2024-04-24T13:20:38.835Z

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Miroslav Topalusic und der FC Ostrach - das passte, trotz eines überragenden Abschneidens als Dritter der Landesliga, wohl nicht mehr. Jetzt haben sich die Wege von Trainer und Verein getrennt. Archiv-Foto: Thomas Warnack
Miroslav Topalusic und der FC Ostrach - das passte, trotz eines überragenden Abschneidens als Dritter der Landesliga, wohl nicht mehr. Jetzt haben sich die Wege von Trainer und Verein getrennt. Archiv-Foto: Thomas Warnack
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Wenn nur Eierkuchen bleibt

Zur Trennung des FC Ostrach von Trainer Miroslav Topalusic

Bad Saulgau / sz - Fußball-Landesligist FC Ostrach und Miroslav Topalusic gehen getrennte Wege (die Schwäbische Zeitung berichtete). In mehreren Gesprächen gab es offensichtlich die gemeinsame Tendenz, dass es keine oder wenig Gemeinsamkeiten zur zukünftigen Ausrichtung gibt. Darauf einigten sich beide Parteien, ihre Zusammenarbeit zu beenden. Vor wenigen Monaten hatte der FC Ostrach eigentlich den Kontrakt mit dem Trainer noch um eine weitere Saison verlängert.

Vor allem um die künftige Ausrichtung der Mannschaft und des Vereins als solchen entbrannte ein Streit. "Unsere Vorstellungen waren nicht mehr so ganz vereinbar", lässt der Vorsitzende Martin Rawe aus seinem Urlaubsdomizil auf Kreta wissen. Trotzdem sei man einander nicht böse oder gar verfeindet. "Wir gehen ja nicht im Streit auseinander. Wir haben ihn nicht rausgeworfen", stellt Rawe kategorisch fest. "Miro Topalusic hat fraglos seine Verdienste um die Mannschaft, hat hier hervorragende Arbeit geleistet. Wir sind Miro dankbar für alles, was er für uns getan hat. Die Mannschaft hat viel gelernt."

Doch der Vorsitzende betont: "Wir sind ein kleiner Verein und wir dürfen nicht den Verein als solchen vergessen. Miro hat den sportlichen Erfolg in den Vordergrund gestellt. Wir als Verein dürfen aber nicht die Spieler in der Jugend und der zweiten Mannschaft vergessen." Für Topalusic habe nur die erste Mannschaft existiert und sonst nichts.

Dem widerspricht der Ex-Trainer entschieden, auch wenn er zunächst sagt: "Ich will keine Schuldzuweisungen machen. Es ist einfach dumm gelaufen." Er habe beim FC Ostrach eine tolle Zeit gehabt, betont Topalusic, wird dann aber konkreter: Topalusic zeigt vor allem Unverständnis dafür, dass Martin Rawe kritisiert, er, Topalusic, habe sich nur um die erste Mannschaft gekümmert. Das will der Ex-Trainer so nicht stehen lassen. "Ich weiß nicht, ob Martin Rawe weiß, dass ich vor meiner Zeit als Trainer der ersten Mannschaft auch eine Jugendmannschaft beim FC Ostrach trainiert habe. Das hätte ich ja nicht getan, wenn mir die Jugend nicht wichtig gewesen wäre", entgegnet Topalusic auf die Vorwürfe des Vorsitzenden. Vielmehr sei es ihm wichtig, auch junge Spieler zu entwickeln. Problem sei eben nur: In Ostrach sei kein Potenzial in der Jugend vorhanden. "Da kommt kein einziger der A-Junioren infrage für die erste Mannschaft. Martin Rawe müsste vielleicht selbst mal eine Jugendmannschaft trainieren, um das alles besser beurteilen zu können."

Als weiteren Grund für die Trennung führt Rawe an, einzelne Spieler aus der ersten Mannschaft hätten sich gegen den Trainer ausgesprochen. "Es kam auch Kritik aus der Mannschaft", sagt Rawe. "Die Trennung war in keinem Fall ein Alleingang aus dem Vorstand. Das wurde mit den Spielern abgesprochen. Mit großer Mehrheit haben wir dann beschlossen, die Sache durchzuziehen." Die endgültige Entscheidung sei spät am Freitag auf Samstag gefallen. Man habe schon diskutiert, sei dann aber zum Entschluss gekommen. Die Entscheidung soll bei einem Treffen des Vorstands mit dem Trainer gefallen sein.

Dann habe er von sich aus den Entschluss gefasst, aufzuhören, bestätigt Topalusic.

Gescheiterte Rückholaktion

Kritik aus der Mannschaft? Das sieht der Ex-Trainer aber anders: "Das kann ich mir nicht vorstellen." Und natürlich müsse in einer Mannschaft ein gewisser Konkurrenzkampf herrschen. Aber letztendlich habe man den dritten Platz nicht umsonst erreicht, so Topalusic. "Bei 18 Spielern ist nicht immer alles Friede, Freude, Eierkuchen."

Für zusätzlichen Sprengstoff soll die Personalie Alexander Klotz gesorgt haben. Laut Insiderkreisen soll Topalusic, der im übrigen auch nicht auf der Saisonabschlussfeier erschienen war ("Ich wollte keine miese Stimmung verbreiten") - auch die Vorstandsmitglieder Martin Rawe (auf dem Weg in den Urlaub) und Andreas Guffarth blieben der Veranstaltung fern - bestrebt gewesen sein, Klotz nach Ostrach zurückzuholen, da dieser sich in Ravensburg nach einem guten Start nicht durchgesetzt hatte. Klotz, der aber noch zwei Jahre Vertrag in Ravensburg hat, soll den Ostrachern vergangene Woche aber abgesagt haben. Wohl auch, weil dem Rulfinger nach SZ-Informationen inzwischen lukrativere Angebote aus Berg und Pfullendorf vorliegen. Das Interesse der beiden Vereine bestätigte inzwischen Klotz auch selbst.

Zusätzlicher Minuspunkt seitens des Vorstands für den Ex-Trainer: Topalusic soll nicht gerade ein Freund des U19-Junioren-Fußballturniers um den Yokohama-Cup sein, da fußballerisch dabei nicht viel hängen bleibe und das Turnier nur Ressourcen verschlinge, heißt es.

Die Trainersuche läuft

Insgesamt sei, so Topalusic, der Verein aber auf einem guten Weg, mit der Kooperation in der Jugend mit dem FV Bad Saulgau und dem Kunstrasenprojekt. Vor allem "seinen" ehemaligen Abteilungsleiter Sebastian Irmler lobt Topalusic, der im Übrigen einen Kontakt nach Pfullendorf dementierte, in diesem Zusammenhang.

Nun ist Irmler gefragt. Irmler, der Topalusic, nach dem Missgriff mit Jürgen Hähnel, der einfach nicht zur Mannschaft passte, auf den Cheftrainersessel holte. Er hat die undankbare Aufgabe, einen neuen Trainer zu finden. Vier Wochen vor Trainingsstart fast unlösbar, denn fast alle Trainer, die infrage kommen, stehen unter Vertrag. "Der neue Trainer soll natürlich die erste Mannschaft im Fokus, aber er soll auch den gesamten Verein im Blickfeld haben", gibt Martin Rawe schon mal eine Stellenbeschreibung vor. "Natürlich ist es unser Ziel, die Landesliga im kommenden Jahr zu halten. Wichtig ist aber, dass die Mannschaft den Teamspirit nicht verliert. Das, was uns als FC Ostrach ausmacht."

Aufrufe: 07.6.2017, 21:47 Uhr
Schwäbische Zeitung / Von Marc DittmannAutor