2024-04-15T13:50:30.002Z

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Unkonventionelle Fußhaltung: Cihat Cakmak (rechts, Türk Gücü) im Duell mit Nick Ley vom SV St. Stephan.
Unkonventionelle Fußhaltung: Cihat Cakmak (rechts, Türk Gücü) im Duell mit Nick Ley vom SV St. Stephan. – Foto: Peter Henrich

A-Liga: Der elfte Sieg in Serie für St. Stephan

Die Griesheimer sind auch von Türk Gücü Darmstadt nicht zu stoppen +++ Vierkampf an der Spitze

Darmstadt/St. Stephan. Mischa Güntner, Trainer des Darmstädter Fußball-A-Ligisten SV St. Stephan, ist an und für sich kein abergläubischer Mensch. Und trotzdem kann auch er manchmal nicht aus seiner Haut. Sein Verein hatte vor dem Topspiel am Sonntag bei Türk Gücü Darmstadt (4:1) zehn Spiele in Serie gewonnen, und zehn Mal stand Güntner dabei in Polo-Hemd und mit kurzer Hose an der Seitenlinie. „Abergläubisch bin ich nicht, das hört sich immer ein bisschen kindisch an“, sagte Güntner vor dem Spiel lachend. „Aber im Endeffekt ist jeder Fußballer, jeder Trainer und auch jeder Fan immer ein Stück weit abergläubisch, das ist nun mal so.“

Das war er auch am Sonntag in Erzhausen – obwohl er sich dann ob des kalten Windes dann doch zumindest eine Trainingsjacke überzog. Und mit anschaute, wie sich seine Mannschaft im ersten Durchgang ganz schwertat. Torwart Max Kögler verhinderte zweimal einen Rückstand. „Wir hatten ein bisschen zu viel Respekt, aber ich habe so meine Mechanismen in der Halbzeit, die ich dann anwende. Ich kenne die Jungs ja schon seit zwei Jahren“, sagte Güntner. „Ich bin immer Teamplayer. Wenn jeder auf sich selbst guckt und 100 Prozent gibt, dann klappt es auch. Das war im ersten Durchgang aber nicht der Fall.“

St. Stephan dreht nach der Pause auf

Es wurde besser – und am Ende stand ein 4:1 (0:0)-Erfolg, der sicher ein Tor zu hoch ausgefallen war. Aber er war verdient – wegen der Leistungssteigerung nach der Pause. „Zuvor haben wir zu viel miteinander diskutiert, Verantwortung abgewälzt. Ich habe gesagt: Wenn wir so weitermachen, verlieren wir 0:3.“ Im Kopf sei dann etwas passiert, die Laufbereitschaft zudem gestiegen. Philipp Root (68.), Dilar Memeti (82.), Kevin Witt (88.) und Marcel Berger (90.) trafen für St. Stephan, das somit den elften Sieg in Serie feierte. Für Türk Gücü konnte Anil Hasan Firat lediglich auf 1:2 verkürzen (84.), die Darmstädter mussten im 13. Spiel die erste Saisonniederlage hinnehmen.

Krank geworden war Güntner zumindest nicht am Sonntag, „auch wenn ein Spieler zu mir gesagt hat, wenn ich das heute nicht werde, muss ich irgendetwas Verbotenes genommen haben“. Gegen die TSG Wixhausen (1:4) und bei Hellas Darmstadt (3:6) hatte St. Stephan verloren – das war aber noch im August gewesen. Danach wurde im immer gleichen Outfit dann aber Sieg auf Sieg gefeiert. „Wir haben uns einfach wieder auf unsere Stärken besonnen und auch schwere Spieler super bestritten“, sagte Güntner.

