2024-04-25T14:35:39.956Z

Turnier
Ob groß oder klein, Mann oder Frau, hell- oder dunkelhäutig: Hier waren alle willkommen. Foto: Bernd Rindle
Ob groß oder klein, Mann oder Frau, hell- oder dunkelhäutig: Hier waren alle willkommen. Foto: Bernd Rindle
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Wenn der FC Durcheinander gegen die Junginger Flitzer kickt

Internationales Integratives Fußballturniers in Wiblingen

Beim Jubiläum des Internationalen Integrativen Fußballturniers in Wiblingen herrschte eine Stimmung zwischen Sportfest und Rockfestival.

"Das hat megaspaß gemacht!“ Michael Kessler ist platt, aber glücklich. Und seine Mannschaft der „Unicorns Wilhelmsdorf“ außer Rand und Band. Während sich die einen Trikots vom Körper reißen, krönt sich der Torschütze mit einem Plastikeimer. So sehen Sieger aus! Zumindest, wenn sie das Internationale integrative Fußballturnier am Wiblinger Tannenhof gewonnen haben, das in der Szene längst einen herausragenden Stellenwert besitzt.

Nicht von ungefähr haben am Wochenende 30 Mannschaften aus ganz Deutschland dort ihre Zelte aufgeschlagen, was im übrigen wörtlich zu nehmen ist. Was eine Atmosphäre zwischen Sportfest und Rockfestival erzeugte, in der die Teilnehmer – ausschließlich Mannschaften, in denen Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam kicken – zwei Tage kurzweilig verbrachten. Für die kulturelle Erbauung sorgte am Samstagabend Gitarrist Andy Susemihl mit seinen „Superfriends“ beim umjubelten Open-Air-Konzert vor der Cafeteria.

Hoffen auf die Fortsetzung

„Wir sind davon total begeistert, es ist einfach eine runde Sache“, lobt Michael Kessler das Turnier. Und er muss es wissen, zumal er eben noch mit dem baden-württembergischen Landesteam, das er sichtet und zusammenstellt, Vierter bei den Deutschen Meisterschaften für Menschen mit mentaler Beeinträchtigung in Rostock geworden ist. In Wiblingen findet er das „Miteinander super“, die Atmosphäre „fair, richtig cool“ und hofft auf eine Wiederholung im kommenden Jahr.

Am Grinsen im Gesicht von Klaus Schneele könnte man die Bereitschaft zu einer Neuauflage ableiten. Seit 25 Jahren organisiert er federführend das Turnier, dessen Jubiläumsausgabe einmal mehr deutlich gemacht hat, dass die Binsenweisheit „Fußball verbindet“ umso wahrer wird, je mehr man sich der Basis, dem ursprünglichen Gedanken annähert. Eine Veranstaltung, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt, bringt auch das Beste des Menschen zum Vorschein. Die Fähigkeit zur Gemeinsamkeit ohne Vorteilsnahme, Neid oder Missgunst. Ungeachtet der körperlichen und geistigen Befindlichkeit, Religion oder Herkunft.

„Wir bringen alle Menschen zusammen“, definiert Klaus Schneele den pädagogischen Hintergrund. „Da kicken jetzt sogar Kinder mit. Nichtbehinderte lernen Behinderte kennen und umgekehrt. Und jeder lernt etwas dabei.“

Auch Jonas, einer von vielen ehrenamtlichen Helfern. „War echt super, ich finde es eine gute Sache hier.“ Über seine Ex-Freundin hatte er von dem Turnier erfahren und sich spontan entschieden, mitzuhelfen, zumal er bereits ein freiwilliges soziales Jahr beim Roten Kreuz hinter sich hat. „Das ist eine gute Einrichtung, es war schön zu sehen, wieviel Spaß die Leute hatten.“

Intelligentes Spielsystem

Was sich allein an den Team-Namen zeigt. Unter anderen gaben sich neben dem „FC Durcheinander“ ebenso die „Junginger Flitzer“ die Ehre, wie der „FC Promille“ oder die „Spaßkicker“. Für den fairen Modus sorgte ein eigens entwickeltes Spielsystem, dass es ermöglichte, dass bei den 112 Begegnungen immer nahezu gleichstarke Teams auf den zwei Kleinfeldern zehn Minuten lang aufeinander trafen. Professionell moderiert von Mitorganisator Peter Trefzger nahm das Turnier seinen Verlauf, an dessen Ende sich im Finale die Unicorns Wilhelmsdorf mit 1:0 gegen das Team des Oberlin-Hauses durchsetzten.

Die größte Verletzungsgefahr ging vom Promi-Neunmeterschießen zwischen Oberbürgermeister Gunter Czisch und Joachim Kiefer, dem Geschäftsführer der LWV Eingliederungshilfe, aus. Wo sich bei allem Talent zeigte, dass Czisch eigentlich Schlagzeuger ist.

Aufrufe: 027.6.2017, 08:19 Uhr
SWP / Bernd RindleAutor