2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
Integration gelingt spielend:: Schon seit 2010 setzen es sich die "Freunde Afghanistan Rhein Main" zum Ziel, junge Kriegsflüchtlinge in Mainz zu unterstützen - nun auch mithilfe des Fußballs.  Archivfoto: hbz/Timo Schwarz
Integration gelingt spielend:: Schon seit 2010 setzen es sich die "Freunde Afghanistan Rhein Main" zum Ziel, junge Kriegsflüchtlinge in Mainz zu unterstützen - nun auch mithilfe des Fußballs. Archivfoto: hbz/Timo Schwarz

Zufluchtsort für Kriegsflüchtlinge

Freunde Afghanistan: Neugegründetes C-Klassen-Team holt junge Kicker von der Straße

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MAINZ. Dieses Projekt ist für Ayub Afghanyar eine Herzensangelegenheit. Wer mit dem Vereinsvorsitzenden über die „Freunde Afghanistan“ spricht, spürt seine Begeisterung dafür. Denn für viele der Spieler ist es keineswegs selbstverständlich, in einem Fußballteam in der C-Klasse Mainz-Bingen Ost I um Punkte kämpfen zu können. Deshalb stellt der 33-Jährige, was seine Erwartungen angeht, den Begriff „Integration“ deutlich über die sportlichen Ziele.

Die Mannschaft ist aus dem bereits seit 2010 bestehenden Verein „Freunde Afghanistan Rhein-Main“ hervorgegangen. Viele der Kicker, die alle jünger als 25 sind, stammen aus Kriegsgebieten und haben eine Flucht nach Deutschland ohne ihre Familien hinter sich. Einige Spieler, berichtet der Vorsitzende und Trainer in Personalunion, seien ohne das Wissen ihrer Familien in ihrer Heimat schon mit unter 18 Jahren in Gefangenschaft gewesen und lebten unter ständiger Bedrohung.

Integrationshilfe

Die Freunde Afghanistan helfen diesen jungen Asylbewerbern in Mainz dabei, durch den Sport im Team „von der Straße wegzukommen und nicht mehr im Bahnhof rumzuhängen“, sagt Afghanyar. Voraussetzung für die Aufnahme in den Verein sei allein die Motivation, sich integrieren zu wollen und das Leben voller Probleme und Hoffnungslosigkeit hinter sich zu lassen. Die Freunde Afghanistan helfen den Spielern auf diesem Weg zum Beispiel durch maßgebliche Unterstützung bei der Suche nach Praktikums- und Arbeitsplätzen.

Neben einigen Afghanern besteht der Verein vor allem aus Flüchtlingen aus Somalia oder dem Irak. „Daher auch der Name unserer Mannschaft“, ergänzt Afghanyar, für den besonders der Zusammenhalt eine große Rolle spielt. Neben ihm selbst betreut auch Assistent Achmed Nazary die ambitionierte Elf. Adjmal Bariz ergänzt das Trainerteam und hilft bei der Eingliederung der vielen Neuen.

Die Saisonvorbereitung der Mannschaft lief gut. Das Team habe einige Vereine aus höheren Ligen geschlagen, darunter Vitesse Mayence und SNK Bosnjak aus der B-Klasse. Zum Rundenauftakt gab es eine 2:4-Niederlage beim FC Aksu-Diyar Mainz. Dennoch zeigt sich Afghanyar nicht unzufrieden: „Es war ein schweres Spiel gegen einen starken B-Klassen-Absteiger. Wir haben 2:1 geführt und durch Fehler zwei Gegentore bekommen“. Der direkte Aufstieg in die B-Klasse scheint keineswegs utopisch: „Hohe Ziele sind wichtig für die Entwicklung“, gibt sich der Vereinschef selbstbewusst. Trotz des inzwischen mit 31 Spielern aufgeblähten Kaders kann es sich der Klub finanziell nicht leisten, eine zweite Mannschaft an den Start zu schicken. Auch die Verpflichtung eines „richtigen“ Trainers, meint der aktuelle Coach, sei derzeit noch nicht möglich.

In der vergangenen Saison trat die Mannschaft als TSV Ebersheim III an und wurde Vorletzter in der C-Klasse. Die Kosten für den Spielbetrieb haben die Freunde Afghanistan schon zu diesem Zeitpunkt selbst übernommen. Aus finanziellen Gründen wurde die Kooperation damals seitens des TSV auf Eis gelegt. Seit dieser Saison finanziert sich der Klub somit selbst, spielt aber weiter in Ebersheim.

Auch Frauen-Team geplant

Der Verein will sich stabilisieren und setzt auf Nachhaltigkeit. Um dieses Ziel zu erreichen, sind die Freunde Afghanistan auf Fördermittel angewiesen. Bald will der Club auch Nicht-Kickern sportliche Möglichkeiten bieten. So sollen künftig Volleyball- und Handball-Teams entstehen. Zudem setzt Afghanyar darauf, auch Frauen und Mädchen mit ähnlichen Schicksalen durch Sport bei der Integration zu unterstützen.

„Wir suchen händeringend nach Sponsoren, um noch mehr junge Spieler von der Straße zu holen und sie noch besser fördern zu können“, wirbt Afghanyar um Unterstützung für das Integrationsprojekt. Auch hierbei wird deutlich: Der Verein und das Konzept der Freunde Afghanistan liegen ihm am Herzen.

Aufrufe: 031.7.2014, 11:08 Uhr
Stephan ThalmannAutor