2024-05-10T08:19:16.237Z

Ligabericht
Die Wasserwerkelf im Freudentaumel. Mittendrin der ehemalige Weidener OB Kurt Seggewiß (rechts vom Plakat) und der amtierende OB Jens Meyer (links).
Die Wasserwerkelf im Freudentaumel. Mittendrin der ehemalige Weidener OB Kurt Seggewiß (rechts vom Plakat) und der amtierende OB Jens Meyer (links). – Foto: Dagmar Nachtigall

Weiden hievt sich mit meisterlicher Vorstellung in die Bayernliga

Vier Jahre nach dem Abstieg aus Bayerns zweithöchster Spielklasse ist die SpVgg SV Weiden dorthin zurückgekehrt. Mit einem überzeugenden 4:0 gegen den FC Passau machten die Schwarz-Blauen die Meisterschaft in der Landesliga Mitte perfekt.

Da war sie wieder, die SpVgg SV Weiden, die bis zur Winterpause die Liga dominiert und das Spardabank-Stadion zu einer uneinnehmbaren Festung gemacht hatte. Hochkonzentriert und extrem fokussiert gingen die Männer von Andreas Scheler ab der ersten Sekunde ans Werk und liessen nie Zweifel daran aufkommen, den Deckel auf die Meisterschaft zu machen. Nichts war zu sehen von einem möglichen Nervenflattern, einer Unsicherheit oder einem Selbstzweifel vor eigenem Publikum. 1260 Zuschauer bildeten einen prächtigen Rahmen für diese entscheidende Begegnung, die die Wasserwerkelf nach einer eines Meisters würdigen Leistung im Fernduell mit dem punktgleichen SV Fortuna Regensburg (beide 86 Punkte) nach 90 und ein paar wenige Minuten mehr den Traum vom Aufstieg in die Bayernliga verwirklichen ließ.

„Ich bin überglücklich“, so der Vorsitzende der SpVgg SV Weiden, Michael Kurz nach Spielende, „was wir in den letzten zwei Jahren geschafft haben. Diesen Aufstieg haben wir mit unseren einheimischen Jungs gepackt“. Trainer Andreas Scheler merkte man an, wie erleichtert er war, das Wimpernschlagfinale gegen die Fortuna aus Regensburg siegreich beendet zu haben. Dass die punktgleichen Bezirkshauptstädter zeitgleich bei der SpVgg Lam mit 3:1 gewannen, wurde letztlich zur Nebensache. „Der direkte Vergleich entschied zu unseren Gunsten, da wir gegen die Fortuna zuhause siegten. Jetzt sind wir endlich wieder in die Bayernliga aufgestiegen“, so Scheler, der danach von seinen Jungs mit mehreren Bier- und Sektduschen „beglückt“ wurde. Für Christian Schmid, Vorstandsmitglied der SpVgg, war klar, dass die schwarz-blaue Truppe zurecht aufgestiegen ist. Doch er dachte auch an den schärfsten Konkurrenten: „Es ist doch grausam für die Fortuna, mit 86 Punkten nicht direkt aufzusteigen. Wir als Verein wünschen den Kollegen in Regensburg, dass sie es über die Relegation schaffen, mit uns in der Bayernliga zu spielen.“

Blicken wir auf den Spielverlauf: Der noch um den direkten Ligaverbleib kämpfende FC Passau sah sich im Sparda-Bank-Stadion einer vor Selbstbewusstsein strotzenden Heimelf gegenüber, war vom Anpfiff weg chancenlos und musste am Ende froh sein, gegen einen wie aufgedreht agierenden Gastgeber nicht höher als 0:4 (0:2) verloren zu haben. Weiden drückte sofort aufs Gaspedal und brachte durch das frühe 1:0 Sicherheit in seine Aktionen. Nico Argauer war nach einer Ecke von Moritz Zeitler in Ballbesitz bekommen, ließ in der Box gleich mehrere Gästeabwehrspieler „alt“ aussehen und bediente Nikola Vasilic, der aus kurzer Distanz nur einschieben musste (7.). Der Spitzenreiter setzte sofort nach und stürzte die Gäste von einer Verlegenheit in die andere. Weitere gute Möglichkeiten waren liegen gelassen worden, als Moritz Zeitler zu einem Alleingang startete, die Kugel nach Abschluß von Niko Vasilic schon am Tor vorbeizuhuschen schien, der heranstürmende Josef Rodler aber doch noch zum 2:0 vollendete (32.).

