum (Spieler)Trainer, was hast du in den ganzen Jahren deiner Meinung nach dazu gelernt und wie konntest du dich selbst weiterentwickeln?

Als erstes würde ich behaupten, dass ich disziplinierter geworden bin. Als Trainer hat man eine gewisse Vorbildfunktion, da man eine Mannschaft führt und anleitet. Gerade als Spielertrainer ist es hier manchmal nicht einfach cool zu bleiben, da man selbst auf dem Platz steht und der Puls hochschlägt, aber da ist es wichtig zu versuchen sich am Riemen zu reisen. Außerdem bin ich der Meinung, dass sich über die Jahre meine Umsetzung der Trainings für die Jungs verbessert hat. Ich setze mich blöd gesagt jetzt nicht zu Hause hin und übe, wie ich die Jungs trainieren kann, sondern versuche das eher aus dem Bauch heraus zu machen. Ich schaue, wo ich aktuell Verbesserungspotenzial sehe, und versuche diese Punkte dann im Training einzubauen. Ich hole auch viel Feedback bei der Mannschaft ein und versuche dann damit die Punkte, die noch nicht so gut sind zu verbessern, aber gleichzeitig Sachen, die schon gut laufen weiter zu verfeinern. Meiner Spielidee bin ich hierbei immer treu geblieben. Ich möchte sauberes Aufbauspiel von hinten heraus sehen, diese Handschrift zieht sich durch die gesamten sieben Jahre seit ich als Trainer agiere. Manchmal gab es hierdurch natürlich Rückschläge, aber ich bin dabei immer meiner Linie treu geblieben und habe noch immer den Ehrgeiz diese Spielidee weiter zu verbessern.

Findest du es macht einen Unterschied, ob du an der Seitenlinie oder mit den Jungs auf dem Platz stehst? Wo siehst du Vor- und Nachteile zwischen Spielertrainer und „normalem“ Trainer?

Wenn ich selbst auf dem Platz stehe, habe ich natürlich die Chance direkt ins Spielgeschehen einzugreifen, wobei aber auch klar ist, dass hier die Mannschaft mitziehen muss. Gleichzeitig schlägt der Puls aber, wie bereits erwähnt, höher und du hast dadurch eventuell manchmal eine etwas verzerrte Sicht auf die Dinge. Allgemein siehst du auch eher, was zehn bis zwanzig Meter um dich herum passiert. Als Trainer an der Seitenlinie hast du natürlich einen weitreichenderen Blick über das gesamte Spielfeld, kannst aber entsprechend auch nur situationsabhängig reagieren und hast nicht den direkten Zugriff, wie wenn du selbst mitspielst. Klar gibst du dann Kommandos, wie „verschiebt hier und hier hin“ oder „mehr Druck“, aber wenn du selbst auf dem Platz stehst, hast du meiner Meinung nach nochmal ein paar Prozent mehr Einfluss auf das Spiel. Allgemein hat aber natürlich beides seine Vor- und Nachteile und auch für mich ist der Schritt vom Feld an die Seitenlinie irgendwann unausweichlich.

Super, ich danke dir für die ausführlichen Antworten! Gibt es von deiner Seite noch abschließende Worte?

Ich möchte der SG Hohenstadt/Untergröningen nochmal ausdrücklich dafür danken, dass sie mich beim Erhalt meiner Trainer-B-Lizenz so unterstützt hat. Allgemein würde ich mir wünschen, dass es mehr Vereine gibt, welche den Trainern da so unter die Arme greifen, da es auch für die Vereine ein Gewinn an Qualität ist. Ich denke auch für die Spieler ergibt sich mit der Zeit ein merkbarer Unterschied, wenn der Trainer sich versucht weiterzubilden und weiterzuentwickeln. Gleichzeitig geht aber auch mein Appell an die Trainer, dass sie dies wertschätzen und sich nicht von einem Verein die Trainerlizenz bezahlen lassen, aber im Anschluss direkt das Weite suchen. Insgesamt würde dies den Amateurfußball sicher an Niveau gewinnen lassen, wodurch er auch wieder mehr ins Interesse der Gesellschaft rücken würde.

Aufrufe: 017.5.2024, 12:15 Uhr
Henrik LeuzeAutor