Das International Football Association Board (IFAB), das Gremium der Regelhüter im Weltfußball, hat sich eine Regeländerung einfallen lassen, die ab der kommenden Spielzeit gelten soll und die, sollte sie wirklich konsequent umgesetzt werden, das Spiels chon spürbar verändern dürfte. Die bisherige Regel, dass der Torhüter den Ball nur sechs Sekunden in Händen halten darf, soll durch eine Acht-Sekunden-Regel ersetzt werden, die aber anders als bisher dann auch konsequent umgesetzt werden soll. Und auch die Konsequenz ist eine andere: Müsste es bisher einen indirekten Freistoß geben, wa de facto fast nie passiert, so müsste künftig nach acht Sekunden sogar auf Ecke für den Gegner erkannt werden (wir berichteten hier). Visuell solle die Schiedsrichter einen Countdown mit den Fingern anzeigen. Aber was halten diejenigen davon, die damit nun klarkommen müssen?
Wir haben Trainer aus verschiedenen Ligen und Kreisen zu der Thematik befragt. "Ja, habe ich was von gehört", antwortete Bekim Kastrati auf die Frage zu der geplanten Regeländerung. Der Trainer des SC St. Tönis zweifelt jedoch an der Durchsetzung dieser Regel. "Ich finde das schon ok. Die Frage ist, ob sich daran gehalten wird. Die Regel, dass nur der Kapitän etwas sagen darf, wird auch nicht wirklich eingehalten." Das Grundkonzept findet der 45-Jährige nicht schlecht. "Ich bin ein Fan davon, dass die Torhüter das Spiel schnell machen müssen", erläutert Kastrati. Auch mit Blick auf die Zuschauer will er ein schnelles Spiel sehen: "Die Zuschauer stehen bei kaltem Wetter draußen und dann wollen sie ein schnelles Spiel sehen."
Auch Dony Karaca, Trainer der Sportfreunde Neuwerk in der Bezirksliga, sieht die Umsetzung der Regeländerung kritisch. "Ich finde die Regel schon gut, aber es muss auch konsequent umgesetzt werden. Bei der ganzen Thematik geht es vor allem um die Konsequenz", erklärt der Übungsleiter Neuwerks. Er verweist zudem auf die Einhaltung der vorherigen Sechs-Sekunden-Regel: "Die sechs Sekunden wurden auch nicht von den Schiedsrichtern überprüft." Karaca kann sich zudem die Umstellung nicht wirklich vorstellen. "Steht der Schiri dann mit der Stoppuhr da und zählt herunter, 6, 5, 4? Das kann ich mir nicht vorstellen", erklärte der Bezirksliga-Trainer.
Ebenfalls in der Bezirksliga unterwegs ist Botan Melik, der Trainer des 1. FC Grevenbroich-Süd. "Natürlich hätte es etwas für sich, wenn das auch konsequent umgesetzt wird. Aber wenn ich sehe, das aus der Ankündigung bei den Einwürfen geworden ist, habe ich da so meine Zweifel", erklärt er. Er bringt aber vor allem einen weiteren Punkt ins Spiel. "Die Schiedsrichter sollten andere Dinge in den Vordergrund rücken. Neulich mussten sich meine Jungs umziehen, weil die Farbe der Socken und der Stutzen nicht übereingestimmt hat. Das müssen die monieren, weil die sonst Abzüge in ihrer Bewertung bekommen. Der Fußball hat meiner Meinung nach eine Reihe anderer Probleme."
Einer, der zu der Regel sowohl aus der Sicht des Trainers, als auch als aktiver Torhüter etwas sagen kann, ist der Coach des Landesligisten 1. FC Viersen, Florian Wittkopf. "Ich finde das schon interessant, wenn es denn auch wirklich umgesetzt wird. Bei der Sechs-Sekunden-Regel war das ja selten der Fall, und noch eine Regel, die dann nicht in der Praxis auch stattfindet, braucht kein Mensch. Ich kenne das selbst aktiv auch vom Futsal, wo es ja die Drei-Sekunden-Regel gibt. Gerade in der Schlussphase, wo es ja oft zu dem ganz üblem Zeitspiel kommen, würde das sicher schon helfen. In der Praxis wird es unterschiedlich gut ankommen, davon abhängig, ob man gerade führt oder zurückliegt", sagt Wittkopf schmunzelnd. Er verweist etwa auch auf den Handball, wo es seit vielen Jahren etwa völlig klaglos akzeptiert wird, dass der Ball bei einem Pfiff sofort abgelegt wird.
Umsetzen müssen die neue Regel letztlich die Schiedsrichter, und so hat auch René Donné als Schiedsrichter-Obmann in Mönchengladbach-Viersen einen klaren Standpunkt dazu. "Grundsätzlich finde ich es gut, jedoch wenn es in den Profi-Ligen nach einiger Zeit genauso lax gehandhabt wird, wie jetzt die sechs Sekunden, dann macht es keinen Sinn. Und in den unteren Ligen könnte es dann auch schwierig werden für die Umsetzung. Die Strafe Eckball finde ich auch besser als den indirekten Freistoß." Letztlich wird es also daran liegen, welche Unterstützung auch die Schiedsrichter bei der Umsetzung bekommen. Nicht hilfreich wäre es, wenn dadurch weiteres Konfliktpotenzial auf den Schultern der Unparteiischen lastet.