Selbst in der stets gut informierten Lokalpresse war über den 1. FC Kaan-Marienborn dahingehend kaum etwas zu lesen. Nun ist klar, warum! Die Verantwortlichen des letztjährigen Oberliga-Meisters haben sich über einen Rückzug aus der Regionalliga Gedanken gemacht. Und nicht nur das! Die 1. Mannschaft wird ab dem Sommer komplett aus dem ambitionierten Fußball zurückgezogen. In der kommenden Saison wird es im Seniorenbereich nur noch eine "Hobbymannschaft" in der C-Liga geben!
„Es war für uns eine ganz schwere und sehr traurige, aber am Ende leider alternativlose Entscheidung. Der Westdeutsche Fußballverband hat uns mit der extremen und sehr plötzlichen Verschärfung der Lizenzauflagen die Grundlage genommen, um weiterhin in der Herkules Arena spielen zu dürfen. Kaan-Marienborn war und ist unsere fußballerische Heimat, mit der wir uns alle verbunden fühlen, in der wir unfassbare Erfolge erarbeitet und gefeiert haben. Auch der Großteil unserer Zuschauer stammt von hier. Wir konnten unsere sportliche Heimat nicht aufgeben“, erläutert der 1. Vorsitzende Florian Leipold die ersten Beweggründe.
Leipold führt aus: „Wir müssen leider erkennen, dass Vereine wie der 1. FC Kaan-Marienborn in der Regionalliga nicht mehr erwünscht sind. Unser Fokus war es, die vorhandenen Mittel in den sportlichen Erfolg zu investieren und nicht in VIP-Plätze. Leider ist der Gegenwind zu einer solchen Strategie schon im Laufe der aktuellen Saison stärker geworden. Am Ende ist es ein Kampf mit Windmühlen, den wir nicht mehr kämpfen können. In der Saison 2024/2025 sind überdachte Sitzplätze Pflicht. Spätestens dann wäre das Thema Regionalliga in der Herkules Arena vorbei. Warum eine Tribünenüberdachung wichtiger ist als ansehnlicher Fußball auf dem Platz, dass müssen andere erklären. Man hat das Gefühl, da gibt es eine elitäre Gruppe, die will unter sich sein. Unsere sportlichen Erfolge in diesem Jahr haben dann den ein oder anderen anscheinend aufgeschreckt.“
Ein Umzug in das Siegener Leimbachstadion, mit dem viele in der Fußballszene natürlich gerechnet haben, wurde intern diskutiert, aber verworfen, obwohl alle beteiligten Parteien - die Stadt Siegen, die Polizei und Lokalrivale Sportfreunde Siegen - kompromissbereit waren, so der Verein. Insbesondere der Kostenfaktor wäre bei dieser Option aber erheblich gewesen, da die heimische Herkules Arena weiterhin hätte finanziert und unterhalten werden müssen.
Neben einer Seniorenmannschaft (aktuell C-Liga) sollen alle Jugendmannschaften aufrechterhalten werden. "Mittlerweile geben wir über 100 Kindern eine sportliche Heimat. Wir wollen all unseren Mitgliedern und aktiven Sportlerinnen und Sportlern weiterhin gerecht werden", so Leipold.
Auswirkungen auf den Abstiegskampf in der Regionalliga
Für den Abstiegskampf in der Regionalliga West bedeutet dies natürlich, dass es nach aktuellem Stand nur noch zwei sportliche Absteiger gibt und RW Ahlen damit "über dem Strich" steht.