"Die Kreisoberliga ist nicht so stark"

Der seine Mannschaft in einem Vierkampf sieht – mit Hellas Darmstadt, Türk Gücü und Viktoria Griesheim II. Dass der Sprung in die Kreisoberliga schwerer ist als der Klassenerhalt dort, darin sind sich alle einig. „Es soll nicht despektierlich klingen, aber wir haben in den letzten Jahren in der Vorbereitung immer gegen Kreisoberligisten getestet“, sagte Güntner. „Deshalb kann ich es auch sagen: Egal wer in die Kreisoberliga aufsteigt, er wird sich dort wohl zwischen den Plätzen eins und fünf einordnen. Diese Liga ist wirklich nicht so stark.“ Die SG Modau beweise das derzeit: Als Aufsteiger mischt sie wieder ganz oben mit. Es macht Güntner trotzdem immens viel Spaß in der A-Liga. „Dieses Jahr ist es aber schon extrem, weil alle vier, die jetzt oben stehen, auch am Ende bei der Verlosung dabei sein werden, wenn es um die Plätze eins und zwei geht“, glaubt er. Auf die Konstanz komme es an, „und da wollen wir natürlich dabei sein. Aber es liegt wirklich noch viel Arbeit vor uns.“

Jubiläum für Türk Gücü-Coach Aydin Kurt

Diese erwartet auch Aydin Kurt, der seit 2018 den SC Türk Gücü Darmstadt trainiert. Der 4:1-Sieg am 27. Oktober bei der SV Erzhausen, mit der man sich den Sportplatz teilt, war sein 100. Spiel als Türk-Trainer gewesen. „Natürlich ist das für mich etwas Besonderes“, sagte Kurt, „ich habe damals in der C-Klasse angefangen, und wir haben uns immer weiter gesteigert. Diese Saison wollen wir auf jeden Fall aufsteigen.“

Das wäre im Sommer fast schon gelungen, der SC sprang am letzten Spieltag noch auf Rang zwei und spielte folglich in der Aufstiegsrunde. Dort verlor man allerdings das erste Spiel bei der KSG Brandau mit 0:2, drei Tage später hieß es dann 3:3 gegen den späteren Aufsteiger Hillal Rüsselsheim. „Das hat echt wehgetan“, erinnert sich Kurt, „wir hatten in Brandau ein sehr gutes Spiel gemacht, aber leider das Tor nicht getroffen. Aber so ist nun mal der Fußball.“

Man hat daraus gelernt, man wollte es besser machen. Kompakter, disziplinierter spielen. Das ist gelungen. „Alle Gegner bestätigen uns, dass wir ansehnlichen Fußball zeigen“, freut sich Kurt. Spaß macht es auch nach 102 Spielen als Trainer immer noch. „Wir arbeiten gut zusammen, die Trainingsbeteiligung ist super“, freut sich der Coach. Am Sonntag freilich kam zu viel zusammen, gleich vier Stammspieler fehlten verletzt oder wegen Urlaubs. Abwehrchef Aldin Kalic verletzte sich sogar erst beim Warmmachen – das waren zu viele Ausfälle.

Kollege Güntner freute sich derweil auf das nächste Spitzenspiel: Am Sonntag (15.30 Uhr) steigt das Derby gegen Viktoria Griesheim II. „Das wird das nächste Highlight“, meinte Güntner – und verschwand in der Kabine. „Ein paar Wunden müssen wir jetzt noch lecken“, verriet er. Was nach elf Siegen in Serie freilich nicht allzu wehtut.

Türk Gücü Darmstadt: Özkan – Bayram, Alghabbash, Bilgin, Aghoulad, Koyuncu, Cakmak, Türk, Özbak, Tekinöz, Memolla. Eingewechselt wurden Firat und Hamidiar.

SV St. Stephan: Kögler – Rogler, Vetter, Ley, Root, Zimmermann, Berger, Kunz, Benchakhchakh, Carlon, Prce. Eingewechselt wurden Witt, Memeti und Torino.

Schiedsrichter: Adriatik Kaba (Egelsbach), Tore: 0:1 Root (68.), 0:2 Memeti (82.), 1:2 Firat (84.), 1:3 Witt (88.), 1:4 Berger (90.), Zuschauer: 200.



Aufrufe: 06.11.2022, 19:20 Uhr
Jan FelberAutor