2024-05-10T08:19:16.237Z

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»Wir haben es nicht verdient«

+++ Der Grävenwiesbacher Carmelo Margherone über das Scheitern „seines“ italienischen Teams in der WM-Qualifikation +++

Usingen. Die Tifosi sind geschockt. Zum ersten Mal seit 1958 hat es die italienische Fußball-Nationalmannschaft nicht geschafft, sich für eine WM zu qualifizieren. Im Play-off-Rückspiel gegen Schweden kam die Squadra Azzurra trotz drückender Überlegenheit nur zu einem torlosen Unentschieden – zu wenig nach der 0:1-Niederlage im Hinspiel. Auch der Grävenwiesbacher Eisverkäufer Carmelo Margherone, der aus Italien stammt, ist bitter enttäuscht. „Nun müssen die jungen Leute ran“, hofft der langjährige Kicker der SG Mönstadt/Grävenwiesbach, der momentan für die Alten Herren Laubach/Heinzenberg die Fußballschuhe schnürt, auf eine bessere fußballerische Zukunft seines Heimatlandes.

Die WM in Russland findet ohne Italien statt. Wie ist Ihre Stimmung nach dem überraschenden Aus der Squadra Azzurra?

Ich habe bei dem entscheidenden Spiel gegen Schweden natürlich mitgefiebert und bin sehr enttäuscht, dass Italien nicht dabei ist. Wir sind vier Mal Weltmeister geworden, haben vier Sterne auf der Brust. Insofern müssen wir bei einer WM einfach dabei sein.

Was ist falsch gelaufen?

Das kann ich nur ahnen. Es gab personelle Fehlentscheidungen, viele gute Leute wurden nicht nominiert. Aber ich bin auch ein fairer Sportsmann. Wer es gegen Schweden – bei allem Respekt – nicht schafft, sich durchzusetzen, der hat es auch nicht verdient, in Russland dabei zu sein.

Kommt die Squadra Azzurra wieder zurück?

Ja, davon bin ich fest überzeugt. Aus Fehlern lernt man. Leider ist es unserem Trainer Gian Piero Ventura nicht gelungen, eine gute Mannschaft zusammenzustellen. Wir hatten zwar wie immer eine funktionierende Abwehrkette und auch gute Einzelspieler, aber eben kein funktionierendes Team. Außerdem sind die Spieler der Stammelf im Schnitt 30 Jahre alt. Es muss also dringend Platz für junge Leute geschaffen werden. Leider ist aber in Italien die Mentalität so, dass es für junge Menschen immer nur sehr wenig Raum gibt. Das ist übrigens nicht nur im Fußball so.

Zu welcher Mannschaft werden Sie in Russland halten?

Ich drücke natürlich der deutschen Mannschaft die Daumen. Meine Frau ist Deutsche, meine Kinder sind halb deutsch, halb italienisch. Die deutsche Mannschaft hat es verdient, dass man sie unterstützt. Sie hat um Joachim Löw einen tollen Trainerstab, der gerade in Testspielen viel ausprobiert und so Alternativen und neue Lösungen findet. Aber mein Herz schlägt für Italien. Das Blau zieht mich einfach an. Und auf die vier Sterne auf unserer Brust werde ich immer stolz sein. Wir sind vier Mal Weltmeister. Das soll uns erst mal einer nachmachen.



Aufrufe: 015.11.2017, 12:11 Uhr
Henning Schenckenberg (Usinger Anzeiger)Autor