Nach dem Seitenwechsel das gleiche Bild, Weiden bestimmte klar die Szenerie, während Passau einfach kein Mittel fand, dem Gastgeber gefährlich zu werden. Spätestens nach dem zweiten Treffer von Nikola Vasilic (57.) konnten die Vorbereitungen für die Aufstiegsparty anlaufen. Den Schlusspunkt durfte Youngster Erol Özbay setzen, der sich im Alleingang durchsetze aus kurzer Distanz zum 4:0 einschob (83.). "Wir wollten den Sieg von der ersten Minute an. Die Jungs haben das ganz stark durchgezogen", frohlockte Trainer Andreas Scheler unmittelbar nach dem Schlusspfiff, bevor er unzählige Umarmungen über sich ergehen ließ.

Als der Unparteiische die Begegnung endlich beendete, brachen alle Dämme, so wie es SpVgg-SV Kapitän Stefan Graf bereits im Vorfeld angekündigt hatte. Ob auf dem Spielfeld, daneben oder auf der Tribüne, die „Post“ ging nun ab. Die Spieler lagen sich in den Armen und vollführten Freudentänze auf dem Rasen. Auf den Rängen applaudierten und jubelten die begeistert mitgehenden Fans. "Bayernliga, Weiden ist dabei", skandierten 30 oder 40 Weidener Nachwuchsspieler, die die Mannschaft das ganze Spiel lang frenetisch angefeuert hatten.

Ein paar Tage wird es laut Stefan Graf - Spielführer der „Aufstiegshelden“ - dauern, bis er realisiert, dass seine Mannschaft endlich den Sprung in die Bayernliga geschafft hat. „Fortuna hat einfach nicht lockergelassen, aber wir haben heute alles davor Gewesene ausgeblendet und gegen Passau bewiesen, dass wir es am Ende verdient haben aufzusteigen“. Auch SpVgg SV-Boss Michael Kurz war die Erleichterung nach zuletzt doch nervenaufreibenden Wochen anzusehen, in denen Mitstreiter Fortuna Regensburg immer näher kam und schließlich zur Wasserwerkelf auf Augenhöhe aufschloss. Er habe immer gesagt, dass seine SpVgg SV aufsteigen würde. Nun wäre er überglücklich, so Kurz. Doppeltorschütze Nikola Vasilic, mit den Saisontoren 14 und 15 ein Mitgarant für den Sieg im entscheidenden Spiel, lobte seine Mannschaftskameraden: Durch den Druck, den Fortuna Regensburg ausgeübt hat, seien sie noch stärker geworden. Nun hätte man „so was von verdient“ die Meisterschaft geholt.

„Wir haben heute, wie über weite Strecken dieser Saison, spielerisch überzeugt. Wir sind einfach eine tolle Truppe, ich bin auf jeden Fall in der Bayernliga als Keeper dabei“, so Schlussmann Michael Heisig. Vor der Partie wurde sein Vorgänger Matthias Götz verabschiedet, der verletzungsbedingt seine Karriere leider beenden muss. Götz ließ es sich aber nicht nehmen, begeistert mit seinen Kollegen den Aufstieg zu feiern. „Die ganze Arbeit hat sich einfach gelohnt“, so ein glücklicher Fabian Helleder und Josef Rodler drehte gleich mächtig auf: „Wir sind nicht nur die schönste Mannschaft, sondern auch die mit der besten Abwehr und auch mit dem tollsten Sturm“.

Bevor die Feierlichkeiten am Stadionkiosk ihre Fortsetzung fanden - die SpVgg SV Weiden spendierte ihren Fans 200 Liter Freibier - überreichte Landesliga-Spielleiter Werner Mages Meisterurkunde und Medaillen an den Bayernliga-Aufsteiger. Später ging es für die Mannschaft in die Weidener Altstadt, wo man gemütlich noch einmal die spannende Landesligasaison Revue passieren ließ.

Für den FC Passau (35 Punkte) hatte die Niederlage in Weiden übrigens Konsequenzen. Die Niederbayern rutschten auf einen Relegationsplatz, da die direkte Konkurrenz aus Straubing und Amberg (jeweils 36 Punkte) ihre Spiele gewann und damit den direkten Klassenerhalt geschafft hatte. Im Rele-Match müssen die Dreiflüssestädter nun gegen den FC Künzing (Zweiter der Bezirksliga Niederbayern Ost) antreten.

Schließlich schickt sich der SV Fortuna Regensburg am kommenden Mittwoch um 18.30 Uhr an, über „Zusatzschichten“ den ersten Schritt zu tun, ebenfalls in die Bayernliga aufzusteigen. Gegner der Zeiml-Truppe im Hinspiel auf heimischem Geläuf ist der VfB Hallbergmoos, Rangfünfzehnter der Bayernliga Süd. Das Rückspiel findet am 28. Mai dann statt. Kann sich die Fortuna da durchsetzen, kämpft sie in Runde 2 mit den Siegern der anderen Partien um die drei freien Bayernligaplätze.

Aufrufe: 022.5.2022, 11:00 Uhr
Dagmar Nachtigall / Werner SchaupertAutor