2024-04-24T13:20:38.835Z

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Rainer Zietsch hat klare Vorstellungen von der Nachwuchsarbeit beim 1. FC Nürnberg. F: Zink
Rainer Zietsch hat klare Vorstellungen von der Nachwuchsarbeit beim 1. FC Nürnberg. F: Zink

"Wenn man erfolgreich ausbildet, kommen die Titel"

Rainer Zietsch, NLZ-Leiter des 1. FC Nürnberg, im Interview

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Die B-Junioren des 1. FC Nürnberg haben die vergangene Saison in der "U17"-Bundesliga als Tabellendritter punktlgeich mit dem Zweiten SC Freiburg abgeschlossen nur zwei Zähler hinter Meister VfB Stuttgart. Doch dieses erfreuliche Resultat ging weitgehend unter angesichts des Abstiegs der A-Junioren aus der Bundesliga. Die NZ sprach mit Rainer Zietsch, dem Leiter des Nachwuchs-Leistungszentrums (NLZ), über die letzte Spielzeit.

NZ: Herr Zietsch, 1993 haben die A-Junioren den DFB-Pokal gewonnen – das war der letzte Titel auf nationaler Ebene. Warum hat es seither nicht mehr geklappt?

Rainer Zietsch: Grundsätzlich nehmen wir jeden Titel gerne mit, den wir holen können. Aber es ist nicht die primäre Ausrichtung, Titel zu holen. Wenn man erfolgreich ausbildet, kommen auch irgendwann Titel von alleine. Aber wir haben noch nicht die Möglichkeiten, die andere NLZ haben. Gerade in den Bereichen, in denen es um Titel geht, sind andere NLZ bereit, den Spielern weit mehr zu bieten, auch finanziell. Wir gehen unseren Weg und sind uns dabei natürlich der Gefahr bewusst, dass der eine oder andere Spieler irgendwann geht.

NZ: Hauptziel der Arbeit am NLZ ist es, auszubilden und Spieler nach oben zu bringen. Mit Niklas Stark und Sebastian Gärtner waren jetzt zwei NLZ-Spieler in der Vorbereitung bei den Profis dabei. Mit Markus Mendler und Marvin Plattenhardt stehen zwei Akteure im Profikader, die aus dem NLZ kommen. Aber der Letzte, der es zum Stammspieler gebracht hat, war Andreas Wolf.

Zietsch: Wir arbeiten erst seit sechs, sieben Jahren mit dem NLZ richtig intensiv daran. Fakt ist, dass mit Marvin Plattenhardt und Julian Wießmeier die ersten des Jahrgangs 1992 oben angekommen sind. Bei den 1993ern sind es Sebastian Gärtner und Markus Mendler. Bei den 1994ern hatten wir intern selbst keinen Spieler, den wir nach oben gebracht haben und haben auch deshalb Noah Korczowski, Yannick Nonnweiler und David Spies von außerhalb geholt. Bei den 1995ern ist Niklas Stark im Profi-Team dabei, Pascal Itter ist leider nach Schalke gegangen, aber wir haben weitere Talente in dem Jahrgang, die es auf Dauer schaffen können. Wir sind auch erst zufrieden, wenn man nicht nur Talenten zu einem Probevertrag verhilft, sondern erst, wenn sie auf Dauer auf Profiniveau spielen. Daran arbeiten wir, aber das geht nicht von heute auf morgen.

NZ: Auf diesem Weg bedeutet der Abstieg der A-Junioren aus der Bundesliga einen Rückschlag. Drei Spieler, die altersmäßig noch „U 19“ spielen dürften, sind gegangen – hing das damit zusammen, dass die Bayernliga nicht so attraktiv ist?

Zietsch: Bei zwei Spielern hängt es mit dem Abstieg zusammen (Pascal Köpke, Danilo Dittrich, Anm. d. Red.), bei Pascal ltter nicht, denn er war ohnehin nicht für die „U 19“ eingeplant. Trotzdem bin ich überzeugt, dass wir das überbrücken können. Bei den nächsten Jahrgängen ist es so, dass in jedem Spieler dabei sind, die vom Grundpotenzial her die Fähigkeit haben, Profi zu werden. Aber das Entscheidende passiert in dem Altersbereich, in dem es darum geht, noch „U 19“-Spieler zu sein, bei der „U 23“ zu spielen und eventuell mit den Profis zu trainieren. Durch diesen Bereich müssen wir sie gut durchbringen, aber sie müssen auch bereit sein, den Weg konsequent mitzugehen.

Die Mentalität entscheidet

NZ: Was bei allem Talent in erster Linie eine Kopfsache ist.

Zietsch: Die Mentalität des Spielers ist das Entscheidende. Von daher richten wir natürlich darauf schon bei der Auswahlein großes Augenmerk . Allerdings kann man Entwicklungen schlecht voraussagen. Deshalb ist es auch ein sehr spannender Job! Am Ende des Tages ist es so, dass man sich als Spieler nicht zu sehr von außen beeinflussen lassen darf. Wenn das Vertrauen in den Verein, in die handelnden Personen nicht da ist, macht es keinen Sinn. Am Ende gehört ein bisschen Glück auch dazu. Zum Beispiel, ob bei den Profis auf der Position Bedarf besteht.Das sind Kleinigkeiten, die auch eine Rolle spielen.

