2024-04-24T13:20:38.835Z

FuPa Portrait
"Er hatte voll Bock auf das Spiel": Cedric Teuchert gegen zwei Fürther. Foto: Zink/Da Ma
"Er hatte voll Bock auf das Spiel": Cedric Teuchert gegen zwei Fürther. Foto: Zink/Da Ma

Zwischen Kindergarten und Bundesliga-Fußball

Club-Angreifer Cedric Teuchert hat ein spannendes Wochenende hinter und eine möglicherweise große Zukunft vor sich

Cedric Teuchert ist eines der größeren Talente im Nachwuchsleistungszen­trum des 1. FC Nürnberg. Der 17-Jähri­ge hat ein aufregendes Wochenende hinter sich: Am Freitagabend debütier­te er bei den Profis in der Zweiten Bun­desliga, knapp 15 Stunden später führ­te er die U 19 zum Derbysieg gegen Fürth. Der gebürtige Coburger scheint eine spannende Karriere vor sich zu haben.

Zehn Minuten vor Schluss konnte Cedric Teuchert nicht mehr. Die ver­gangenen Stunden hatten ihn viel Kraft gekostet, also holte ihn sein Trai­ner schweren Herzens vom Platz. Am Abend zuvor hatte der Nachwuchs­stürmer zum Aufgebot der Zweitliga-Mannschaft gehört, zum ersten Mal. Ab der 89. Minute sollte er retten, was noch zu retten war für den 1. FC Nürn­berg. Cedric Teuchert konnte seine späte Einwechslung auch am nächs­ten Nachmittag kaum fassen — obwohl für ihn und seinen Club nicht viel nach Plan lief. Als ihm Valérien Ismaël mitteilte, dass er nun an der Reihe sei, „ist mir das Herz in die Hose gerutscht“, sagt Teuchert. Die Nominierung „hat ihm gutgetan“, fin­det sein A-Jugend-Trainer Pellegrino Matarazzo.

Dass sein Debüt nicht mehr lange auf sich warten lassen sollte, hatte sich schon vor ein paar Wochen abge­zeichnet. Valérien Ismaël wollte sich den hoch gelobten Angreifer im Kreis der Profis mal etwas näher anschau­en. Teuchert schien sehr aufgeregt zu sein, es gelang ihm nicht viel. Dass er jetzt in der Zweiten Liga mitmischen durfte, ist somit wohl eher mit seinen Leistungen in der U19 zu erklären. Seine Premiere im tristen Hardt­waldstadion hatte er sich wahrschein­lich etwas anders vorgestellt. Der Club verlor mit 1:2, und „ich hatte kei­nen Ballkontakt“, berichtet Teuchert. Wegen der vielen Verletzten nahm ihn Ismaël unter der Woche dazu.

„Für einen Jugendlichen ist es natür­lich etwas Besonderes, wenn der Trai­ner anruft und sagt, dass man bei den Profis mittrainieren darf“, sagt Teu­chert, der sich gerade bei seiner Freun­din aufhielt, als ihn die gute Nach­richt erreichte. 17 Jahre und knapp zehn Monate ist der gebürtige Ober­franke erst alt und damit einer der Jüngsten, die jemals für die Profi-Mannschaft des 1. FC Nürnberg antre­ten durften. Viel Zeit, die Erlebnisse von Sandhausen zu verarbeiten, blieb ihm freilich nicht; am nächsten Vor­mittag um 11 Uhr stand bereits das U19-Derby gegen die Spielvereini­gung Greuther Fürth auf dem Pro­gramm.

Zehn Spiele, sechs Tore

Teuchert zählte, wie so oft, zu den auffälligsten Spielern seiner Elf. Hät­te er wenigstens eine seiner beiden Großchancen genutzt, wäre die Begeg­nung vorzeitig entschieden gewesen, so aber musste der Club-Nachwuchs bis zur letzten Sekunde um den Presti­geerfolg zittern, Endstand 1:0.

Sieben Punkte trennen beide Vereine in der Bundesliga Süd/Südwest; Nürnberg, der Aufsteiger, hat sich im Kampf gegen den Abstieg etwas Luft ver­schafft. Der hierfür verantwortliche Trainer Pellegrino Matarazzo wirkte hinter­her entspannt, als er die 90 Minuten analysieren sollte — und die Darbie­tung seines stärksten Angreifers. Sechs Tore hat Teuchert in dieser Sai­son schon geschossen, deren drei beim 3:2-Erfolg in Freiburg. Seine Zwi­schenbilanz nach zehn Partien kann sich wirklich sehen lassen — wenn man bedenkt, dass er zum jüngeren Jahrgang zählt, also im Sommer erst von der B- in die A-Jugend gewechselt ist. Teuchert ist dennoch eine feste Größe.

Dass er nach seiner überraschenden Dienstreise nach Sandhausen mögli­cherweise gegen Fürth hätte passen können, kam für die Teuchert nicht in Frage. „Er hatte voll Bock auf das Spiel“, sagt Matarazzo, trotz der ver­hältnismäßig kurzen Nacht. Aber Teu­chert ist richtig fit, endlich; in den ver­gangenen Monaten musste er des Öfte­ren kürzertreten, weil ihn ein Virus schwächte.

Zielstrebig und schnell

In der U17-Bundesliga kam er in der vergangenen Saison deshalb erst gegen Ende der Hinrunde regelmäßig zum Einsatz (13 Spiele, acht Tore). Mittlerweile scheint er seinen Rhyth­mus aber wieder gefunden zu haben. Was auch damit zu tun haben könnte, dass er mit der Realschule fertig ist. Ab Dezember plant er ein Praktikum — in einem Kindergarten.

Wenn Teuchert so weitermacht, dürfte er auch die U 19 zeitnah verlas­sen. Spielertypen wie er sind rar im Club; sein Trainer beschreibt ihn wie folgt: „Cedric ist zielstrebig, schnell und hat einen guten Abschluss, mit rechts und mit links“, sagt Matarazzo, besser muss er im Strafraum werden, wenn ihm die Verteidiger auf den Füßen herumstehen, Matarazzo nennt es das „engmaschige Spiel“. Teuchert ist eigentlich ein Konter-Stürmer, der Platz braucht, um seine Dynamik zur Geltung zu bringen.

Bald vielleicht auch schon regelmäßig in der Zweiten Bundesliga. „Wenn er oben landet“, sagt Mata­razzo, „habe ich meinen Job getan.“ In dieser Woche muss er erneut auf Teuchert verzichten; mit der U18-Nationalmannschaft nimmt er an einem Vier-Länder-Turnier in Belek teil. Die Wahrscheinlichkeit, dass er demnächst wieder an die türkische Riviera fliegen darf, ist groß. Mitte Januar beziehen die Club-Profis dort ihr Trainingslager.

Aufrufe: 011.11.2014, 10:01 Uhr
Wolfgang LaaßAutor