2024-04-25T10:27:22.981Z

Interview
Im FuPa-Interview der Woche: Christian Wendel, Schiedsrichterobmann Kreis Bad Kreuznach. Foto: Ig0rZh – stock.adobe/SWFV
Im FuPa-Interview der Woche: Christian Wendel, Schiedsrichterobmann Kreis Bad Kreuznach. Foto: Ig0rZh – stock.adobe/SWFV

"Wir sollten versuchen, so viele Spielausfälle zu vermeiden"

Christian Wendel, Kreis-Schiedsrichterobmann und Mitglied im Verbands-Schiedsrichterausschuss spricht über die Vielzahl der Spielausfälle und die Wahrnehmung aus Sicht der Schiedsrichter

NAHE. Die vergangenen Wochenenden rollte der Ball, zum Ärger vieler Vereine im Kreis, nur äußerst selten. Ein für Spieler und Trainer sehr undankbares Szenario, hatte man doch die Wintervorbereitung längst abgeschlossen und wollte sein Können endlich wieder auf den Platz bringen. Gern lässt man aber an dieser Stelle oftmals die Schiedsrichter außer Acht, die davon ebenfalls betroffen sind. Christian Wendel, Kreis-Schiedsrichterobmann im Kreis Bad Kreuznach, spricht über die Situation aus Sicht der Schiedsrichter, das Risiko der Wochenspiele und die Zukunft der Schiedsrichter im Kreis.

Herr Wendel, in den letzten Wochen haben zahlreiche Spielausfälle den Spielbetrieb im Kreis lahmgelegt. Wie haben Sie das persönlich wahrgenommen?

Meiner Meinung nach ist es wichtig, diese Ausfallserie in Zukunft zu vermeiden. Sie stellt gerade auch für die Schiedsrichter ein großes Problem dar. Ich hoffe, dass das in Zukunft in so einem Ausmaß nicht mehr vorkommt.

Sie haben es schon angesprochen: Welche konkreten Auswirkungen haben so viele Spielausfälle für die Schiedsrichter?

Es ist nicht selten, dass bei einer solchen Menge an Nachholspielen unter der Woche der ein oder andere Schiedsrichter möglicherweise zwei oder drei Spiele pfeifen muss. Das betrifft gerade die Schiedsrichter, die in der Regel Bezirks- oder Landesliga-Spiele pfeifen. Ein Schiedsrichter der normalerweise nur B- oder C-Klassen-Spiele leitet, kann nicht plötzlich in der Landesliga pfeifen. Somit muss ein Schiedsrichter, der in höheren Ligen aktiv ist, bei Nachholspieltagen in der Wochenmitte gegebenenfalls sehr häufig auf dem Platz stehen.

Was genau ist die Problematik für Schiedsrichter bei Wochenspielen?

Das Hauptproblem betrifft logischerweise die Arbeitszeiten der Unparteiischen. Viele Schiedsrichter sind Schichtarbeiter. Für die ist es oft nicht leicht, teilweise sogar unmöglich, nach einer Frühschicht noch ein Fußballspiel zu pfeifen. Mit dem Pfeifen alleine ist es zudem ja nicht getan, denn oft kommt auch noch eine lange Fahrzeit hinzu. Bis jetzt hat es aber für gewöhnlich immer geklappt. Ich muss aber auch dazu sagen, dass die Menge an Nachholspielen seit Jahren nicht so hoch war, wie in diesem Jahr.

Was hat ein Schiedsrichter bei einer Spielabsage oder der Spieldurchführung für ein Mitspracherecht?

Grundsätzlich entscheidet der Schiedsrichter das alleine. Die Gesundheit der Spieler hat immer Vorrang. Ob eine Durchführung möglich ist, liegt im Ermessen des leitenden Schiedsrichters. Auch wenn beide Mannschaften die Partie austragen wollen, der Schiedsrichter sieht aber ein zu hohes Verletzungsrisiko, so kann er sich zu einer Absage der Partie entschließen. Das gleiche gilt auch für ein alternatives Freundschaftsspiel zwischen beiden Mannschaften. Hier gibt es keine Unterschiede. Ist der Schiedsrichter der Meinung ein regelkonformes Spiel sei nicht umsetzbar, findet auch kein Spiel statt.

Wie sehen sie die zukünftige Entwicklung der Schiedsrichter hier im Kreis?

Diese Frage ist schwer zu beantworten. In den letzten Jahren können wir auf stetigen Zuwachs zurückblicken. Im vergangenen Jahr waren es sechs neue Schiedsrichter, bei aber auch einigen Verlusten. Jedes Jahr gehen uns aufgrund beruflicher oder gesundheitlicher Gründe etwa fünf bis zehn Schiedsrichter verloren. Deswegen ist eine zukünftige Prognose eher schwierig.

Was geben sie speziell dem Nachwuchs mit auf den Weg, weshalb man sich für eine Schiedsrichterlaufbahn entscheiden sollte?

Ich sehe die Schiedsrichter-Laufbahn ähnlich wie eine Schule fürs Leben. Viele der jungen Schiedsrichter werden durch diese Tätigkeit erheblich selbstbewusster. Ich weiß zwar, dass dieses Verhalten manchmal mit Arroganz verwechselt wird, dazu kann ich allerdings sagen, dass dies im Großteil der Fälle nicht so ist. Man lernt Entscheidungen zu treffen und schult sein Durchsetzungsvermögen. Man lernt also wirklich etwas für das Leben. Ich hoffe, dass sich in Zukunft weiterhin viele Jungs, aber auch Mädels dafür entscheiden, Schiedsrichter zu werden.

Aufrufe: 08.3.2018, 17:00 Uhr
Aaron NeumannAutor