Das gestrige Finale um die Hallenfußball-Stadtmeisterschaft zwischen Landesligist SV Eidinghausen-Werste und Bezirksligist FC Bad Oeynhausen schien 40 Sekunden vor dem Abpfiff bei einer 2:1-Führung für den FCO und Überzahlspiel eigentlich durch zu sein, doch dann überschlugen sich die Ereignisse. Die SVEW glich in Unterzahl durch Julius Eckert zum 2:2 aus und füllte den Kader prompt wieder mit vier Feldspielern auf. Ein Regelverstoß, den der Unparteiische aber nicht ahndete. Der FCO protestierte an der Seitenlinie wild, die SVEW blieb abgezockt und schoss mit der Schlusssirene durch Kapitän Luca Dahlhoff das 3:2. Aus, aus, das Spiel ist aus!? Denkste, denn nach Protesten des FCO entschied der Ausrichter, dass die letzten 30 Sekunden beim Stand von 2:2 nachgespielt werden! So kam es, es fiel kein Treffer mehr, denn FCO-Spieler Patrick Rosenberg traf acht Sekunden vor Schluss nur den Innenpfosten! Das Drama (siehe extra Bericht) endete 2:2 und vom „Punkt“ aus behielt die SVEW die Nerven und gewann mit 2:1. Zwei Mal parierte Torwart Fabio Sauerbier den Ball. Eine Titelverteidigung als XXL-Thriller. Durchatmen.
Dieses Finale und das Halbfinalspiel zwischen der SVEW und dem bärenstarken Bezirksligisten TuS Lohe, das die SVEW krimireif mit 4:3 gewann und das schon Nervenkitzel pur bot, entschädigte für so manche müde Partie in den Gruppenspielen, in denen sich die Favoriten klar durchsetzen. Der FCO gewann in seiner Gruppe A alle vier Spiele. Torwart Mirko Göhner schoss dabei sogar gegen den SCOB einen Treffer. Darunter war auch der hochspannende 5:4-Sieg gegen den späteren Gruppenzweiten TuS Lohe, der eine 2:0-Führung noch verspielte, aber offensiv mit dem abgezockten Talent Dominik Flaake und dem wuseligen Julian Hartmann wirbelte. Eine klasse Partie von beiden Teams. In der Gruppe B war die SV Eidinghausen-Werste mit drei Siegen nicht zu stoppen. Neben der überlegenen Scheidies-Auswahl rutschten die wackeren Dehmer mit vier Punkten mit ins Halbfinale.
Dort hielt B-Ligist TuS Victoria Dehme gegen einen zunächst zu unentschlossen agierenden FC Bad Oeynhausen bis zur achten Minute das 0:0, dann setzte sich die Spielfreude des FCO (der seine Torhüter Viergutz und Göhner clever mit in den Spielaufbau einbaute) durch und mit 4:0 nahm der FCO die Dehmer locker auseinander. Das zweite Halbfinale bot dann Spannung und Dramatik pur. Die Halle bebte zum ersten Mal, die Stimmung schlug Kapriolen. Die Sympathien vieler Zuschauer lagen bei den Lohern, die nach einem abgefälschten Schuss des verkappten „Torjägers“ Baver Deniz schnell mit 1:0 führten und durch Deniz in der 3. Minute per Neunmeter das 2:0 folgen ließen. Doch die abgebrühten Werster mit den Antreibern Julius Eckert und Luca Dahloff drehten die Partie schnell zur 3:2-Führung und schossen sich zehn Sekunden vor Schluss durch Julius Eckert mit dem 4:3 (zuvor hatte Hartmann zum 3:3 ausgeglichen) ins Endspiel-Glück. Sekunden vor dem 4:3 wurde ein Flaake-Schuss auf der Linie (war es Handspiel?) gerettet, der Loher Fananhang tobte. Das Turnier-Fieber war jetzt auf 100 Prozent, und es sollte noch spannender werden.
Nun ist die Geschichte der Hallenfußball-Stadtmeisterschaft um eine Erfahrung reicher, eine Geschichte zwischen Tatsachenentscheidung und Regelverstoß. Im Finale zwischen der SVEW und dem FCO war es Schiedsrichter Marian Zalovic entgangen, dass die SVEW nach ihrem 2:2-Ausgleich durch Julius Eckert in Unterzahl sofort ihr Team auf dem Feld wieder auf vier Spieler auffüllte. Ein klarer Regelverstoß, aber der Unparteiische ließ weiterspielen, die Werster schossen (siehe Bericht oben) mit der Schlusssirene das 3:2. Unendlicher Jubel hier, Entsetzen dort. Sofort liefen der FCO-Vorsitzende Dirk Göhner und weitere Verantwortliche zum Schiri und dem Schiedsgericht sowie der Turnierleitung, um auf den Regelverstoß hinzuweisen. Es wurde argumentiert, verbale Dispute wurden ausgetauscht, schließlich waren auch die Werster mit Jörg Bleeke, Trainer Christian Scheidies und weiteren Vorständlern vor Ort und nannten ihre Argumente: „Das war zwar eine Fehlentscheidung, aber wir sehen das als Tatsachenentscheidung an. Punkt“, sagte Scheidies ganz ruhig.
´Nach gut 15 Minuten der verbalen Scharmützel sprach der SCOB-Vorsitzende Thomas Eikmeier als Veranstalter das Machtwort: „Liebe Zuschauer, der Ausgleich der SVEW fiel in Unterzahl, danach durfte das Team nicht wieder auf vier Spieler vervollständigt werden. Ein Regelverstoß. Daher werden die letzten 30 Sekunden des Finales beim Stand von 2:2 und weiterhin mit Unterzahl der SVEW zu Ende gespielt.“ Die Werster wurden so brutal aus der Jubelstimmung gerissen. Nach dem Neunmeterschießen jubelten sie dann aber doch weiter. Die Fakten waren geschaffen.