2024-05-10T08:19:16.237Z

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Zvjezdan Misimovic (rechts, hier mit Wolfsburg gegen FC Bayerns Anatoli Timoschtschuk) läuft unter anderem auf. Foto: Andreas Gebert/dpa
Zvjezdan Misimovic (rechts, hier mit Wolfsburg gegen FC Bayerns Anatoli Timoschtschuk) läuft unter anderem auf. Foto: Andreas Gebert/dpa

Ex-Stars kicken in Niederleierndorf

„Bananenflanker“ wie „Zwetschge“ Misimovic, Tobias Schweinsteiger oder Andy Wolf fordern am 15. Juni eine Laabertal-Auswahl.

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„Nach dem Spiel ist vor dem Bier.“ Dieser stilprägende Satz von Ex-Profi-Keeper Michael Hofmann, Schlussmann bei TSV 1860 München und SSV Jahn Regensburg, umriss den besonderen Fußballtag am 15. Juni in Niederleierndorf trefflich. An jenem Samstag tritt das „Bananenflanker“-Team mit früheren Fußball-Größen auf dem SV-Gelände gegen eine Laabertal-Auswahl an. Und gemäß der Hofmann’schen Einleitung kommen „nahbare und menschliche Ex-Profis, die nach der Partie bestimmt nicht gleich wieder abreisen“.

Die „Bananenflanker“ sind Unterstützer des Vereins „Bananenflanke“, den der Heilerziehungspfleger Ben Rückerl und Stefan Plötz vor einigen Jahren in Regensburg aus der Taufe hoben. Dort spielen Kinder und junge Erwachsene mit „geistiger Beeinträchtigung“, erklärt Rückerl. Mittlerweile hat sich die Idee auf 16 Standorte in ganz Deutschland verbreitet, wo auch Liga-Spieltage abgehalten werden.

Auch Kabarettisten im Team

„Und ein-, zweimal im Jahr treten frühere Profis als Bananenflanker zu einem Legentag an, um damit Spenden für den Verein hereinzuspielen“, so der Mitgründer. Zuletzt liefen die Ex-Größen in der Donau-Arena vor 1500 Zuschauern auf.„Wir haben einen Pool von 80 ehemaligen Profis, aber auch Kabarettisten oder Moderatoren, aus denen wir für das jeweilige Spiel Fußballer auswählen.“

Gastgeber dieser besonderen Partie am 15. Juni ist der SV Niederleierndorf. „Wir haben gerade unser Sportheim für 370 000 Euro saniert und konnten dabei auf viele Helfer, Firmen und Spender zurückgreifen – den Dank dafür wollen wir in diesem Legendentag zum Ausdruck bringt“, sagt Vorsitzender Christian Bauer. Ursprünglicher Gedanke sei gewesen, „den Jahn oder die 60er zu uns zu holen“. Doch über den Spieler Michael Polz, dessen Freundin im Cabrini-Heim in Offenstetten arbeitet, sei man auf die „Bananenflanker“ gestoßen.

„Infiziert“ von der Menschlichkeit

Nach ersten Gesprächen waren beide Seiten sofort Feuer und Flamme. „Ich bin infiziert von der Herzlichkeit in Niederleierndorf“, so Rückerl. „Wir waren gleich auf einer Wellenlänge“, ergänzt Bauer. Michael Hofmann schätzt die „ehrlichen Menschen“ im Laabertal. „Deswegen verspreche ich auch, dass wir eine tolle Mannschaft stellen werden.“ Der Kultkeeper hat schon namhafte Ex-Profis an der Angel. Fix sind Tobias Schweinsteiger (Jahn, Unterhaching), Zvjezdan „Zwetschge“ Misimovic (FC Bayern, Bochum, Nürnberg), Michél Dinzey (FC St. Pauli, Hertha, TSV 1860, Hannover) und Andreas Wolf (Nürnberg, Bremen) sowie Moderator Markus Othmer (BR-Journalist). „Wenn ihr wollt’, bringe ich auch unseren Stehgeiger Benny Lauth mit“,lacht Michi Hofmann, wohlwissend, dass ihm sein Ex-Kollege die neckische Spitze verzeiht. Andere Mitstreiter werden die „Bananenflanker“ nach und nach präsentieren. „Wir werden auch jüngere Spieler fürs junge Publikum mitbringen – wer kennt schon einen Michi Hofmann?“, scherzt ein gut aufgelegter Hofmann („Der FC Bayern hat vom Champions-League-Halbfinale geredet, da haben’s noch nicht mal gegen Liverpool gespielt“). In der Runde, die sich zur Präsentation des Legendentags im Niederleierndorfer Sportheim traf, parlierte der Ex-Keeper auch zum jüngsten Deutschland-Spiel oder den Abstiegssorgen des 1. FC Nürnberg. „Seine“ 60er sparte er nicht aus.

