2024-04-24T13:20:38.835Z

Interview
– Foto: Montage: Andreas Santner/FuPa

Was das »neue« Würzburger Derby mit einer kalten Spezi zu tun hat

Am Samstag trifft der TSV Abtswind auf den Würzburger FV. Im Vorfeld sprechen die jeweils dienstältesten Spieler, Michael Herrmann und David Drösler, über diese noch junge Rivalität.

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Zugegeben, die Geschichte des Aufeinandertreffens zwischen dem TSV Abtswind und dem Würzburger FV ist noch relativ jung. Und dennoch kann dieses "neue" Würzburger Derby eine Brisanz aufweisen, die nicht von der Hand zu weisen ist, duelliert sich doch ein aufstrebender Verein mit einem unterfränkischen Fußball-Dino. Im Vorfeld der Partie, die am Samstag (17.10.) um 16 Uhr angepfiffen wird, haben sich die jeweils dienstältesten Spieler auf beiden Seiten - Michael Herrmann bei Abtswind und David Drösler beim WFV - über diese Rivalität mit FuPa unterhalten.

David, Michael: Was bedeutet Rivalität für Euch, wenn der Ball im Spiel ist. Was gehört dazu? Was nicht?
David: Rivalität bedeutet eine gewisse Feindschaft - aber mit dem nötigen Respekt. Dazu gehören im Fußball natürlich kleine Nickligkeiten und Sticheleien. Es fällt ab und zu mal ein kritisches Wort und die Zweikämpfe werden an der Obergrenze des Erlaubten geführt. Keinesfalls gehören jedoch Unsportlichkeit, Unfairness oder Beleidigungen etc. dazu. Es muss immer fair gespielt werden und am Ende gewinnt die bessere Mannschaft - zumindest meistens.

Michael: Ohne eine gewisse Rivalität wäre der Fußball für Spieler wie Zuschauer meiner Meinung nach nicht annähernd so interessant wie mit, weshalb auch Derbys für alle Beteiligten einen solch besonderen Reiz haben. Auch wenn natürlich in Spielen mit einer gewissen Brisanz Zweikämpfe noch einmal härter geführt werden und ab und an auch mal ein frecher Spruch über die Lippen kommt, darf es - wie David schon sagte - trotz alledem niemals unfair oder unsportlich werden. Er bekommt das übrigens immer sehr gut hin, was ich so beobachten und erleben durfte.

Ist für ein Derby eine besondere Vorbereitung nötig?


Am Samstag steht das Derby zwischen dem TSV Abtswind und dem Würzburger FV an. Beschäftigt Euch dieses Spiel schon heute? Welche Gefühle schwingen mit, wenn wir an dieses Match denkt?
Michael: Da wir uns in jeder Woche ab Montag in der Trainingsarbeit auf den kommenden Gegner vorbereiten, ist das Spiel natürlich fast jeden Tag Thema. Gefühlsmäßig verspüre ich ausschließlich Vorfreude auf ein tolles Derby gegen einen hochmotivierten und qualitativ sehr starken Gegner.

David: Bei uns ist es ähnlich. Wir arbeiten gemeinsam in den Trainingseinheiten auf das Spiel gegen Abtswind hin. Jedoch ist das Woche für Woche identisch und wir bereiten uns immer akribisch auf den nächsten Gegner vor. Dementsprechend ist das Spiel natürlich im Kopf - jedoch unterscheidet es sich nicht zu den anderen Spieltagen in der Bayernliga. Nichtsdestotrotz werden natürlich viele Zuschauer von uns mit anreisen und wir sprechen gegenwärtig bereits viel über das Spiel - zudem spielen einige bekannte ehemalige Mitspieler bzw. langjährige Bayernligaspieler dort, auf die ich mich natürlich freue.



Welche Marotten habt Ihr generell vor Pflichtspielen?
David: Bei mir gibt es vor dem Spiel einige Marotten, auf die ich aber nicht näher eingehen. Selbstschutz. (schmunzelt)

Michael: Direkt vor dem Spiel hat aber natürlich jeder Spieler so ein paar Kleinigkeiten im Ablauf, die er nie ändert. Bei mir gehört beispielsweise zu jedem Spiel eine kühle Spezi in der Kabine dazu (lacht).

Die Begegnung zwischen Abtswind und dem WFV hat was die Bayernliga betrifft eine junge Geschichte. Handelt es sich von angesichts nur drei Aufeinandertreffen in der 5. Liga überhaupt um ein richtiges Derby?
David: Natürlich ist es ein richtiges Derby, da die Vereinsorte nur wenige Kilometer auseinander liegen. Wir sind froh, einige Gegner in der Nähe zu haben und sehen dieses Spiel auf jeden Fall als Derby. Natürlich muss ich dazu sagen, dass es mit der langjährigen Rivalität zu den Kickers nicht vergleichbar ist.


Ist es ein Duell auf Augenhöhe?

Michael: Zwar ist es richtig, dass es in der Bayernliga noch nicht viele Duelle gab, allerdings begegneten wir uns in den letzten Jahren schon häufiger im Pokal und in Freundschaftsspielen. Dort ist uns auch das ein oder andere mal eine Überraschung gelungen. Ich erinnere mich beispielsweise an ein Pokalspiel vor einigen Jahren bei uns in Abtswind, das wir mit 5:2 gewannen und bei dem ich ausnahmsweise im Sturm spielen durfte - und sogar treffen konnte. Insgesamt ist es für mich auch ganz klar ein Derby, da die Entfernung nicht sehr groß ist, einige Spieler auf beiden Seiten eine Vergangenheit beim anderen Team haben und man sich häufiger in Würzburg beim Feiern traf - als man es noch durfte (lacht).

