Eine derartige Umfrage verunsichert nur alle Beteiligten umso mehr. Dass natürlich zwei Drittel der Befragten für einen Abbruch sind, ist ja ganz klar. Man muss aber den Standpunkt der verschiedenen Klassen betrachten. Siehe SpVgg Ebermannsdorf, TuS Schnaittenbach, 1. FC Schlicht oder FC Amberg. All diese Vereine sind Erster in ihrer Liga. All diese Vereine haben viel Kraft und auch teilweise Geld investiert. Einige Vereine haben auch einen deutlichen Abstand auf den 2. oder sogar 3. Platz. Die Saison abzubrechen und auf Null zu stellen, wäre absolut nicht fair. In der heutigen schwierigen Amateurzeit, nimmt man jedem Spieler und auch den Verantwortlichen die Kraft und Motivation, weiterhin die Zeit für sowas zu investieren. Ich kann den Verantwortlichen nur raten, sich Liga für Liga anzusehen und nicht einfach abzubrechen.
Dominik Steup, Trainer SpVgg Ebermannsdorf
Die momentane Situation ist sehr schwierig einzuschätzen, wir müssen und werden uns da voll und ganz auf die Entscheidungsträger verlassen, dass diese die nötige Weitsicht an den Tag legen. Über allem steht natürlich die Gesundheit, das ist klar, da gibt es auch keinerlei Diskussion. Sollte sich jedoch die Möglichkeit ergeben, wieder auf den Rasen zurückzukehren, würden sich bestimmt mindestens jeder "Fußballliebhaber" enorm freuen. Für viele ist bzw. war der Sport (in diesem Fall der Fußball) ein enorm wirchtiger Filter zum immer mehr physisch und psychisch anspruchsvollen "Alltag" (mit Beruf/Familie/Verpflichtungen wie beispielsweise Haus/Wohnung abbezahlen, soziale Integration etc.). Diese Tatsache wird häufig unterschätzt.
Der Fußball hat einen außerordentlich wichtigen Auftrag und geht dieser geht über den Spaßfaktor hinaus. Desweiteren ist der Fußball noch eine der wenigen Sportarten, welche Kinder oder Jugendliche weg von der Konsole bringt, auch wenn diese Zahlen leider immer mehr zurückgehen. Erwachsenen kann der Sport ebenso vor der ein oder anderen "Dummheit" schützen. Welchen Effekt Mannschaftssport erzeugen kann, brauche glaube ich kaum jemanden erzählen, Stichwort: Sozialisierung. Je länger der Ball ruht, umso mehr wird das soziale/ emtionale/ seelische Gefüge auf die Probe gestellt.
Meine Mannschaft verpasste letztes Jahr nur knapp den Aufstieg. In dieser Saison stehen wir an zweiter Stelle punktgleich mit dem Ersten (bei einem Spiel weniger). Wir haben in der Vorbereitung hart gearbeitet, auch in der "Corona-Auszeit" trainieren wir über eine App. Es ziehen alle mit, auch wenn das individuelleTraining kaum die eigentliche Faszination dieses Sports ersetzt. Sportlich wäre es somit äußerst bitter für meine Truppe, wenn Sie erneut und dieses Mal ohne Eigenverschulden den Aufstieg verpassen sollte. So hoffen wir alle im Verein, dass wir die Chance über Play-Offs, Entscheidungsspiele, K.O.-Spiele oder Saisonfortführung nach Einfrieren des Ist-Standes bekommen. Eine Annullierung sehe ich nicht im Sinne des Sportgeistes, da würde die bisher gezeigte Leistung positiv wie negativ unter den Teppich gekehrt.
Grundsätzlich würde ich mich als Coach über jedes Spiel freuen, Hauptsache meine Jungs dürften wieder auf den Platz. Das wäre auch meine Einstellung als Trainer, wenn wir auf dem zehnten Platz oder letzten Platz stehen würden. Ich bekomme täglich mit, wie sehr meiner Mannschaft der Fußball fehlt und gleichzeitig weiß ich, mit wie viel Ehrgeiz sie die Ziele verfolgt, wie ich es in meinen 35 Jahren im Fußball selten erlebt habe. Diese Begebenheiten machen die Situation deutlich schwerer, als wenn es Spielern größtenteils egal wäre, wann und wie wieder gestartet wird. Aber nochmal: Die Gesundheit aller steht über allem, wenn diese gewährleistet ist, hoffe ich auf eine anständige Lösung, mit der viele Vereine leben können (allen kann man es bestimmt nie recht machen).
Daniel Friedl, Trainer SG Pertolzhofen/Niedermurach
Die momentane Lage is etwas heikel. Es hätte sich keiner gedacht, dass dieser Virus fast alles lahm legt. Ich hoffe, dass sich das Ganze allmählich beruhigt und wir wieder ein einigermaßen normales Leben führen können. Zur Saison: Die muss auf alle Fälle fertig gespielt werden, einfach abbrechen wäre zu einfach. Man kann alles verlängern und die nächste Saison später starten, und auch dann ein oder zwei englische Wochen machen. Auch die Rückrunde der nächsten Saison kann man eher starten. Feiertage sind ja genügend vorhanden. Also bitte nicht abbrechen...
Michael Spanner
Es ist wohl nicht verwunderlich, dass die Abstimmung prinzipiell eine klare Mehrheit für Annullierung hervorbringt. Den Teams im Tabellenmittelfeld ist es wohl weitestgehend egal, da eine Annulierung mit oder ohne Wertung für sie keinen Unterschied machen würde. Und dass die Abstiegskandidaten diese Möglichkeit nur zu gerne annehmen würden, ist wohl auch klar.
Aber letztendlich muss man meiner Meinung nach erst über einen Abbruch diskutieren, wenn wir Mitte Mai noch nicht wieder anfangen können. Könnte man am Wochenende 16./17. Mai wieder starten, dann könnte die Saison problemlos mit dem letzten Spieltag am 27./28. Juni zu Ende gehen. Dazu wären zwar drei englische Wochen/Doppelspieltage nötig, aber diese könnten alle durch Feiertage (Christi Himmelfahrt, Fronleichnam, Pfingstmontag) gedeckt werden, sodass hierbei das Problem mit arbeitenden Spielerinnen und Spielern nicht größer wäre, als an einem regulären Spieltag am Wochenende. Sollten Teams zusätzlich noch Nachholspiele aus dem Jahr 2019 absolvieren müssen, ginge dies natürlich nur über weitere englische Wochen, jedoch ist dies ein Vorgang, der auch bei einem normalen Saisonverlauf so passiert.
Sollte die Saison wirklich abgebrochen werden müssen, sollte eine Annullierung aller Ergebnisse aber gerade nicht durchgeführt werden, da hiervon lediglich die abstiegsbedrohten Mannschaften profitieren würden und somit am Ende für ihre schwachen Leistungen noch belohnt werden würden. Dennoch sollte es in dieser Saison keine Absteiger geben, da in den Spielen nach der Winterpause noch Veränderungen hätten auftreten können. Gleichzeitig sollten aber auch nicht die starken Teams um den Lohn gebracht werden, sondern es sollten Aufstiege ermöglicht werden und dementsprechend die nächste Saison mit mehr Teams pro Liga bestritten werden, was durch vermehrten Abstieg wieder korrigiert werden kann. Hier wären mehrere Varianten möglich, wobei ich allen die Hinrundentabelle zugrunde legen würde, da dann jeder gegen jeden gespielt hat.