2024-04-24T13:20:38.835Z

Im Nachfassen
"Die Bremerhavener müssen mehr zusammenarbeiten und ihre strukturellen und personellen Ressourcen besser nutzen", fordert Bremens Verbandssportlehrer Wilfried Zander. Foto: Volker Schmidt
"Die Bremerhavener müssen mehr zusammenarbeiten und ihre strukturellen und personellen Ressourcen besser nutzen", fordert Bremens Verbandssportlehrer Wilfried Zander. Foto: Volker Schmidt

Wunschtraum Regionalliga

Bremerhavens Fußball fehlt eine Spitzenmannschaft - Nach der Jugend kaum noch Weiterentwicklung

Von Joscha Hoops Bremerhaven. Der Bremerhavener Fußball steht vor mehreren Problemen. Es wird Überwindung kosten, diese zu lösen. Und Zeit. Bis eine Bremerhavener Mannschaft zumindest einmal wieder in der Regionalliga spielen könnte, ist es ein sehr weiter Weg. Optimismus verbreiten, das ist nicht gerade die Kernkompetenz von Bernd Grundmann. Der Trainer des ESC Geestemünde macht sich Sorgen um den Bremerhavener Fußball. ,,Keine Mannschaft in Bremerhaven könnte zurzeit Regionalliga spielen", sagt er.

Außerdem würden aus den Jugendmannschaften kaum talentierte Spieler nachrücken. Für Jurij Zigon und Wilfried Zander vom Bremer Fußballverband besteht ein Zusammenhang zwischen beiden Problemen. Und zu deren Lösung müssen die Vereine über ihren Schatten springen.

,,Was in Bremerhaven derzeit fehlt, ist eine Herrenmannschaft, die überregional spielt", sagt Jurij Zigon. Er ist der Jugendobmann des Bremer Fußballverbandes und kümmert sich um alle Jugendangelegenheiten im Land Bremen. Er weiß: Ein A-Jugendspieler vom JFV Bremerhaven beispielsweise, der die weiten Fahrstrecken und das intensive Training aus der Regionalliga gewohnt sei, könne bei keiner Herrenmannschaft in Bremerhaven den nächsten Schritt machen. ,,Spieler, die leistungsorientiert spielen, brauchen diese Entwicklung aber", sagt Zigon.

Der Meinung ist auch Wilfried Zander. Zander ist Verbandssportlehrer und kennt die Symptome, an denen der Bremerhavener Fußball derzeit krankt, wie kein anderer. ,,Die Fußballerausbildung stoppt im Herrenbereich", sagt er. ,,Stattdessen geht es nur darum, am Wochenende Punkte zu holen." Das sei nicht sonderlich attraktiv für die lernwilligen Spieler.

Das Problem sieht Dennis Ley auch. Der Trainer der Leher Turnerschaft weiß, dass der Anschluss nach dem Jugendbereich attraktiv sein sollte. ,,Aber so was haben wir hier in Bremerhaven nicht", sagt Ley. Deswegen könne er verstehen, warum viele Spieler in den Landkreis wechseln und ihre Herausforderung woanders suchen.

Sehr hohe Kosten

Die letzte Bremerhavener Mannschaft, die auf überregionaler Ebene spielte, war der FC Bremerhaven, der im Jahr 2000 aus der damaligen Regionalliga und drei Jahre später aus der Oberliga Niedersachsen/Bremen - der damaligen vierten Liga - abstieg. Der Erfolg des FCB war schon damals nur mit viel Geld, das Mäzen Bernd Günther heranschaffte, möglich. Und da liegt das zweite große Problem: Fußball ist teuer. Selbst in der Regionalliga, der vierten Liga, haben die Vereine Schätzungen zufolge Etats von mindestens 200000 Euro, die Top-Vereine liegen noch deutlich darüber. Andererseits ergeben sich auch ganz andere Einnahmequellen. Der SV Drochtersen/Assel aus dem Kreis Stade, der im vergangenen Jahr aufgestiegen ist, hat bei den Heimspielen im Schnitt deutlich mehr als 1000 Zuschauer.

Bevor man sich mit wirtschaftlichen Fragen beschäftigt, muss aber erst mal der sportliche Erfolg da sein. Und da können die Vereine einiges dafür tun, dass der Traum von der Regionalliga kein Wunschdenken bleibt. Dazu gehört laut Zigon, dass die Vereine ihre eigenen Interessen zurückstellen und Kooperationswillen zeigen, um dem Bremerhavener Fußball zu helfen. Ansonsten ist das Ziel Regionalliga in weiter Ferne.

,,Einige denken immer noch, sie könnten das mit ihrem Verein schaffen", kritisiert Zander. Lieber sollten die Vereine darüber nachdenken, wie sie stärker zusammenarbeiten können, indem sie ihre strukturellen und personellen Ressourcen gemeinsam nutzen. Die Rivalität müsse ein Stück weit abgelegt werden, um gemeinsam stark zu sein.

Zander ist optimistisch, dass ,,da endlich was passiert". Im Gegensatz zu ESC-Trainer Bernd Grundmann, der ,,kein Sternleuchten" sieht für die Zukunft. Doch vielleicht fehlt auch einfach der Wille. Oder Selbstlosigkeit. Für diejenigen hat Wilfried Zander klare Worte: ,,Leute, die ihre Arbeit für sich und ihren Verein tun und nicht für den Bremerhavener Fußball, auf die kann man nicht zählen."

Wer in der Regionalliga spielen will, muss neben der sportlichen Qualifikation weitere Voraussetzungen erfüllen. Zum Beispiel muss er einen Geschäftsbericht sowie einen Finanzplan für die neue Saison vorlegen und das Stadion muss bestimmte Ansprüche erfüllen.

Aus der Bremen-Liga haben sich der Bremer SV und der Blumenthaler SV für die kommende Saison in der Regionalliga beworben. Insgesamt haben 28 Vereine ihre Unterlagen abgegeben.

Aus dem Land Bremen spielt aktuell kein Verein in der Regionalliga Nord.

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Dieser Artikel stammt von der Nordsee-Zeitung

Aufrufe: 06.4.2016, 17:27 Uhr
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