Nach mehr als einem Jahrzehnt als Trainer der Herren- und Jugendmannschaften des TSV Hohenbrunn sucht Sebastian Heidrich zur kommenden Saison eine neue Herausforderung.
Im Profifußball sind viele Trainerwechsel und schnelle Entlassungen bei ausbleibendem Erfolg längst zur Normalität geworden. Doch auch im Amateurbereich gehört das mittlerweile zur gängigen Praxis. Umso seltener sind heutzutage Geschichten wie die von Christian Streich, Frank Schmidt oder eben Sebastian Heidrich. Doch jede noch so schöne Zeit findet irgendwann ihr Ende.
Als Sebastian Heidrich im Jahr 2010 die B-Jugend des TSV Hohenbrunn übernahm, hätte er wohl nicht damit gerechnet, 15 Jahre später immer noch für denselben Verein tätig zu sein – inzwischen als Trainer der Herrenmannschaft. In dieser Zeit hat er maßgeblich dazu beigetragen, einen funktionierenden Herren- und Jugendbereich im Verein aufzubauen. Doch nach dieser Saison ist Schluss: Heidrich möchte woanders nach einer neuen Herausforderung suchen.
Trotzdem blickt er gerne auf die vielen schönen Momente seiner Hohenbrunner Zeit zurück und verabschiedet sich mit Stolz und Dankbarkeit. Sebastian Heidrich erhielt 2012 im Alter von 27 Jahren die Chance, die Herrenmannschaft des TSV Hohenbrunn zu übernehmen. Parallel zu seiner leitenden Tätigkeit bei der Kindersportschule Harteck München war er bis 2019 außerdem als Jugendtrainer und Scout beim TSV 1860 München aktiv. Doch mit der wachsenden Größe und dem zunehmenden Zeitaufwand bei der KiSS entschied er, sich voll auf Hohenbrunn zu konzentrieren und seine Tätigkeiten bei den Löwen ruhen zu lassen.
Zu Beginn stand Sebastian Heidrich vor einer großen Herausforderung: Aus den A-Jugendspielern und den verbliebenen Herrenspielern eine wettbewerbsfähige Mannschaft zu formen und den Verein zu stabilisieren. Nach einem Übergangsjahr und einem siebten Platz in der B-Klasse 6 erreichte das Team im darauffolgenden Jahr einen beachtlichen dritten Platz und verpasste den Aufstieg nur knapp. Doch ein Jahr später war es schließlich so weit: Als souveräner Meister stieg die Mannschaft in die A-Klasse auf. Spieler und Trainer hatten sich gefunden, die Harmonie auf dem Platz stimmte.
Die logische Konsequenz: der direkte Durchmarsch in die Kreisklasse. „Das war für mich wirklich eines der Highlights meiner Zeit in Hohenbrunn.“ Heidrich bereitete besonders die Arbeit mit den jungen Spielern, die aus der Jugend in den Herrenbereich aufrückten, große Freude. Vier Jahre in Folge hielten die Hohenbrunner die Klasse, ehe sie nach einer verkorksten Spielzeit 2021/22 den Abstieg in die A-Klasse nicht mehr verhindern konnten. Doch das Vertrauen und der Zusammenhalt der Mannschaft blieben unerschüttert. „Die Mannschaft wollte mich weiterhin als Trainer“, erinnert sich Heidrich. Nur ein Jahr später gelang dem TSV der direkte Wiederaufstieg in die so vertraute Kreisklasse 6 – ein eindrucksvoller Beweis für den Kampfgeist und die Einheit, die sich in Hohenbrunn geformt hatte.
Erste Zweifel kamen Heidrich dann im Laufe der Sommervorbereitung, als zahlreiche kurzfristige Absagen und mangelnde Trainingsbeteiligung eine normale Vorbereitung kaum zuließen. Seine Entscheidung, den Verein zu verlassen, teilte Heidrich dann seinem Trainerkollegen Tom Kussmaul und den Vereinsverantwortlichen mit. „Es wurde mir klar, dass ab kommenden Sommer eine Veränderung hermuss. Wenn man alles gibt und manche nicht mitziehen, geht das langfristig an die Substanz. Die erste Mannschaft hat viel Potenzial, der Fußball müsste allerdings mehr im Fokus bei einigen stehen.“
Highlight der Hinrunde war für Heidrich der letzte Spieltag vor der Winterpause. Zahlreiche Absagen und Verletzungen zwangen die Mannschaft, mit einer Rumpftruppe gegen den zu diesem Zeitpunkt ungeschlagenen Tabellenführer aus Steinhöring anzutreten. Doch in einem aufopferungsvollen Kampf gelang dem Team die Sensation: ein 1:0-Heimsieg. „Das war verrückt. Einstellung und Kampfgeist der Mannschaft waren unschlagbar an diesem Tag.“ Dieser Erfolg passte perfekt zu dem Versprechen, dass seine Spieler ihm gemacht hatten: In der Rückrunde noch einmal alles zu geben und ihm zum Abschied einen einstelligen Tabellenplatz zu schenken.
„Ich möchte mich für das jahrelange Vertrauen der Mannschaft und der Verantwortlichen des TSV Hohenbrunn bedanken und wünsche dem Verein sowie den Spielern nur das Beste“, sagt Heidrich im Gespräch mit FuPa Oberbayern. Dem Fußball möchte der 40-Jährige jedoch keinesfalls den Rücken kehren: „Ich kann mir alles vorstellen – von einer Stelle als Herrentrainer über eine Co-Trainerposition bis hin zur Rückkehr in den Jugendbereich.“ Einen neuen Verein habe er laut aktuellem Stand noch nicht. Nach 15 schönen und aufregenden Jahren beim TSV Hohenbrunn zieht er nun einen Schlussstrich, nimmt seinen Hut und sagt: Servus Kreisklasse 6!