2024-04-25T14:35:39.956Z

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Dr. Werner Krutsch hat mit FuPa über die derzeitige Unsicherheit bei den Vereinen gesprochen.
Dr. Werner Krutsch hat mit FuPa über die derzeitige Unsicherheit bei den Vereinen gesprochen. – Foto: Nückel/Steinmann

Zu riskant? »Unter Einhaltung der Regeln weitertrainieren«

FuPa hat mit Sportmediziner Dr. Werner Krutsch gesprochen, der für die DFL an Konzepten für den Spielbetrieb in Pandemie-Zeiten arbeitet

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Es ist eine alles andere als erfreuliche Entwicklung: Nachdem der Bayerische Fußball-Verband (BFV) zähneknirschend den Re-Start um zwei weitere Wochen nach hinten verschieben musste, wird bei einigen Vereinen die Unsicherheit immer größer. Das Resultat: Bis endlich klare Aussagen von Politik und Verband kommen, klinken sich manche komplett aus und lassen bis auf Weiteres Spiel- und Trainingsbetrieb ruhen. Eine notwendige Vorsichtsmaßnahme oder doch übertriebener Aktionismus?

FuPa hat mit Sportmediziner Dr. Werner Krutsch gesprochen, wie er im Moment die undurchsichtige Gemengelage bewertet. Der 40-Jährige war im Amateurfußball unter anderem für den SC 04 Schwabach, den FSV Erlangen-Bruck und den Freien TuS Regensburg in der Bayern- und Landesliga unterwegs. Zudem schnürte er die Schuhe für die deutsche Ärzte-Nationalmannschaft. Wenn ihn heute das Fußball-Fieber packt, mischt er noch gerne in der Traditionself des 1. FC Nürnberg mit. Krutsch ist einer von vier Ärzten, die für die Deutsche Fußball-Liga (DFL) in einer Task-Force die notwendigen Konzepte für den Re-Start ausgearbeitet hatten. Mit Rat und Tat steht er in diesen Tagen dem Verband zur Verfügung, damit auch die Amateurkicker in Bayern wieder ein Stück Normalität zurückgewinnen.

FuPa: Herr Dr. Krutsch, neidisch blickt der bayerische Amateurfußball derzeit um sich. In Baden-Württemberg ist der Spielbetrieb mit bis zu 500 Zuschauern erlaubt. Am vergangenen Samstag duellierten sich in der Regionalliga Nordost Jena und Lok Leipzig - vor 1.256 Fans. Können Sie den Frust in Bayern verstehen?
Dr. Werner Krutsch (40): Ja, klar Da muss man nur etwas differenzieren. Wir haben es mit einem unterschiedlichen Infektionsgeschehen in den Ländern zu tun. Es gibt Bundesländer, da gibt es kaum Infizierte, dann gibt es Bundesländer wie Bayern, wo sich eben mehr infizieren. Deshalb ist es auch richtig zu sagen, dass in manchen Bundesländern eher gestartet werden darf als in anderen. Neid soll da nicht aufkommen, eher, dass wir alles versuchen, wieder kicken zu dürfen.

Nicht wenige in Bayern haben schon die Befürchtung, dass 2020 gar nichts mehr gehen könnte. Wie bewerten Sie die Lage?
Werden die behördlichen Empfehlungen befolgt, und werden die Hygienemaßnahmen verantwortungsvoll umgesetzt, dann sehe ich weiterhin sehr gute Chancen, dass wir schon zeitnah auch in Bayern wieder starten können. Das, was gefordert wird, kriegen wir hin und sind bereit dafür.

Heißt: Ende September bzw. Anfang Oktober hat die Leidenszeit ein Ende?
Ich bitte um Verständnis, dass ich mich auf einen genauen Zeitpunkt nur ungern festlegen möchte, weil ich`s nicht entscheide. (schmunzelt) Aber wie gesagt, wir sind bereit.

Dr. Krutsch überzeugt: Konzepte für den Fußball funktionieren.

Was macht Ihnen Hoffnung?
Ich begleite das ganze Thema nun seit Anfang März bei der DFL und organisiere und verfolge auch Spiele von Amateurteams. Erst zuletzt beim Finaltag der Amateure am 22. August konnte teilweise wieder vor einer begrenzten Zahl von Zuschauern gespielt werden. Das Konzept funktioniert also in anderen Bundesländern, warum sollte das in Bayern nicht klappen? Und in den Niederlanden werden sogar schon wieder die großen Stadien langsam gefüllt. Am Samstag spielte Eintracht Frankfurt vor 9.000 Zuschauern in Amsterdam. Es geht.

Den Re-Start auch in Bayern halten Sie also für möglich?
Wenn wir in den kommenden Wochen keinen deutlichen Anstieg der Infektionszahlen erleben, dann halte ich es durchaus für verantwortlich, in den Spielbetrieb zurückzukehren - auch schrittweise mit Zuschauern! Ich bin mir sicher, dass die allermeisten Spieler und Zuschauer die Zeichen der Zeit verstanden haben und sich an die Regeln halten werden.

»Werden die Regeln rund um das Spielfeld eingehalten, ist die Ansteckungsgefahr beim Training oder im Spiel auf dem Spielfeld extrem gering.«


Einige Vereine stellen aus Angst vor dem Virus den Trainings- und Spielbetrieb ein. Was können Sie verunsicherten Trainern und Spielern mit auf den Weg geben?

Eines lässt sich gut beobachten: Werden die Regeln rund um das Spielfeld eingehalten, ist die Ansteckungsgefahr beim Training oder im Spiel auf dem Spielfeld extrem gering. Wir arbeiten mit Hochdruck daran, Studien über das Infektionsgeschehen beim Fußball zu erstellen. Aktuell aber gibt es keinen Hinweis darauf, dass man sich vermehrt auf dem Platz anstecken würde, sondern am ehesten zuhause oder im Urlaub. Deshalb: Unter Einhaltung der Regeln kann man ruhigen Gewissens weitertrainieren, man sollte jedoch schauen, dass Risikopersonen für eine Infektion und Erkrankung aber auch gut beraten sind und sich ausreichend schützen.

In gut zwei Wochen startet die Bundesliga. Mit Zuschauern?
Es ist unser Ziel, möglichst zeitnah wieder Zuschauer in die Stadien zu bringen. Dafür müssen wir die richtigen Schlüsse aus den bisherigen Konzepten und ersten Erfahrungen von erlaubten Spielen mit Zuschauern ziehen. Es ist ein ständiger Lernprozess. Wir müssen flexibel auf eine sich ständig ändernde Situation reagieren können. Schaffen wir das, bin ich sehr zuversichtlich, dass wir die Stadien Schritt für Schritt wieder für die Fans öffnen können.

Das Interview führte Mathias Willmerdinger.

Aufrufe: 031.8.2020, 21:30 Uhr
Mathias WillmerdingerAutor