
Was lange nach einem mittelmäßig unterhaltsamen Traditionsduell zwischen dem Wuppertaler SV und RW Oberhausen aussah, eskalierte zu einer irrsinnigen Schlussphase inklusive zwei Comebacks, einem Platzverweis und einem späten Siegtreffer.
In der Anfangsphase hatte Oberhausen leichte Feldvorteile, suchte gegen kompakt stehende Hausherren zunächst noch nach Lücken. So tasteten sich die beiden Seiten zunächst erst einmal ab. Die erste nennenswerte Gelegenheit bot sich den Wuppertaler im Nachlauf einer Ecke: Dominic Duncan zwang Kevin Kratzsch mit einem wuchtigen Abschluss zu einer ersten Parade (10.).
Auf der anderen Seite meldete sich Seok-Ju Hong mal nach einer einstudierten Eckballvariante mit einem Warnschuss (17.), wenig später feuerte Elias Demirarslan aus vielversprechender Freistoßposition in den Abendhimmel (18.). Etwas näher kam Luca Schlax nach einem Doppelpass mit Moritz Stoppelkamp, doch verfehlte das Ziel letztlich um knapp einen Meter (28.).
So tröpfelte die Partie noch vor sich hin, wurde jedoch um ein Haar mit einem besonderen Highlight bereichert. Vincent Schaub schnappte sich die Kugel im Zweikampf mit Schlax und erspähte nahe des Mittelkreises, dass Kratzsch sich noch weit vor dem eigenen Kasten befand. So nahm der 26-Jährige einfach mal Maß und hätte auch mit dem Versuch aus knapp 50 Metern Erfolg gehabt, wäre der Schlussmann nicht in höchster Not zurückeilt, um die Kugel noch in ihrer langen Flugbahn in Richtung Tor zu unterbrechen (32.). Die Bergischen Löwen wirkten in der Endphase der ersten Hälfte dann noch einmal wachgeküsst, doch zunächst wurde Aldin Dervisevic mitten im Strafraum vor dem Einschuss geblockt, daraufhin parierte Kratzsch auch noch einen strammen Abschluss von Celal Aydogan (45.+1).
Das Momentum lag nach dem Seitenwechsel also eigentlich auf Seiten der Hausherren, doch genau in dieser Phase schlugen die Kleeblätter eiskalt zu. Aydogan verlor den Ball zunächst in der eigenen Hälfte gegen den frisch eingewechselten Burinyuy Nyuydine. Dieser leitete in den Lauf von Hong, der Michael Luyambula mit einem Flachschuss zu einer Parade zwang, doch die Kugel rollte genau in den Lauf von Stoppelkamp, der nur noch über die Linie drücken musste (49.). Dem Comebacker und Routinier bot sich kurz darauf die nächste vielversprechende Gelegenheit, doch nahe der Strafraumgrenze war sein Abschluss zu harmlos (56.). RWO schien die Partie bis dahin zu kontrollieren, doch musste sich binnen fünf Minuten komplett neu orientieren.
Zunächst bediente Schaub mit perfekter getimter Vorarbeit Daiki Kamo, der den Ball einmal kurz annahm und ins Eck abschloss (70.). Wenig später der nächste Rückschlag. Levin Müller marschierte mit Tempo auf die letzte Kette und setze Schaub mit einem ebenfalls herausragenden Zuspiel in Szene. Dieser hatte nur noch Kratzsch vor sich, doch bevor er zum Abschluss kam, brachte Simon Ludwig ihn in seinem Rücken zu Fall. Schiedsrichter Luca Marx entschied auf Strafstoß und Platzverweis für Ludwig. Den fälligen Strafstoß verwandelte Ronay Arabaci sicher und machte damit den Doppelschlag perfekt (75.).
Man hätte meinen können, dass der WSV vor heimischen Publikum und mit einem Mann in Überzahl nichts mehr anbrennen lassen würde - doch weit gefehlt. Etwas überraschend bemühte sich danach eigentlich nur noch Oberhausen, brauchte aber knapp zehn Minuten um wieder für Gleichstand zu sorgen. Nach einer Flanke von Gueye sprang Schlax noch unter der Kugel durch, doch dies schien Toshiaki Miyamoto derart zu verwirren, dass er den Ball ins eigene Tor köpfte (87.). Wuppertal agierte auch daraufhin viel zu ängstlich und hämmerte sich in Person von Hans-Juraj Hartmann beinahe das nächste Tor selbst rein (89.). Es ging in die Schlussminuten und der WSV wollte das Spiel nur noch über die Runden bringen, doch eine Wendung hatte diese wahnwitzige zweite Hälfte noch parat. Schlax gab auf der rechten Seite weiter auf den kurz zuvor eingewechselten Ilia Poliakov, der mit seiner Hereingabe auf den langen Pfosten Lucas Halangk fand und der Schienenspieler spitzelte aus spitzem Winkel die Kugel noch irgendwie über die Linie (90.+6).
Wuppertal schmiss daraufhin alles nach vorne, doch die Zeit war zu weit fortgeschritten. RWO durfte unter großer Erleichterung drei Punkte einfahren und hinterlässt tief einen tief enttäuschten WSV, der womöglich nach unten abrutschen könnte.
Wuppertaler SV – RW Oberhausen 2:3
Wuppertaler SV: Ngemba Michael Luyambula, Kilian Bielitza, Levin Müller, Aldin Dervisevic, Salmin Rebronja, Toshiaki Miyamoto, Hans-Juraj Hartmann, Celal Aydogan (64. Chesron Oostwoud), Vincent Schaub (78. Alessio Arambasic), Fritz Kleiner (28. Daiki Kamo), Dominic-Maximilian Constantine - Trainer: Sebastian Tyrała
RW Oberhausen: Kevin Kratzsch, Pierre Fassnacht, Nico Klaß, Simon Ludwig, Moritz Stoppelkamp (58. Alexander Mühling), Eric Babacar Gueye, Luca Schlax, Elias Demirarslan (46. Burinyuy Nyuydine), Matona-Glody Ngyombo, Lucas Halangk, Seok-ju Hong (83. Christopher Schepp) - Trainer: Sebastian Gunkel
Schiedsrichter: Luca Marx (Badorf/Pingsdorf) - Zuschauer: 2436
Tore: 0:1 Moritz Stoppelkamp (49.), 1:1 Daiki Kamo (70.), 2:1 Ronay Arabaci (76. Foulelfmeter), 2:2 Toshiaki Miyamoto (87. Eigentor), 2:3 Lucas Halangk (90.+5)
Rot: Simon Ludwig (74./RW Oberhausen/Notbremse)