Während der WFV auf eine lange Historie mit vielen Aufs und Abs zurückblickt, lässt sich der TSV Abtswind in die Kategorie "aufstrebend" einordnen. David, wie nimmst Du das Kräuterdorf wahr?
David: Ich schaue seit einigen Jahren aufmerksam nach Abtswind und bin von der Arbeit und dem Verein überzeugt. Christoph Mix (Fußballmanager beim TSV; Anm. d. Red.) und sein Team machen eine sehr gute Arbeit und spielen mittlerweile eine etablierte Rolle in der 5. Liga. Ergänzt durch die Verpflichtung von Claudio Bozesan als Trainer wird sich der Verein weiter positiv entwickeln. Zudem spielen oder haben einige Bekannte und Kumpels dort gespielt und ausschließlich Positives berichtet. Abtswind ist demnach ein aufstrebender und ernstzunehmender Verein!

Michael Herrmann ist nicht nur dienstältester Spieler beim TSV Abtswind, sondern auch Kapitän der Bayernliga-Auswahl.
Michael Herrmann ist nicht nur dienstältester Spieler beim TSV Abtswind, sondern auch Kapitän der Bayernliga-Auswahl. – Foto: © PresseFoto Evans/ EvRy


Und Michael: Welche Rolle spielt Deiner Meinung nach der Würzburger FV im Umkreis der Stadt Würzburg?
Michael: Für mich ist der WFV der attraktivste Würzburger Verein, da er einfach authentisch ist. Ich finde es bewundernswert, wie die Jungs um David in den vergangenen Jahren auch in schwierigen Zeiten zusammengehalten haben und fester Bestandteil der Bayernliga geblieben sind. Man merkt, dass es den Jungs viel bedeutet, dieses blaue Trikot zu tragen, was ich sehr gut nachvollziehen kann, da es mir in Abtswind genauso geht.

Kann man angesichts der unterschiedlichen Vergangheit insgesamt von einem Duell auf Augenhöhe sprechen?
Michael: Vergleicht man die Vereine an sich, lässt sich davon natürlich nicht sprechen - wenn man alleine die Mitgliederzahl, die Vereinsgeschichte und das Einzugsgebiet betrachtet. Rein sportlich haben sich beide Teams aber für die Bayernliga qualifiziert und sehr gute Jungs im Kader, weshalb ich es in dieser Hinsicht bejahen würde, auch wenn der WFV sicherlich der Favorit ist.

David:
Wie oben erwähnt, sehen wir Abtswind als starke Bayernligamannschaft und starken Gegner. Wenn man auf die kurzfristige Vergangenheit nach dem Re-Start zurückblickt, sind sie sehr gut gestartet und demnach mindestens auf Augenhöhe.

So tippen Drösler und Herrmann den Ausgang der Partie


Ihr beide seid die dienstältesten Spieler Eures jeweiligen Vereins. Warum? Warum seid Ihr im immer schnelllebiger werdenden Amateurfußball mit vielen, vielen Wechseln dem TSV bzw. WFV treu geblieben?
David: Das ist eine gute Frage. Erst einmal natürlich, weil kein Spieler mehr da ist, der länger beim FV spielt (schmunzelt). Ich liebe den Verein und habe vielleicht noch ein veraltetes Wertgefühl - auch wenn es mal nicht optimal läuft stehe ich zum Verein und versuche alles zu geben, damit es wieder aufwärts geht. Beim WFV gibt es immer Veränderungen und das macht es für mich als Spieler interessant - es wird nicht langweilig.

Ich hatte als 18-Jähriger die Möglichkeit, direkt in die 1. Mannschaft zu kommen und habe das Vertrauen erhalten. Das gebe ich seitdem Jahr für Jahr an den Verein zurück. Wenn ich Samstagnachmittag auf dem Platz stehe und sehe, wie die Leute zum Verein stehen und mit welcher Begeisterung sie zuschauen, macht mich das glücklich. Das gibt es nicht mehr oft im gehobenen Amateurfußball.

David Drösler (weißes Trikot) läuft seit 2007 für den Würzburger FV auf. Damals war er noch D-Jugendlicher, heute ist er Stammspieler der Bayernliga-Elf.
David Drösler (weißes Trikot) läuft seit 2007 für den Würzburger FV auf. Damals war er noch D-Jugendlicher, heute ist er Stammspieler der Bayernliga-Elf. – Foto: Heiko Becker


Michael: Zunächst einmal liegt das daran, dass die Jungs, die kurz vor mir oder mit mir gekommen sind, nicht so lange durchgehalten haben (lacht). Im Ernst: Ich glaube, dass ich hier einfach einen Verein gefunden habe, der perfekt zu mir passt. Im Umfeld sehr familiär und dörflich, gleichzeitig sportlich dennoch sehr aufstrebend sowie mit einer tollen Infrastruktur. Darüber hinaus sind mir die Fans, die vielen freiwilligen Helfer sowie die Funktionäre über die Jahre sehr ans Herz gewachsen, weshalb ich es nicht bereue, im Herrenbereich bisher nichts anderes ausprobiert und gesehen zu haben, sondern - wie vorhin bereits erwähnt - stolz bin, den Ort und den Verein vertreten und das Team als Kapitän aufs Feld führen zu dürfen.

Und abschließend: Michael, David – wie endet das Spiel?
David: 1:2 für uns Blau

Michael: Ich hoffe, wir können für eine Überraschung sorgen und unsere Siegesserie ausbauen. Deshalb tippe ich auf einen 1:0 Heimsieg.

Vielen Dank für das Gespräch. Wir wünschen ein interessantes und vor allem verletzungsfreies Derby.

Aufrufe: 015.10.2020, 09:30 Uhr
RedaktionAutor