NZ: Wie haben Sie bei der A-Jugend auf die Abgänge von Köpke und Dittrich reagiert? Mit welcher Mannschaft kann Trainer Pellegrino Matarazzo in die Runde gehen?

Zietsch: Wir haben darauf reagiert, indem wir vier Neuzugänge von außerhalb geholt haben, um auch einen gewissen Reiz zu setzen. Aktuell haben einen Kader von 22 Mann, je zur Hälfte Spieler der Jahrgänge 1995 und 1996. Das werden wir auch in Zukunft in dieser Größenordnung halten. Wir sind überzeugt, dass das ein Kader ist, der aufsteigen kann und auch sollte. Die Jungs müssen von Anfang an dieses Ziel vor Augen haben.

NZ: Wer kommt neu?

Zietsch: Es kommt Stefan Bergmeister von Red Bull Salzburg, Marco Gath vom FSV Erlangen-Bruck, Paul Niehaus vom FC Ingolstadt – außerdem kommt Alexander Toncic zurück, der vor zwei Jahren nach Wolfsburg gegangen ist.

NZ: Die Stürmer waren in den letzten Jahren die Problemzone...

Zietsch: Alle Vereine suchen Stürmer. Natürlich versuchen wir, Stürmer zu finden und zu entwickeln. Deshalb sagen wir auch im unteren Jugendbereich, wir wollen in jeder Mannschaft so viele Stürmer wie möglich haben. Wir fordern von unseren Trainern, lieber mit drei Stürmern zu spielen als mit zwei, um einfach so viele wie möglich auszubilden. Wir sind überzeugt, dass wir in der „U 19“, Stand heute, eine Qualität in der Offensive haben, die ausreichen müsste, um das Ziel direkter Wiederaufstieg zu erreichen.

Zietsch weiß: "Alle Vereine suchen Stürmer". F: Zink

NZ: Sie hatten im Winter für die A-Jugend nochmals vier Spieler verpflichtet. Derjenige dieses Quartetts, der am konstantesten gespielt hat, ist nicht mehr dabei, Daniel Stanese ist nach Augsburg gegangen. Yannick Nonnweiler, Maximilian Dittgen und David Spies hatten wohl entsprechende Verträge ausgehandelt, dass sie in der „U 23“ weitermachen können?

Zietsch: Es ist richtig, dass man die „U 19“-Spieler damals in erster Linie auch damit überzeugen konnte, dass man ihnen einen Einjahres-Anschlussvertrag bei der „U 23“ anbot. Aber alle drei haben das Potenzial, bei uns in der „U 23“ zu spielen. Bei Daniel Stanese war es anders. Da wusste man nicht genau, wie sich alles entwickelt, sowohl mit der Nationalmannschaft Kanadas als auch wie er sich in Deutschland zurechtfindet. Zum Zeitpunkt, als eine Entscheidung auf der Innenverteidigerposition anstand, war Florian Ballas (inzwischen zu Hannover 96 gewechselt, Anm. d. Red.) noch da. Dazu haben wir Manuel Bihr und Michael Ngadeu – und Noah Korczowsky von den Profis. Nachdem Flo Ballas nach Hannover gegangen ist, mussten wir reagieren und haben Jakob Zwerschke von Werder Bremen geholt.

Prinzen "weiß, was nötig ist um Profi zu werden"

NZ: Was gab den Ausschlag für Roger Prinzen als neuen „U23“-Trainer?

Zietsch: Seine Vita und sein Auftreten. Er war selbst Profi und weiß, was nötig ist, um Profi zu werden. Er war „U 23“-Trainer, er war Jugendtrainer, hat am Ende die „U 21“ von Liechtenstein trainiert. In den Gesprächen hatten wir bei ihm den besten Eindruck und das beste Gefühl.

NZ: Als Fußball-Lehrer arbeiten jetzt Prinzen, Tobias Zölle und der neue „U15“- Trainer im NLZ...

Zietsch: Der neue „U 15“ Co-Trainer! Thomas Brunner kommt als Assistenz-Trainer zu uns. Wir brauchten für die „U 15“ einen Assistenten für Jochen Strobel und freuen uns sehr, dass Tom bereit ist, diese Rolle auszufüllen.

NZ: Highlight zum Saisonausklang war der „U14“-Areva-Cup, auch wenn es vom Wetter her erstmals nicht ganz optimal war...

Zietsch: Natürlich. Es ist für uns immer wieder ein Highlight, wenn man in dem Altersbereich solche nationalen und internationalen Top-Mannschaften dabei hat. Natürlich ist es für uns inzwischen auch ein sehr positives Image, das wir uns erarbeitet haben – beim Areva-Cup wollen alle deutschen Vereine mitspielen. Und die Rückmeldungen von den ausländischen Vereinen sind auch sehr, sehr positiv.
Aufrufe: 06.7.2013, 11:27 Uhr
Philip Roser (Nürnberger Zeitung)Autor