Laabertal-Kader aus den umliegenden Vereinen

Antrittsgelder oder Ähnliches bekommen die früheren Berufsfußballer nicht. „Wir könnten auch einen Lothar Matthäus anfragen, aber wir müssten 6000 Euro zahlen, damit er kommt. Das ist nicht unser Ansinnen. Das Geld soll für den guten Zweck reinkommen. Wir haben Spieler, die auch für die Sache einstehen“, so Ben Rückerl. Wer sich an jenem 15. Juni, Spielbeginn 16 Uhr, auf der Gegenseite aufbaut, skizziert SV-Fußballabteilungsleiter Manfred Höglmeier: „Wir werden eine Laabertaler Auswahl aus unserem Verein sowie den umliegenden Klubs bilden.“ 16 Vereine will man anschreiben, jeweils ein Spieler soll von den Klubs benannt werden. „Als Hausherr werden von uns zwei oder drei Kicker dabei sein.“ Die Truppe will unter Coach Andreas Breundl auch ein paar Mal trainieren. „Die Jungs werden hoch motiviert sein. Wer spielt schon sonst gegen solche Namen? Und gewinnen wäre auch schön.“

Die früheren Größen wollen „auch den Wettbewerb“, nimmt Hofmann den Ball auf. „In der Donau-Arena hab’ ich mit den 60ern den Legendentag-Pokal gewonnen, das will ich auch diesmal.“ Im Vordergrund sollen aber Spaß und „schöner Fußball“ stehen. „Wichtig ist uns die gute Sache, für den Bananenflanken-Verein und das Cabrini-Heim Offenstetten“, sagt Ben Rückerl. Die Eintrittsgelder des Nachmittags sowie Spenden werden am Ende an die beiden Einrichtungen überreicht. Niederleierndorfs Vorsitzender Bauer hofft auf „700 bis 1500 Zuschauer“.

„Unfassbare“ Anlage mit Bad

In der Pause der Partie werden geistige behinderte Schützlinge von der Banenflanke und vom Cabrini-Heim gegeneinander spielen. „Wenn diese Kinder die Hauptdarsteller am 15. Juni werden, haben wir es geschafft“, bekundet Ben Rückerl. Als Hauptsponsor fungiert die Raiffeisenbank Oberpfalz-Süd, die 5000 Euro einbringt. Lumpen lässt sich auch die Gemeinde nicht. „Wir werden das Freibad an diesem Tag kostenlos öffnen“, kündigt Bürgermeister und Schirmherr Herbert Blascheck an, der aufruft, „nicht die Leute aus den Augen zu verlieren, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Der Fußball fördert das Miteinander und das Gemeinschaftsgefühl.“ Geradezu mit Lob überschüttet wurde die Sportanlage des SV Niederleierndorf. „In so einem Rahmen haben wir selten gespielt“, tut Ben Rückerl kund, „ein Fußballverein mit Schwimmbad. Unfassbar!“ Bürgermeister Blascheck pflichtet bei: „Das ist ja auch die schönste Anlage in Niederbayern.“ Für das Bier nach dem Spiel gibt’s auch eine heimelige Stube.

Aufrufe: 012.4.2019, 09:54 Uhr
Martin RutrechtAutor